BRD: Kein Wellness für NPD-Chef

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Der Slo­gan ist ein­fach, aber nicht immer pas­send: Nazis raus! Ja, wohin sol­len sie denn, die brau­nen Kame­ra­den? Als der Chef der NPD, Udo Voigt, Well­ness in einem Bran­den­bur­ger Hotel buch­te, da pass­te er aber .

Auch ein NPD-Chef will sich mal was gön­nen als Ent­span­nung für über­reiz­te Stimm­bän­der. Und so buch­te Voigt für sich und sei­ne Frau einen Kurz­ur­laub im Well­ness-Hotel. Zehn Tage vor Antritt des Urlaubs erteil­te der Hotel­di­rek­tor Haus­ver­bot und begrün­de­te dies damit, dass die poli­ti­sche Über­zeu­gung von Voigt nicht mit dem Ziel des Hau­ses, jedem Gast ein Wohl­fühl­er­leb­nis zu bie­ten, ver­ein­bar sei. Über­setzt: Beim Anblick von Voigt vergeht’s einem/einer!


Udo Voigt Bild­quel­le

Voigt woll­te sich das nicht bie­ten las­sen und klag­te – wegen Dis­kri­mi­nie­rung! Die Stra­te­gie könn­te er von der FPÖ abge­schaut haben. Das Land­ge­richt Frankfurt/Oder ent­schied jeden­falls, dass der Hotel­di­rek­tor zu Recht dem Nazi das Well­ness-Erleb­nis ver­wehrt habe. Der Ver­weis von Voigt auf das Gleich­be­hand­lungs­ge­setz grei­fe nicht, da die­ses zwar vor eth­ni­scher Dis­kri­mi­nie­rung schüt­ze, nicht aber vor welt­an­schau­li­cher: „Der deut­sche Gesetz­ge­ber hat das bewusst so gewollt, damit ins­be­son­de­re Anhän­ger rechts­ra­di­ka­len Gedan­ken­guts das Gesetz nicht dafür nut­zen, sich Zugang zu Geschäf­ten zu ver­schaf­fen, die ihnen aus aner­ken­nens­wer­ten Grün­den ver­wei­gert wur­den.“ (Salz­bur­ger Nach­rich­ten, 23.11.2010)

Der Kom­men­ta­tor in den „SN“, Mag. Alex­an­der War­zi­lek, setzt noch nach: „Die­ser Stand­punkt ist ver­ständ­lich. Mei­ner Ansicht nach wäre es para­dox, wenn Poli­ti­ker, die ich ihrer poli­ti­schen Arbeit Extrem­po­si­tio­nen ver­tre­ten und dabei immer wie­der auf Dis­kri­mi­nie­run­gen set­zen, von Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­ge­set­zen profitieren.“

Für Öster­reich gilt übri­gens eine ähn­li­che Geset­zes­la­ge. Der Unter­schied liegt in der Pra­xis. In Serfaus/Tirol, einem Dorf, in dem sich ein­zel­ne Hotels auf ortho­do­xe Juden und Jüdin­nen spe­zia­li­siert haben, wur­den in einem (ande­ren) Hotel jüdi­sche Gäs­te, die vom Nacht­por­tier auf­ge­nom­men wur­den, vom Hotel­chef wie­der raus­ge­wor­fen: „Ich will hier kei­ne Juden haben!“ (Die Süd­deut­sche berich­te­te aus­führ­lich über die­sen und einen vor­her­ge­hen­den Vor­fall aus Ser­faus.) Am nächs­ten Tag wur­de auch der Nacht­por­tier, der die Gäs­te gera­de auf ihr Zim­mer beglei­ten woll­te, entlassen.

Udo Voigt, der NPD-Chef ist in die Beru­fung gegen das Urteil des Land­ge­rich­tes gegan­gen, die Medi­en berich­te­ten über den Raus­schmiss und die Beru­fung. Von der Abwei­sung in Ser­faus heu­er berich­te­te nur die „SZ“. Ob die abge­wie­se­nen Gäs­te eine Kla­ge wegen eth­ni­scher bzw. reli­giö­ser Dis­kri­mi­nie­rung ein­ge­bracht haben, geht aus dem Bei­trag nicht hervor.