„Zuerst“ ist das Nachfolgeorgan des faschistischen Zeitschrift „Nation und Europa“, die 1951 von SS-Sturmbannführer Arthur Ehrhardt und SA-Obersturmführer Herbert Böhme gegründet worden war. 2009 erwarb der rechtsextreme Verleger Dietmar Munier die Zeitschrift und wandelte sie in „Zuerst“ um, mit dem Ziel, sie in magazinhafter Aufmachung, zeitgemäßeren Sprachregelungen und über breiten Vertrieb als rechtsextremes Massenmedium zu positionieren.
Während Gudenus’ Partei nicht müde wird, in Bezug auf die österreichische Bundespräsidentschaftswahl allerlei Manipulation herbeizufabulieren, offenbart der Wiener Vizebürgermeister im Interview, dass auch Freiheitliche durchaus „lupenreine” Wahlgänge kennen – namentlich das Referendum auf der Krim 2014. Diesem hatte Gudenus zusammen mit Parteikollegen Johannes Hübner und anderen europäischen Rechtsextremisten schon als Wahlbeobachter das Siegel demokratischer Unbedenklichkeit verliehen. Sein Eindruck, erklärt er ihm Interview, sei ein „durchaus positiver“ gewesen. „Ich hatte nicht das Gefühl, daß die Menschen auf der Krim zu irgend etwas gezwungen würden, daß, wie kolportiert, irgendwo russisches Militär stand und die Einwohner mit vorgehaltenen Waffen zu den Wahlurnen trieb.“ Die Nicht-Anerkennung des Referendums von EU-Seite kann Gudenus sich folglich nur mit Brüsseler Skepsis gegenüber „(d)irekte® Demokratie“ erklären. Diese stünde nämlich dem von Gudenus durchschauten Masterplan der Union entgegen, „die Völker Europas aufzulösen“, um eine „Diktatur der EU-Lobbys und der Großkonzerne“ zu errichten.
„Probleme mit demokratischen Gepflogenheiten“ ortet „Zuerst“ durchaus – allerdings nicht bei auf der Krim oder bei Annexionsapologet Gudenus, sondern bei Alexander van der Bellen (S. 38). Bei dessen Wahl zum Bundespräsidenten wurden zwar um Unterschied zum Krim-Referendum keine Manipulationen evident, dafür war bekanntlich der Ausgang nicht nach dem Gusto Gudenus’ und seiner Interviewer.
Wie jede „Zuerst“-Ausgabe enthält auch die Juli-Nummer Inserate für die österreichischen rechtsextremen Zeitschriften „Aula“ und „Zur Zeit“.