Wiener Neustadt: Fremdenfeindliche Attacke (I)

In der Nacht von Don­ner­stag auf Fre­itag, 24. Juli, kam es in Wiener Neustadt vor der Unterkun­ft für Flüchtlinge in der Are­na Nova zu ein­er Schus­sat­tacke, bei der eine Gruppe von Asyl­wer­bern mit Soft-Gun-Muni­tion beschlossen und ver­let­zt wurde. Die Täter, die rel­a­tiv schnell von der Polizei aus­ge­forscht wer­den kon­nten, sind vier junge Män­ner im Alter von 18 bis 20 Jahren, die bei ihrer Vernehmung frem­den­feindliche Motive angaben.

Schon in der Nacht auf Don­ner­stag wurde an der gle­ichen Stelle auf einen Mope­d­fahrer geschossen. Dieser Schuss ver­an­lasste den Wiener Neustädter Bürg­er­meis­ter Klaus Schnee­berg­er (ÖVP) zu ein­er ziem­lich küh­nen Schlussfol­gerung: „Da es sich bei anderen von den Tätern verübten Anschlä­gen offen­sichtlich nicht um Opfer aus­ländis­ch­er Herkun­ft han­delt, dürften diese über­wiegend keinen frem­den­feindlichen Hin­ter­grund haben.“ (OTS, 24.7.2015)

Andere, wie das Recht­saußen-Mag­a­zin „Erstaunlich“, fab­u­lierten selb­st zu einem Zeit­punkt, als die Staat­san­waltschaft schon längst das frem­den­feindliche Motiv der Täter bestätigt hat­te, noch von ein­er ange­blichen Fehde unter Men­schen­schlep­pern bzw. unter den Flüchtlin­gen selbst:

Da wird es sich doch um keine Rival­ität unter Men­schen­schlep­per [sic!] gehan­delt haben, wo ein­er dem anderen den Gewinn aus der men­schlichen Fuhre nei­dig war und deshalb auf die Flüchtlinge geschossen hat? Oder sog­ar möglicher­weise um Stre­it­igkeit­en unter Flüchtlin­gen, die ihr Prob­lem in dieser Art lösen woll­ten? Die Fra­gen stellen sich deshalb, da schon einige Täter dingfest gemacht wer­den kon­nten und die Sys­temme­di­en deren Nation­al­ität nicht preis geben. („Erstaunlich“ auf Facebook)

Völ­lig unge­niert wird da nicht nur ent­ge­gen aller bekan­nten Fak­ten bösar­tig spekuliert, son­dern zur Drauf­gabe auch noch der ein­schlägig belastete Begriff der ‚Sys­temme­di­en‘ serviert. Sich „nur” igno­rant zu geben, ist aber eher die Aus­nahme – die meis­ten Het­zer nehmen sich kein Blatt vor den Mund:

Bernd S. „Scharfe Muni­tion fer­tig und Ruhe ist“
San­dra B. „Warum nur mit Softguns?“
Rene L: „Pro­belauf”
Nina A.: „das näch­ste mal wird richtig geschossen”

Gegen die vier jun­gen Män­ner, die sich offen­sichtlich zu der Attacke auf die Flüchtlinge verabre­det haben, wird nun wegen schw­er­er Kör­per­ver­let­zung (§ 84 (2) StGB) ermit­telt. In den Ein­ver­nah­men sagten die Verdächti­gen, dass sie die Soft-Guns an Flüchtlin­gen aus­pro­bieren woll­ten, weil sie mit der Flüchtlingspoli­tik in Öster­re­ich unzufrieden seien und generell eine Abnei­gung gegen Flüchtlinge hät­ten. Der „Kuri­er“ (26.7.2015) berichtet außer­dem, dass die Verdächti­gen noch weit­ere Atten­tate auf Flüchtlinge beab­sichtigten: „Die vier Verdächti­gen sollen es bere­its an anderen Orten auf mut­maßliche Asyl­wer­ber abge­se­hen haben — beispiel­sweise vor einem Asyl­heim in Neudör­fl im Bur­gen­land.“ (Kuri­er)

Mar­tin T., ein­er der Beteiligten, der sich das Auto von seinem Groß­vater aus­geliehen hat und Mit­glied der Frei­willi­gen Feuer­wehr Wiener Neustadt war, wurde von ihrem Kom­man­dan­ten Bug­nar noch am Sam­stag aus­geschlossen. T., der mit dem Spruch „Ich has­se Türkrn“ [sic!] auf FB seine Gesin­nung schon ansatzweise offen­bart hat­te, ist aber noch immer Mit­glied der geschlosse­nen FB-Gruppe „Frei­willige Feuer­wehr Wiener Neustadt“.

Von der Flüchtlings­gruppe, die vor der Unterkun­ft stand, wur­den sieben oder acht Per­so­n­en durch die Schüsse ver­let­zt. Ein­er der angeschosse­nen Flüchtlinge aus dem Irak beschrieb in „Öster­re­ich“ (26.7.2015) seine Angst: „Plöt­zlich habe ich einen bren­nen­den Schmerz am Oberkör­p­er gespürt. Erst dachte ich, das sind echte Schüsse.”