Strache im russischen Netzwerk

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Ist das rus­si­sche sozia­le Netz­werk vk.com das neue Face­book für Neo­na­zis und ande­re Rechts­extre­me? Mar­kus R., der gera­de in Krems wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung ver­ur­teilt wor­den ist, war schon vor Jah­ren dort ver­tre­ten. Stra­che hat sich erst vor weni­gen Wochen dort nie­der­ge­las­sen. Seit Face­book etwas mehr Akti­vi­tät gegen Hass­pos­tings ent­wi­ckelt, rufen Rechts­extre­me und Neo­na­zis zur Flucht nach Russ­land auf.

Vk.com ist das jüngs­te Flucht­pro­jekt von Neo­na­zis und Rechts­extre­men aus dem deutsch­spra­chi­gen Raum. 2006 wur­de das sozia­le Netz­werk, das sich äußer­lich stark an Face­book anlehnt, von den Gebrü­dern Pawel und Niko­lai Durow gegrün­det. Ende 2014 hat­te es nach eige­nen Anga­ben über 240 Mil­lio­nen regis­trier­te Kon­ten und war haupt­säch­lich in Russ­land, Kasach­stan und Bela­rus (Weiß­russ­land) verbreitet.


Stra­che auf vk.com
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Deutsch­spra­chi­ge User gibt es nicht erst seit den letz­ten Mona­ten auf vk.com, aber sie waren eine abso­lu­te Rand­grup­pe mit Schmud­del­image: Neo­na­zis, Pädo­phi­le und auch der Isla­mi­sche Staat war dort mit etli­chen Kon­ten ver­tre­ten. Erst eini­ge Wochen nach der Ver­trei­bung des IS bei Face­book, Twit­ter und You­Tube lösch­te vk.com die IS-Kon­ten. Seit­her sind die Rechts­extre­men aus dem deutsch­spra­chi­gen Raum ziem­lich allein und ver­las­sen auf vk.com. Da kam die Auf­re­gung um Face­book gera­de recht. Das größ­te sozia­le Netz­werk war in Deutsch­land und Öster­reich etwas unter Druck gera­ten, weil es trotz ein­deu­ti­ger Geset­zes­la­ge kaum gegen Hass­pos­tings vor­ging. FB reagier­te mit etwas mehr Sper­run­gen und Löschun­gen – die Rechts­extre­men rie­fen dar­auf­hin zum gro­ßen Exodus von dem ihnen ohne­hin ver­hass­ten „jüdi­schen“ „Frat­zen­buch“ auf.

Auch in Öster­reich folg­ten eini­ge dem Auf­ruf. Horst R. etwa, der – so wie eini­ge ande­re Rechts­extre­me und Neo­na­zis – immer wie­der mal von Face­book eine Sper­re aus­ge­fasst hat. Sogar der „Brau­ne“ von Wels, Lud­wig Rein­th­a­ler, ein Pro­blem­bär auf FB , unter­hält ein Kon­to bei vk.com und folgt dort auch Heinz Chris­ti­an Stra­che. Stra­che? Was macht der auf vk.com? Auch Stra­che ist vor weni­gen Wochen anschei­nend dem all­ge­mei­nen Auf­ruf der Rechts­extre­men gefolgt und hat sich auf dem rus­si­schen Netz­werk nie­der­ge­las­sen. Gleich mit drei Kon­ten! Schließ­lich ist Stra­che nicht irgend­wer! „HC-Stra­che“ und „HCStra­che“ buh­len dort offen­siv um die Gunst der Use­rIn­nen, wäh­rend „heinz­chris­ti­an­s­tra­che“ noch still auf sei­nen Ein­satz wartet.


Horst fürch­tet sich vor den Spio­nen auf vk.com
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Aber die Kon­takt­nah­me auf vk.com ist selbst für Stra­che schwer. Wäh­rend auf Face­book zumin­dest ein Teil sei­ner 330.000 Fans gie­rig jedem sei­ner Wort­bro­cken zuju­belt, fällt die Unter­stüt­zung hier sehr gedämpft aus. 245 (Stand 23.3.16) fol­gen HC Stra­che, der sich offen­sicht­lich einen ande­ren Emp­fang auf vk.com vor­ge­stellt hat:

„Ich den­ke wir wer­den auch hier eine star­ke Freund­schafts­grup­pe auf­bau­en. Ähn­lich wie auf Face­book mit 320.000 Freun­den“.

Die­ser Ein­trag Stra­ches ist vom 12. 2. , was einen sei­ner Fans am 24. 2. zu der eher gal­li­gen Bemer­kung veranlasst:

„Also wenn hier schon 10 Tage kei­ne Neu­ig­kei­ten geschrie­ben wer­den, wird’s schwer mit den 320.000 Freunden!“


Mar­kus F. etwas gallig
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Der letz­te Ein­trag Stra­ches stammt vom 13. Febru­ar – und obwohl sich da Stra­che mit der zyni­schen For­de­rung nach einer „Rück­füh­rungs­kul­tur“ hef­tig bemüht, die ver­spreng­ten Rechts­extre­mis­ten in vk.com-Exil hin­ter sich zu sam­meln, bleibt das Echo mit 50 Likes zeim­lich mau.

Nur Mar­co M. ist begeistert:

„Sehr geehr­ter Herr Stra­che, ich bin sehr erfreut Sie hier auf VKon­tak­te zu sehen. Auf Face­book wur­de ich allei­ne in die­sem Jahr 4x gesperrt, das letz­te Mal für 30 Tage. Ich wer­de Face­book sowie­so bald ver­las­sen. Ja, ich bin froh und dank­bar dass Sie jetzt auch auf VKon­tak­te sind. Ich hof­fe dass Sie mich hier nicht blo­ckie­ren wer­den, nur weil ich gewis­se Zusam­men­hän­ge auf­zei­gen möchte.“

Wir haben da so unse­re Ahnung, wel­che Zusam­men­hän­ge für Mar­co M. gewiss sind — und ein Blick auf Mar­cos FB-Kon­to bestä­tigt uns dar­in. Dort buch­sta­biert er „Nazis“ und ergeht sich in übels­ten anti­se­mi­ti­schen Verschwörungsphantasien.


Mar­co M buch­sta­biert Nazis
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Seit dem 13. Febru­ar 2016 bleibt Stra­che auf vk.com wie­der stumm. Es war ein sehr kur­zer Früh­ling! Nur die Pos­ter, die sich unter Stra­ches Ein­trä­gen über „per­ma­nen­te Umer­zie­hung“ und ver­däch­ti­ge Kon­tak­te von Frau­ke Petry (AfD) nach Washing­ton und Jeru­sa­lem aus­tau­schen, freu­en sich, dass sie eine Platt­form haben, wo sie von ande­ren gele­sen wer­den. Der „Stan­dard“, der in einem Bei­trag für sei­ne Print­aus­ga­be vom 22.3 über vk.com schreibt („Rechts­extre­me ver­las­sen Face­book“), erhält kei­ne Ant­wort von der FPÖ-Pres­se­stel­le, war­um sich Stra­che in dem rus­si­schen Netz­werk ange­sie­delt hat. Auch das ist eine Antwort!

Der Bei­trag „Rechts­extre­me ver­las­sen Face­book“ ist hier abrufbar.