Der Star-Moderator, der wöchentlich auf Rossija 1 mit seiner Talkshow „Der Sonntagabend mit Wladimir Solowjow“ zu sehen ist, wurde hier schon vor einigen Wochen in den Beitrag „False Flag mit russischen Neonazis“ erwähnt, weil er nach Angaben des russischen Geheimdienstes FSB Zielperson eines Mordanschlags gewesen sein soll. Wir haben damals eine False-Flag-Aktion vermutet. Damit lagen wir ziemlich gut, wie einige Tage später in einem Bericht des „Stern“ süffisant die Patzer des FSB dargestellt werden. (Hinweis: Der „Stern“-Bericht enthält einen Link zu einem Video des FSB, das wirklich amüsant ist.)

Aber wir haben auch etwas übersehen: Wladimir Solowjow als den Regisseur der Semidoku „Mussolini. Der Untergang“. Das Filmchen wurde zwar schon 2013 produziert bzw. über Rossija 1 ausgestrahlt, damals aber wenig beachtet. Völlig zu Recht, denn seine Verschwörungserzählung war abgestandener Käse.
2020 berichteten dann die „Neue Zürcher Zeitung“ und das Projekt „EUvsDISINFO“ über eine freudig erregte Rezension des Journalisten Igor Molotov von Russia Today (RT) auf Telegram (TG). Während Molotov weder durch seine Beiträge für RT noch für jene auf TG besonders bekannt ist, hat der geschmeichelte Solowjow die Gelegenheit genutzt, sein mattes Filmchen noch einmal kräftig aufzupolieren, indem er Molotovs Rezension verbreitete, in der es in der englischen Übersetzung von „EUvsDisinfo” heißt: „Vladimir Solovyov has made a very important film. It is important because Il Duce is considered a maniac, and people do not know that fascism and the disgusting Nazism are different things. Mussolini was a brilliant man, giving the world a third path, on which Russia, in part, is moving.“

Mussolini wird also als brillanter Mensch bejubelt, der der Welt einen Dritten Weg gegeben habe, den jetzt – teilweise – Russland fortführt. Der Faschismus und der widerwärtige Faschismus seien ganz verschiedene Dinge, so Molotov in seiner Rezension, in der er dann Mussolini auch noch als Straßenbauer hochleben lässt.

Der Retweet des geschmeichelten Solowjow hat das profaschistische Geschreibsel Molotovs und damit die unverhohlene Sympathie beider für den Faschismus in die öffentliche Debatte gebracht. Alexej Navalny ließ über Twitter einen sarkastischen Tweet verbreiten, in dem es heißt: „Ich hoffe, dass Wladimir Solowjow, wenn er mich nächstes Mal wieder einen Nazi nennt, mit „Benitos treuer Sohn“ unterzeichnen wird.“

Von rechtsextremen russischen Medien wie Geopolitica oder Katehon kam natürlich Unterstützung für das Loblied auf den Faschismus, während die offizielle russische Linie eher auf die Position setzt, dass zwischen Nationalsozialismus und Faschismus große Unterschiede seien. Solowjow wiederum ebnete die Unterschiede wieder ein, indem er im Februar 2021 Adolf Hitler als einen „sehr mutigen Menschen“ bezeichnete, der im Ersten Weltkrieg eine „tapfere“ Leistung als Soldat vollbracht habe – das Gegenteil davon ist wahr!
Die ziemlich beliebig revisionistischen, allesamt rechtsextremen, oft auch antisemitischen Äußerungen zu Faschismus und Nationalsozialismus häufen sich – von Außenminister Lawrow über Solowjow bis zu Dugin oder dem Portal „News Front“, das aus der annektierten Krim braunen Unrat absondert.
