Vk.com ist das jüngste Fluchtprojekt von Neonazis und Rechtsextremen aus dem deutschsprachigen Raum. 2006 wurde das soziale Netzwerk, das sich äußerlich stark an Facebook anlehnt, von den Gebrüdern Pawel und Nikolai Durow gegründet. Ende 2014 hatte es nach eigenen Angaben über 240 Millionen registrierte Konten und war hauptsächlich in Russland, Kasachstan und Belarus (Weißrussland) verbreitet.
Strache auf vk.com
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Deutschsprachige User gibt es nicht erst seit den letzten Monaten auf vk.com, aber sie waren eine absolute Randgruppe mit Schmuddelimage: Neonazis, Pädophile und auch der Islamische Staat war dort mit etlichen Konten vertreten. Erst einige Wochen nach der Vertreibung des IS bei Facebook, Twitter und YouTube löschte vk.com die IS-Konten. Seither sind die Rechtsextremen aus dem deutschsprachigen Raum ziemlich allein und verlassen auf vk.com. Da kam die Aufregung um Facebook gerade recht. Das größte soziale Netzwerk war in Deutschland und Österreich etwas unter Druck geraten, weil es trotz eindeutiger Gesetzeslage kaum gegen Hasspostings vorging. FB reagierte mit etwas mehr Sperrungen und Löschungen – die Rechtsextremen riefen daraufhin zum großen Exodus von dem ihnen ohnehin verhassten „jüdischen“ „Fratzenbuch“ auf.
Auch in Österreich folgten einige dem Aufruf. Horst R. etwa, der – so wie einige andere Rechtsextreme und Neonazis – immer wieder mal von Facebook eine Sperre ausgefasst hat. Sogar der „Braune“ von Wels, Ludwig Reinthaler, ein Problembär auf FB , unterhält ein Konto bei vk.com und folgt dort auch Heinz Christian Strache. Strache? Was macht der auf vk.com? Auch Strache ist vor wenigen Wochen anscheinend dem allgemeinen Aufruf der Rechtsextremen gefolgt und hat sich auf dem russischen Netzwerk niedergelassen. Gleich mit drei Konten! Schließlich ist Strache nicht irgendwer! „HC-Strache“ und „HCStrache“ buhlen dort offensiv um die Gunst der UserInnen, während „heinzchristianstrache“ noch still auf seinen Einsatz wartet.
Horst fürchtet sich vor den Spionen auf vk.com
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Aber die Kontaktnahme auf vk.com ist selbst für Strache schwer. Während auf Facebook zumindest ein Teil seiner 330.000 Fans gierig jedem seiner Wortbrocken zujubelt, fällt die Unterstützung hier sehr gedämpft aus. 245 (Stand 23.3.16) folgen HC Strache, der sich offensichtlich einen anderen Empfang auf vk.com vorgestellt hat:
„Ich denke wir werden auch hier eine starke Freundschaftsgruppe aufbauen. Ähnlich wie auf Facebook mit 320.000 Freunden“.
Dieser Eintrag Straches ist vom 12. 2. , was einen seiner Fans am 24. 2. zu der eher galligen Bemerkung veranlasst:
„Also wenn hier schon 10 Tage keine Neuigkeiten geschrieben werden, wird’s schwer mit den 320.000 Freunden!“
Markus F. etwas gallig
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Der letzte Eintrag Straches stammt vom 13. Februar – und obwohl sich da Strache mit der zynischen Forderung nach einer „Rückführungskultur“ heftig bemüht, die versprengten Rechtsextremisten in vk.com-Exil hinter sich zu sammeln, bleibt das Echo mit 50 Likes zeimlich mau.
Nur Marco M. ist begeistert:
„Sehr geehrter Herr Strache, ich bin sehr erfreut Sie hier auf VKontakte zu sehen. Auf Facebook wurde ich alleine in diesem Jahr 4x gesperrt, das letzte Mal für 30 Tage. Ich werde Facebook sowieso bald verlassen. Ja, ich bin froh und dankbar dass Sie jetzt auch auf VKontakte sind. Ich hoffe dass Sie mich hier nicht blockieren werden, nur weil ich gewisse Zusammenhänge aufzeigen möchte.“
Wir haben da so unsere Ahnung, welche Zusammenhänge für Marco M. gewiss sind — und ein Blick auf Marcos FB-Konto bestätigt uns darin. Dort buchstabiert er „Nazis“ und ergeht sich in übelsten antisemitischen Verschwörungsphantasien.
Marco M buchstabiert Nazis
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Seit dem 13. Februar 2016 bleibt Strache auf vk.com wieder stumm. Es war ein sehr kurzer Frühling! Nur die Poster, die sich unter Straches Einträgen über „permanente Umerziehung“ und verdächtige Kontakte von Frauke Petry (AfD) nach Washington und Jerusalem austauschen, freuen sich, dass sie eine Plattform haben, wo sie von anderen gelesen werden. Der „Standard“, der in einem Beitrag für seine Printausgabe vom 22.3 über vk.com schreibt („Rechtsextreme verlassen Facebook“), erhält keine Antwort von der FPÖ-Pressestelle, warum sich Strache in dem russischen Netzwerk angesiedelt hat. Auch das ist eine Antwort!
Der Beitrag „Rechtsextreme verlassen Facebook“ ist hier abrufbar.