Als pennale Verbindungen bezeichnen sich jene nichtakademischen schlagenden Verbindungen, die dem „völkischen“ (deutschnationalen) Lager angehören: gymnasiale und fachstudentische Verbindungen. In Österreich sind sie im Dachverband ÖPR organisiert, in Norddeutschland im APR. Da stellt sich schon die erste Frage: Wie definiert der ÖPR Österreich? Der Internetauftritt des ÖPR gibt keine Auskunft. Seit geraumer Zeit heißt es dort: „Die Internetseite des ÖPR wird neu aufgebaut.“ Auf Facebook beschreibt sich der ÖPR folgendermaßen: „Der Österreichische Pennäler Ring (ÖPR) ist der Dachverband von ca. 190 Schülerverbindungen in ganz Österreich, Bayern und Süd-Tirol, von denen derzeit rund 70 aktiv sind.“ Interessant!
Das Verbandsorgan des ÖPR „Junges Leben“ nennt sich im Untertitel „Mitteilungen des Österreichischen Pennäler-Ringes ÖPR und des Allgemeinen Pennäler-Ringes APR (BR Deutschland)“. Das ist einigermaßen verwirrend. Schließlich erklärt der ÖPR auf Nachfrage dem Wirtschaftsminister Mitterlehner, der für die Förderung von Jugendorganisationen zuständig ist, dass die Verbandszeitschrift des ÖPR „niemals das Verbandsorgan des APR“ war.
Hat der ÖPR den Minister belogen? Das „Junge Leben“ nennt sich ja nicht Verbandsorgan des APR, sondern verspricht nur „Mitteilungen“ des APR. Warum „Mitteilungen“ des norddeutschen APR aus öffentlichen Mitteln der Republik Österreich gefördert werden, ist eine Frage, die noch gestellt werden muss. Die Zeitschrift „Junges Leben“ ist immerhin mit mehr als 40.000 Euro seit 2001 aus Steuermitteln subventioniert worden.
Eine andere Frage betrifft die Mitgliedschaften einer bayrischen und einer Südtiroler Verbindung im ÖPR. Weder Bayern noch Südtirol gehören zu Österreich, der Dachverband ÖPR erhält aber stattliche staatliche Subventionen. Es ist viel Geld, das das für Jugendförderungen verantwortliche Wirtschaftsministerium für den ÖPR insgesamt springen lässt: 397.491,53 Euro von 2001 bis 2012. In den letzten Jahren waren es circa 38.000 Euro pro Jahr. Die Höchstmarke an staatlichen Förderungen erreichte der ÖPR im Jahr 2002 mit knapp 40.000 Euro. Damals wurde die Renovierung von „Nassräumen“ gefördert. Die pennalen Burschenschafter haben sich offensichtlich ihre Pissoirs aus öffentlichen Mitteln subventionieren lassen. In den Folgejahren werden erhebliche Förderungen für Renovierungsarbeiten gewährt:
- 2004: 17.100,-
- 2005: 12.474,60
- 2006: 12.534,60
- 2007: 14.534,60
- 2008: 14.534,60.
In den letzten beiden genannten Jahren enthält die Summe auch die Förderung für Aus- und Weiterbildung. Jedenfalls müssten die Burschenschafterbuden eigentlich nur so glänzen vor lauter Modernisierung und Renovierung, aber vielleicht sind neben den Nassräumen nur die Zapfanlagen für das Bier mit öffentlichen Mitteln subventioniert worden? Subventioniert wurde dem ÖPR auch ein Seminar des Management Institutes der Industrie mit 8.000 Euro im Jahr 2003. Das verwundert ein wenig, denn üblicherweise zahlt die Industriellenvereinigung an „befreundete“ Organisationen und nicht umgekehrt.
➡️ ÖPR (I): Die schlagenden Mittelschüler und ihre anachronistischen Praktiken
➡️ ÖPR (III): „Deutsche Hiebe“ und Waidhofen
➡️ derstandard.at — 400.000 Euro Jugendförderung für Burschenschaften