Für die ursprüngliche Serie „Zeugen – Aussagen zum Mord an einem Volk“ hatte Filmemacher Karl Fruchtmann in Polen und Israel Gespräche mit 60 Zeitzeug*innen geführt. Darunter der Künstler Jehuda Bacon, der sich in Theresienstadt Gesichtszüge der Täter so genau einprägt, dass seine Zeichnungen später beim Prozess gegen Adolf Eichmann als Beweismittel herangezogen werden. Aus all diesen Interviews schnitt Fruchtmann zweimal zwei Stunden Film zusammen, das Material im Archiv von Radio Bremen beträgt aber insgesamt wohl mindestens 80 Stunden Gespräche und Erinnerungen. Bisher konnte aus finanziellen Gründen nur der Ton vollständig digitalisiert werden.
Die Dokumentation „Wie der Holocaust ins Fernsehen kam“ von Susanne Brahms und Rainer Krause wiederum ist eine Art „Making of“ dieser Interviews, sie zeigt kurze Ausschnitte bislang unveröffentlichten Materials und Einblicke, wie die Macher mit den belastenden Gesprächen klargekommen sind. Die Aufarbeitung trifft einen eigenen Ton und zeigt, wie man den Schrecken der Zeit für ein heutiges Publikum sichtbar machen kann: Erinnerungen und biografische Details werden in berührenden Animationen des Künstlers Vincent Burmeister umgesetzt. (SWR)
Zeugen – Wie der Holocaust ins Fernsehen kam (ARD 2021, 43‘43“)