Was genau bei dem Match passiert ist und in welcher Abfolge, das werden wohl strafrechtliche Ermittlungen bzw. ein Gericht klären müssen. Der Präsident des Tiroler Fußballverbandes, Josef Geisler, selbst ein Richter, will noch weitere Stellungnahmen abwarten. Die vorliegenden Stellungnahmen bzw. Medienberichte haben bei ihm jedenfalls Eindruck hinterlassen: „Mir ist beim Frühstück fast der Kaffee aus der Hand gefallen, als ich diese Geschichte gelesen habe“, erzählte er der Tiroler Tageszeitung (tt.com, 6.10.15).
Nicht mehr als 20 ZuschauerInnen waren anwesend bei dem Match des SV Scharnitz gegen den FC Sans Papiers, das die Scharnitzer mit 6:0 gewannen. Unter den Anwesenden war allerdings auch eine Redakteurin der TT und ein Redakteur des Fußballportals fanreport.com, der in seinem Bericht über das Spiel feststellte: „Wenig Fußball – viel Hass”
Bericht TT
Einige Scharnitzer Spieler und Zuschauer „sorgten für eine der dunkelsten Stunden im Tiroler Unterhaus-Fußball“, beginnt der Bericht, worin ausgeführt wird:
Beinahe jeder Pfiff des Unparteiischen wurde von den knapp 20 Zusehern lautstark kommentiert und immer öfter schlichen sich auch gehässige Bemerkungen gegen die Gäste ein. Von „Neger” bis „Kameltreiber” und weitaus schlimmeren Ausdrücken war die Rede, ehe die Situation in der 72. Spielminute erstmals eskalierte.
Im Bericht von fanreport.com werden dann sehr exakt und detailliert auch die Namen jener Scharnitzer Spieler genannt, die mit unfassbaren rassistischen Äußerungen und Aktionen aufgefallen sind. „Ihr Schmarotzer gehört alle angezündet“, hieß es da etwa. Auch von „Verrätern“ unter den Einheimischen war da die Rede. Nach dem Spiel ging es weiter mit Spuckattacken und Drohungen.
Fanreport.at auf Facebook
Die Innsbrucker Gemeinderätin Angela Eberl (SPÖ), Obfrau des FC Sans Papiers, hat jedenfalls eine Sachverhaltsdarstellung angekündigt: „Wenn ein gewisser Spieler vom Anzünden spricht und meinem Sohn gegenüber offen zugibt, dass er ein Rassist ist, dann sind wir mehr als nur einen Schritt zu weit!” (fanreport.com)
Der SV Scharnitz musste nach den ersten Berichten in der TT und im Fanreport seine Facebook-Seite wegen eines beachtlichen Shitstorms vom Netz nehmen. Mittlerweile gibt es eine Erklärung der Scharnitzer, in der sich der Verein ganz allgemein von fremdenfeindlichen Aussagen distanziert und auf die – tatsächlich beachtliche – Integrationsarbeit der Gemeinde und von engagierten BürgerInnen verweist. 37 Flüchtlinge werden derzeit in Scharnitz betreut, und bald sollen es noch mehr werden, schreibt der SV Scharnitz. Höchste Zeit also, dass der SV Scharnitz in den eigenen Reihen für klare Verhältnisse sorgt!