Straches letztes Buch

Es gibt Men­schen, denen glaubt man sofort, dass Paulo Coel­ho für sie wichtig ist. Ger­hard Dör­fler, der frühere FPK‑,BZÖ- und zulet­zt FPÖ-Man­datar bzw. Lan­deshaupt­mann von Kärn­ten ist so ein­er. Auch Josef Buch­er, der unglück­liche BZÖ-Obmann. Und HC Stra­ch ? Für ihn ist Coel­ho Alchimist das let­zte Buch, das er gele­sen hat. Total prä­gend! Das inter­essiert uns- wir wollen ja ler­nen!

Im Som­mer­in­ter­view 2014 mit dem „Stan­dard“ fragte seine Inter­view­part­ner­in Mieze Medusa Stra­che, was er denn ger­ade lese, worauf der zu ein­er sehr bre­it­en Antwort ausholte:

„Ich bin ein­er, der sich sehr für alles inter­essiert, was mit Philoso­phie zu tun hat, mit Quan­ten­physik. Das let­zte Buch, das ich gele­sen habe, war der Paulo Coel­ho, wo ich mich sehr ange­sprochen gefühlt habe, weil es mich an meine Jugendzeit erin­nert hat. Näm­lich dieses wun­der­schöne Gefühl, das er beschreibt beim Alchemis­ten, dass ein jed­er junge Men­sch intu­itiv weiß, welchem Weg er fol­gen soll. Und dass wir oft diese Wege ver­lassen und dann wiederfind­en“.

Inter­es­sante Antwort ! Mit Stra­ches Jugendzeit verbinden wir beispiel­sweise nicht die Quan­ten­physik, son­dern eher Assozi­a­tio­nen mit Wehrsportübun­gen und nationalen Kam­er­aden. Deshalb ist „das wun­der­schöne Gefühl“ aus sein­er Jugendzeit, an das ihn Coel­ho erin­nert, auch ziem­lich irritierend!

Aber die Erin­nerung kann einem ordentliche Stre­iche spie­len. Das musste Stra­che schon mehrmals erleben. Aufmerk­samen LeserIn­nen des „Stan­dard“ fiel jeden­falls auf, dass für Stra­che schon im Som­mer­in­ter­view 2013, damals mit Inter­view­part­ner Thomas Glavinic, das „let­zte Buch“, das ihn fasziniert, ja sog­ar „geprägt“ hat, Coel­hos „Alchimist“ war. 

„Damals hat­te ich eine inter­es­sante Leben­sphase, wo ich auf der Suche war…“, kam Stra­che regel­recht ins Schwär­men, was Glavinic zu dem keck­en Ein­wurf veranlasste:

„So vor zwanzig Jahren…“.

Aus der Sicht des Som­mer­in­ter­views 2014 wis­sen wir natür­lich, dass Stra­che vor zwanzig Jahren auf der Suche nach der Quan­ten­physik oder den passenden Wäldern für Waf­fenübun­gen war, aber 2013 musste Stra­che noch klarstellen, dass er vor einem Jahr Coel­hos Alchimis­ten gele­sen hat:

„Nein, vor einem Jahr. Wir sind ja immer Suchende! Das Buch hat mich geprägt, weil das Gute, das man sucht oft so nahe ist….“.

Dem­nach müsste es also 2012 gewe­sen sein, wo Stra­che jeden­falls die Quan­ten­physik hin­ter sich und Paulo Coel­ho und das Gute vor sich hatte.

Welch ein Irrtum! Das Archiv macht uns und Stra­che klüger. Schon 2010 hat­te Stra­che in einem Inter­view mit „News“ Erin­nerun­gen an Coel­hos Alchimis­ten und seine eigene Jugendzeit:

„In der Schule hat­te ich zum ersten Mal den Traum, Poli­tik­er zu wer­den. Als ich später „Der Alchimist” von Paulo Coel­ho las, erin­nerte mich der Jugend­traum des Pro­tag­o­nis­ten stark an die dama­lige Zeit. Ich wollte vieles verbessern“ (News Nr. 39 vom 30.9.2010).

Jet­zt sind wir ein bis­serl irri­tiert. Nicht nur, dass sich seine Lek­türe des schmalen Büch­leins (176 Seit­en !) nach drei Inter­views bere­its über etliche Jahre erstreckt und irgend­wo zwis­chen Schulzeit und weit vor 2010 begonnen wurde, also ver­mut­lich vor der deutschen Erstauflage1991, kom­men wir bzw. eigentlich Stra­che auch mit seinen Leben­sphasen ordentlich ins Schleud­ern: Zah­n­tech­nik, Quan­ten­physik, Wehrsport­phase und Jugend­traum Poli­tik­er ver­men­gen sich über Coel­ho zu ein­er brisan­ten Mis­chung: ist gar Stra­che selb­st ein Alchimist?