AfD: „Habt Ihr einen an der Karre“?

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Schon am ers­ten Tag des Par­tei­tags der Alter­na­ti­ve für Deutsch­land (AfD) in Essen am Wochen­en­de war die Sache klar: die säch­si­sche Lan­des­vor­sit­zen­de der AfD, Frau­ke Petry, wur­de mit knapp 60 Pro­zent der Stim­men zur neu­en AfD-Vor­sit­zen­den gewählt, der alte Vor­sit­zen­de Bernd Lucke war damit abge­wählt. Jetzt warnt Lucke vor einer Ent­wick­lung der Par­tei in Rich­tung Front National.

Die „Wie­ner Zei­tung“ sieht sich eher an den Par­tei­tag der FPÖ im Jahr 1986 erin­nert. Damals wur­de mit Steger
der Expo­nent des „natio­nal­li­be­ra­len“ Flü­gels abge­wählt und durch Jörg Hai­der, den Ver­tre­ter des deutsch-völ­ki­schen Lagers abge­löst, der in der Fol­ge die FPÖ zwi­schen Rechts­po­pu­lis­mus und Rechts­extre­mis­mus positionierte.

Auch die AfD ori­en­tiert sich mit Petry an der extre­men Rech­ten, sucht das Bünd­nis mit Pegi­da, aller­dings zu einem Zeit­punkt, wo Pegi­da in Deutsch­land am Zer­brö­seln ist und nur mehr in Dres­den eine beschränk­te Kraft ent­fal­ten kann. Der wirt­schafts­li­be­ra­le Flü­gel der Par­tei um Lucke und den frü­he­ren Prä­si­den­ten des BDI, Hans Olaf Hen­kel, haben vor eini­gen Wochen mit dem Pro­jekt „Weck­ruf 2015“ ver­sucht, die wirt­schafts­li­be­ra­len Kräf­te in der Par­tei zu sam­meln. Wie es scheint, ist die­ses Pro­jekt über­holt: Hen­kel, der für die AfD im EU-Par­la­ment sitzt, und ande­re haben noch wäh­rend des Par­tei­tags die Par­tei ver­las­sen, wäh­rend Lucke noch immer über­legt, was er tun soll.

Am zwei­ten Tag des Par­tei­tags, nach der Abwahl Luckes, erschie­nen „rund 2.000 Par­tei­mit­glie­der in der Gru­ga-Hal­le und damit 1.500 weni­ger als am Vor­tag“. Als Lucke noch ein­mal das Wort ergriff und vor Vor­ur­tei­len gegen­über dem Islam warn­te, kam es zu tumult­ar­ti­gen Zustän­den in der Esse­ner Gru­ga-Hal­le mit „Lucke-raus“-Rufen und letzt­end­lich muss­te Lucke tat­säch­lich durch den Saal­schutz vor Mit­glie­dern sei­ner Par­tei geschützt wer­den. Jetzt sol­len die Sym­pa­thi­san­ten des „Weck­ruf 2015“ über Aus­tritt und Grün­dung einer neu­en Par­tei abstim­men.

Der neu­en Par­tei­spit­ze um Petry ist zumin­dest das Fei­ern nach dem Par­tei­tag rasch ver­gan­gen. Als sie kurz­fris­tig einen Esse­ner Bier­gar­ten zur Par­tei­fei­er umfunk­tio­nie­ren und die neue Par­tei­vor­sit­zen­de abfei­ern woll­te, bekam sie es mit der im Bier­gar­ten ihr Bier­chen genie­ßen­den Bevöl­ke­rung zu tun.

Das Video „Esse­ner ver­hin­dern Petry-Sie­ges­re­de“ lässt hören, was da im Dun­keln abge­lau­fen ist.

[you­tube ekYMg­sysrwQ]

die „WAZ“ über­setzt:

„Habt ihr einen an der Kar­re? Ich will ein Bier trin­ken in mei­nem Bier­gar­ten. Das ist hier kei­ne poli­ti­sche Ver­an­stal­tung”, ruft ein Besu­cher den AfD-Mit­glie­dern ent­ge­gen. „Mach die Musik wie­der an da. Wir haben mit eurem Scheiß hier nix zu tun!”

Als Pro­test aus meh­re­ren Ecken des Bier­gar­tens kommt, räumt die AfD das Feld: „So, der Par­tei­tag ist hier zu Ende. Das ist alles sehr traurig…”

„Ja, sehr trau­rig. Jetzt mach die Musik wie­der an”, ruft der Gast.

„Das hab ich geahnt”, stellt der AfD-Ver­tre­ter abschlie­ßend fest. „So, wir machen mit Musik wei­ter.” Applaus aus dem Biergarten.