ÖPR (II): Stattliche staatliche Kohle

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Der Öster­rei­chi­sche Pen­nä­ler­ring (ÖPR) ist im Ver­gleich zu sei­nem deut­schen Pen­dant, dem All­ge­mei­nen Pen­nä­ler­ring (APR), ein mäch­ti­ger Dach­ver­band. Wäh­rend im APR nur gut ein Dut­zend Ver­bin­dun­gen orga­ni­siert sind, zählt der ÖPR rund 60 akti­ve Mit­glie­der­bün­de. Die statt­li­che staat­li­che För­de­rung für den deutsch­na­tio­na­len ÖPR ist da sicher hilfreich.

Als pen­na­le Ver­bin­dun­gen bezeich­nen sich jene nicht­aka­de­mi­schen schla­gen­den Ver­bin­dun­gen, die dem „völ­ki­schen“ (deutsch­na­tio­na­len) Lager ange­hö­ren: gym­na­sia­le und fach­stu­den­ti­sche Ver­bin­dun­gen. In Öster­reich sind sie im Dach­ver­band ÖPR orga­ni­siert, in Nord­deutsch­land im APR. Da stellt sich schon die ers­te Fra­ge: Wie defi­niert der ÖPR Öster­reich? Der Inter­net­auf­tritt des ÖPR gibt kei­ne Aus­kunft. Seit gerau­mer Zeit heißt es dort: „Die Inter­net­sei­te des ÖPR wird neu auf­ge­baut.“ Auf Face­book beschreibt sich der ÖPR fol­gen­der­ma­ßen: Der Öster­rei­chi­sche Pen­nä­ler Ring (ÖPR) ist der Dach­ver­band von ca. 190 Schü­ler­ver­bin­dun­gen in ganz Öster­reich, Bay­ern und Süd-Tirol, von denen der­zeit rund 70 aktiv sind.“ Interessant!

Das Ver­bands­or­gan des ÖPR „Jun­ges Leben“ nennt sich im Unter­ti­tel „Mit­tei­lun­gen des Öster­rei­chi­schen Pen­nä­ler-Rin­ges ÖPR und des All­ge­mei­nen Pen­nä­ler-Rin­ges APR (BR Deutsch­land)“. Das ist eini­ger­ma­ßen ver­wir­rend. Schließ­lich erklärt der ÖPR auf Nach­fra­ge dem Wirt­schafts­mi­nis­ter Mit­ter­leh­ner, der für die För­de­rung von Jugend­or­ga­ni­sa­tio­nen zustän­dig ist, dass die Ver­bands­zeit­schrift des ÖPR „nie­mals das Ver­bands­or­gan des APR“ war.

Hat der ÖPR den Minis­ter belo­gen? Das „Jun­ge Leben“ nennt sich ja nicht Ver­bands­or­gan des APR, son­dern ver­spricht nur „Mit­tei­lun­gen“ des APR. War­um „Mit­tei­lun­gen“ des nord­deut­schen APR aus öffent­li­chen Mit­teln der Repu­blik Öster­reich geför­dert wer­den, ist eine Fra­ge, die noch gestellt wer­den muss. Die Zeit­schrift „Jun­ges Leben“ ist immer­hin mit mehr als 40.000 Euro seit 2001 aus Steu­er­mit­teln sub­ven­tio­niert worden.

Eine ande­re Fra­ge betrifft die Mit­glied­schaf­ten einer bay­ri­schen und einer Süd­ti­ro­ler Ver­bin­dung im ÖPR. Weder Bay­ern noch Süd­ti­rol gehö­ren zu Öster­reich, der Dach­ver­band ÖPR erhält aber statt­li­che staat­li­che Sub­ven­tio­nen. Es ist viel Geld, das das für Jugend­för­de­run­gen ver­ant­wort­li­che Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um für den ÖPR ins­ge­samt sprin­gen lässt: 397.491,53 Euro von 2001 bis 2012. In den letz­ten Jah­ren waren es cir­ca 38.000 Euro pro Jahr. Die Höchst­mar­ke an staat­li­chen För­de­run­gen erreich­te der ÖPR im Jahr 2002 mit knapp 40.000 Euro. Damals wur­de die Reno­vie­rung von „Nass­räu­men“ geför­dert. Die pen­na­len Bur­schen­schaf­ter haben sich offen­sicht­lich ihre Pis­soirs aus öffent­li­chen Mit­teln sub­ven­tio­nie­ren las­sen. In den Fol­ge­jah­ren wer­den erheb­li­che För­de­run­gen für Reno­vie­rungs­ar­bei­ten gewährt:

  • 2004: 17.100,-
  • 2005: 12.474,60
  • 2006: 12.534,60
  • 2007: 14.534,60
  • 2008: 14.534,60.

In den letz­ten bei­den genann­ten Jah­ren ent­hält die Sum­me auch die För­de­rung für Aus- und Wei­ter­bil­dung. Jeden­falls müss­ten die Bur­schen­schaf­ter­bu­den eigent­lich nur so glän­zen vor lau­ter Moder­ni­sie­rung und Reno­vie­rung, aber viel­leicht sind neben den Nass­räu­men nur die Zapf­an­la­gen für das Bier mit öffent­li­chen Mit­teln sub­ven­tio­niert wor­den? Sub­ven­tio­niert wur­de dem ÖPR auch ein Semi­nar des Manage­ment Insti­tu­tes der Indus­trie mit 8.000 Euro im Jahr 2003. Das ver­wun­dert ein wenig, denn übli­cher­wei­se zahlt die Indus­tri­el­len­ver­ei­ni­gung an „befreun­de­te“ Orga­ni­sa­tio­nen und nicht umgekehrt.

➡️ Schrift­li­che Anfra­ge der Abge­ord­ne­ten Karl Öllin­ger, Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen an den Bun­des­mi­nis­ter für Wirt­schaft, Fami­lie und Jugend betref­fend För­de­run­gen an den Öster­rei­chi­schen Pen­nä­ler Ring (ÖPR) (aus der Bundesjugendförderung)

➡️ ÖPR (I): Die schla­gen­den Mit­tel­schü­ler und ihre ana­chro­nis­ti­schen Praktiken
➡️ ÖPR (III): „Deut­sche Hie­be“ und Waidhofen

➡️ derstandard.at — 400.000 Euro Jugend­för­de­rung für Burschenschaften