Ein Volk und sein Führer

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HC Stra­che hat sich auf Face­book über sein poli­ti­sches Selbst­ver­ständ­nis als … (ja, als was eigentlich?)…als Füh­rer, als Staa­ten­len­ker, als „Volk(befehls)sempfänger“ (copy­right: Vol­ker Plass) geäu­ßert. Das Foto dazu zeigt einen sau­er­töp­fisch bis gran­tig bli­cken­den Stra­che, der vor einer öster­rei­chi­schen Flag­ge sei­ne Hän­de auf einem Glas­tisch fest­hält. So deut­lich wie nie behaup­tet der Chef der Blau­en eine Iden­ti­tät zwi­schen sich und „sei­nem“ Volk.

Das Inter­net bie­tet unzäh­li­ge Psycho-Rat­ge­ber für Per­so­nen, die das Pro­blem haben, es allen ande­ren Recht machen zu wol­len, sich dabei aber ver­ges­sen. Es wäre daher durch­aus sinn­voll, sich etwas näher mit dem Pro­fil einer Per­sön­lich­keit zu beschäf­ti­gen, die von sich behaup­tet, dass sie so sein muss, wie ihr Volk es von ihr verlangt.

Die­ser Teil des Stra­che-Sat­zes ist übri­gens von Wla­di­mir Putin geklaut. „Ich muss so sein, wie mein Volk es von mir erwar­tet“, hat der sei­nem Inter­view­er geant­wor­tet – in Abgren­zung zu Vor­stel­lun­gen, er sol­le sich und sei­ne Poli­tik am Wes­ten orientieren.


Screen­shot facebook.com
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Stra­che sagt und meint aber mehr:

„Ich muß nicht so sein, wie die ande­ren Par­tei­en es von mir ver­lan­gen, ich muß so sein wie mein Volk es von mir ver­langt!“.

Als Putin sei­nen Satz sag­te, war er gera­de noch Minis­ter­prä­si­dent und kan­di­dier­te wie­der als Staats­prä­si­dent – ohne ernst­haf­te Gegen­kan­di­da­ten. Nie­mand nimmt an, dass Putin das tut, was ande­re Par­tei­en von ihm verlangen.

Schon der Ver­gleich mit Putin ist in vie­ler­lei Hin­sicht eine Anma­ßung, aber wesent­lich an Stra­ches Satz ist, dass er sich und „sein Volk“ in einen Gegen­satz bringt zu den „ande­ren Par­tei­en“, die von ihm etwas ver­lan­gen, was er nicht will, weil er so sein muss wie sein Volk es von ihm verlangt.

Las­sen wir hier außer Betracht, dass die Kate­go­rie „Volk“ meh­re­re Inter­pre­ta­tio­nen offen­lässt. Staats­volk, Wahl­volk, deut­sche Volks­ge­mein­schaft. Kommt nicht von unge­fähr, son­dern aus den Pro­gram­men der FPÖ!

Was Stra­che behaup­tet, ist nichts ande­res als dass es einer­seits einen ein­hel­ti­chen Volks­wil­len gibt, und auf der ande­ren Sei­te Par­tei­en, die im Gegen­satz dazu ste­hen. Par­tei­en sind — in der Vor­stel­lung von Stra­che – gegen den Volks­wil­len, gegen das, was ein Volk (wel­ches auch immer) von einem an der Spit­ze ver­langt, der die­ses Ver­lan­gen umset­zen muss.

Das – ist mit Ver­laub – sehr nahe an den Vor­stel­lun­gen von „ger­ma­ni­scher Demo­kra­tie“, wie sie Adolf Hit­ler in „Mein Kampf“ for­mu­liert hat:

„Dem steht gegen­über die wahr­haf­ti­ge ger­ma­ni­sche Demo­kra­tie der frei­en Wahl des Füh­rers mit des­sen Ver­pflich­tung zur vol­len Über­nah­me aller Ver­ant­wor­tung für sein Tun und Las­sen“.

In Mey­ers Lexi­kon aus 1937 wer­den die knap­pen Aus­füh­run­gen von Hit­ler, in denen immer der schar­fe Gegen­satz der „ger­ma­ni­schen Demo­kra­tie“ zur par­la­men­ta­ri­schen mit ihrem Par­tei­en­sys­tem betont wird, etwas brei­ter ausgeführt:

„Gewählt und getra­gen durch das gan­ze Volk ist der erko­re­ne Füh­rer nur die­sem dienst­bar und ver­ant­wort­lich. Dem gan­zen Volk und sei­ner Geschich­te gegen­über trägt er die abso­lu­te Ver­ant­wor­tung.“ (zitiert nach Cor­ne­lia Schmitz-Ber­ning, Voka­bu­lar des Natio­nal­so­zia­lis­mus).

Was die Hal­tung zu den „ande­ren“ Par­tei­en , zum Par­la­men­ta­ris­mus ins­ge­samt betrifft, grei­fen wir noch ein­mal auf Hit­lers Vor­stel­lun­gen von „ger­ma­ni­scher Demo­kra­tie“ in „Mein Kampf“zurück:

„Die jun­ge Bewe­gung ist ihrem Wesen und ihrer inne­ren Orga­ni­sa­ti­on nach anti­par­la­men­ta­risch, d.h. sie lehnt im all­ge­mei­nen wie in ihrem eige­nen inne­ren Auf­bau ein Prin­zip der Majo­ri­täts­be­stim­mung ab, in dem der Füh­rer nur zum Voll­stre­cker des Wil­lens und der Mei­nung ande­rer degra­diert wird“.

Und jetzt noch ein­mal zum Ver­gleich Strache:

„Ich muß nicht so sein, wie die ande­ren Par­tei­en es von mir ver­lan­gen, ich muß so sein wie mein Volk es von mir verlangt!“