Generalfeldmarschall Schörner, der von Hitler in seinem Testament noch zum Oberbefehlshaber des Heeres bestimmt wurde, versuchte wenige Tage nach Hitlers Selbstmord in Zivilkleidung unterzutauchen, wurde aber von amerikanischen Truppen gefangen genommen und an die Sowjetunion ausgeliefert, wo er zwar zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, aber schon 1955 entlassen wurde.
Helmut H., der sich GFM (für Generalfeldmarschall) Schörner nannte, war ebenfalls ein überzeugter Nationalsozialist. Angeklagt war er jetzt wegen der NS-Wiederbetätigung, die er 2006 (!) im größten Neonazi-Portal, auf „thiazi“ betrieben hat. Dort war er Mitglied in der geheimen Untergruppe NSPF.
Laut Anklage hat er dort 2006 neun einschlägige Meldungen abgesetzt. Die haben ihn jetzt vor Gericht gebracht. Der Grund, warum so spät gegen ihn verhandelt wurde, liegt ganz offensichtlich darin, dass die deutschen Ermittlungsbehörden das Material, das sie nach der Schließung von „thiazi“ gefunden haben, nach Sichtung und Auswertung an den österreichischen Verfassungsschutz weitergereicht haben. Das dauerte, führte aber schon in den letzten Monaten zu einigen Strafprozessen und soll noch zu mehr als 20 weiteren führen.
Das Material über den User „GFM Schörner“ könnte allerdings auch aus den Beständen von „altermedia“ stammen. Dieses Neonazi-Forum wurde ebenfalls von den deutschen Behörden kurzfristig hops genommen, ist aber wieder online. „GFM Schörner“ war jedenfalls in beiden Nazi-Foren dabei – und auch noch in anderen.
Natürlich wäre es denkbar, dass der „GFM Schörner“ von „thiazi“ bzw. dem „Nationalsozialisten-Privatforum“ nicht ident ist mit dem „GFM Schörner“ von „altermedia“. Allerdings schrieb er selbst auf „thiazi“, dass er auch auf „altermedia“ aktiv ist (27.8.06, NSPF: „Ich habe vor einigen Tagen einen langen Beitrag auf Altermedia geschrieben, als es um das Versagen der NPD und Mißstände ging.“) Gefunden haben wir ihn auch in einem Meidlinger Forum. Das passt in mehrfacher Hinsicht: zum einen, weil Helmut H. ein Wiener ist, zum anderen, weil er ein rabiater Antisemit ist und drittens, weil er sicher nicht nur 2006 aktiv war.
Beispiel eines Postings aus dem NSPF von Thiazi von „GFM Schörner”. Auch Mjölnir ist bekannt
Im Meidlinger Forum schrieb er 2008 einem anderen: „Was machen sie auf einer Judenhochzeit, noch dazu in einer Synagoge? Haben sie überhaupt kein bischen (sic!) Ehre im Leib?“ Wenn der GFM Schörner von Thiazi aber der Schörner von Altermedia und vom Meidlinger Forum ist, dann sind weder Anklage noch Verteidigung stimmig.
Die Anklage spricht laut „Standard“ (19.11.15) von neun Postings des „GFM Schörner“. Tatsächlich waren es aber Aberdutzende Postings –allein im NSPF! „GFM Schörner“ nahm zu allem und jedem, was einen Nazi besonders beschäftigt, Stellung. So wollte er von den anderen Nazis im Forum wissen, ob sie an den Holocaust glauben und startete eine Umfrage. Gleichzeitig machte er sich lustig über die „Holo-Seifengeschichte“ und dachte für die Zukunft weiter: „in dem Moment, wo das deutsche Volk zu sich finden sollte, besteht für den Juden die Gefahr, daß es ihn jederzeit wieder so sehen könnte wie er wirklich ist…. langfristig kann es nie wieder eine Koexistenz dieser zwei Pole geben. Entweder der Jude, oder das deutsche Volk.”
Vor Gericht gab sich der Neonazi geläutert –alles ganz lange zurück. Mittlerweile, so der Angeklagte, habe er reflektiert, habe dazugelernt, eine Ausbildung zum Diplomingenieur gemacht. Dazu hat er 2006 auch schon eine Meinung gehabt: „Es ist viel besser, wenn jemand als überzeugter NSler eine gute Stellung hat, wie wenn ein Nicht-NSler diese Stellung bekleidet. Vom Juden lernen heißt Siegen lernen, heißt Einfluß gewinnen. (…) Unser Ziel muß es sein, nach oben zu kommen. Gerade auch im Feindsystem!“ (19.11.06, NSPF)
Die Einträge im NSPF auf „thiazi” unter dem Namen „GFM Schörner“ enden 2006. Was dafür maßgeblich war bzw. ob er unter anderem Nickname weitergepostet hat, ist unklar. Bei „altermedia“ ist „GFM Schörner“ aber noch 2011 aktiv: „Sie sagen es ja selbst: der Jude tritt für “Multikulti” aus purem Eigennutz als Minderheit ein. Dort, wo der Jude als Minderheit lebt, tritt er für Völkermord durch Masseneinwanderung und Durchrassung ein.“
Der „Standard” schreibt in seinem Bericht über den Prozess:
Linksliberal ist H. noch immer nicht. Von Beisitzer Georg Olschak wird er etwas in die Enge getrieben, als es um die Attentäter vom 20. Juli 1944 geht oder um die Frage, wie viele Menschen im Holocaust vernichtet wurden. H. würde sich schon mehr Diskussionen über Details wünschen. Dass es die Shoa ebenso wie Gaskammern gegeben hat, bejaht er aber, ohne zu zögern.
Das Geschworenengericht erkennt Helmut H. der NS-Wiederbetätigung einstimmig für schuldig. Die Haftstrafe von 16 Monaten bedingt ist bereits rechtskräftig.