Neonazi und Schoahleugner Ernst Zündel verstorben

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Ver­gan­ge­nen Sams­tag, am 5.8., ist Ernst Zün­del im Alter von 78 Jah­ren in Wild­bach im Schwar­wald gestor­ben. Der Autor und Ver­le­ger neo­na­zis­ti­scher Schrif­ten war eines der bekann­tes­ten Gesich­ter der inter­na­tio­na­len Geschichtsfälscher-Szene.

Zün­del leb­te von 1958 bis 2005 in Mont­re­al und Toron­to. Sein Erst­lings­werk “The Hit­ler We Loved and Why” publi­zier­te er unter dem Pseud­onym Chris­tof Fried­rich in sei­nem Ver­lag Sami­s­dat Publishers. Es folg­ten wei­te­re Bücher und Pam­phle­te, wel­che die Scho­ah zu leug­nen und neo­na­zis­ti­sches Gedan­ken­gut zu ver­brei­ten ver­such­ten. In Kana­da stellt dies kei­ne straf­ba­re Hand­lung dar, des­halb sah sich Zün­del die längs­te Zeit sei­nes Lebens, trotz stei­gen­der Popu­la­ri­tät in der Neo­na­zi-Sze­ne, mit rela­tiv wenig staat­li­cher Repres­si­on kon­fron­tiert. Ende der 1990er Jah­re flüch­te­te er in die USA, um Ermitt­lun­gen der Cana­di­an Human Rights Com­mi­si­on zu ent­ge­hen und wur­de 2003 wegen Über­schrei­tung sei­nes Visums wie­der nach Kana­da abge­scho­ben. In Deutsch­land wur­de mitt­ler­wei­le ein Haft­be­fehl gegen Ernst Zün­del erlas­sen — wegen Vor­wurfs der Volks­ver­het­zung. 2005 wur­de er nach Deutsch­land aus­ge­lie­fert und blieb bis zum Pro­zess­auf­takt im Jahr 2007 in Untersuchungshaft.

Der Prozess

Es folg­te eine wahn­wit­zi­ge Pro­zess­pos­se, die vor Allem durch Zün­dels Anwäl­t_in­nen-Team, zu einem neo­na­zis­ti­schen Schau­spiel son­ders­glei­chen wur­de. Anders als im Wie­der­be­tä­ti­gungs­pro­zess gegen David Irving in Wien, bei wel­chem der Holo­caust­leug­ner_in­nen-Sze­ne eine emp­find­li­che Nie­der­la­ge zuge­fügt wer­den konn­te und Irving dar­auf­hin eini­ges an Cre­di­bi­li­ty ein­bü­ßen muss­te, ging die Stra­te­gie Zün­dels und sei­ner Anwält_innen, den Pro­zess in Mann­heim als Büh­ne für ihr men­schen­ver­ach­ten­des Welt­bild zu nut­zen, trau­ri­ger­wei­se auf. Wäh­rend die pro­mi­nen­tes­ten Ver­tre­ter Zün­dels, Lud­wig Bock und Jür­gen Rie­ger, ihre Plä­doy­ers nutz­ten um Pas­sa­gen aus “Mein Kampf” zu zitie­ren oder selbst die Fak­ti­zi­tät der Scho­ah in Fra­ge zu stel­len, war es vor allem die bis dahin rela­tiv unbe­kann­te Anwäl­tin Syl­via Stolz, wel­che auf sich auf­merk­sam mach­te. Sie unter­zeich­ne­te zum Bei­spiel Gerichts­do­ku­men­te mit “Heil Hit­ler” oder stell­te den bei­den Schöf­fen, im Fal­le einer Ver­ur­tei­lung Zün­dels die Todes­stra­fe wegen “Volks­ver­leum­dung” in Aus­sicht. Sie wur­de vom Ver­fah­ren aus­ge­schlos­sen und spä­ter selbst wegen Leug­nung der Scho­ah verurteilt.

Mit Her­bert Schal­ler war einer der bekann­tes­ten Anwält_innen aus der öster­rei­chi­schen Neo­na­zi-Sze­ne am Zün­del-Pro­zess betei­ligt. Die­se brei­te Unter­stüt­zung, auch Horst Mahler gas­tier­te zwi­schen­zei­tig im Ver­hand­lungs­saal, spie­gelt die Bedeu­tung Ernst Zün­dels für die deutsch­spra­chi­ge Neo­na­zi-Sze­ne deut­lich wider. Er wur­de 2007 zu einer 5 Jäh­ri­gen Haft­stra­fe ver­ur­teilt. Unter Berück­sich­ti­gung der 2 Jäh­ri­gen U‑Haft, wur­de Zün­del 2010 ent­las­sen und trat wie­der ver­mehrt in der deut­schen Neo­na­zi-Sze­ne auf.