Die Wahlen kommen – und damit neue alte Hetzmails!

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Die Natio­nal­rats­wah­len kün­di­gen sich an – mit einer neu­en Wel­le von alten Hetz­mails. Der­zeit im Umlauf: der Bericht einer „auf­ge­brach­ten“ Mut­ter aus dem Jahr 2011, der damals sogar von der „Kro­ne“ über­nom­men wur­de. Die Frau beschwer­te sich, dass ihr Mann nicht bei der Toch­ter im Spi­tal über­nach­ten durf­te. Angeb­lich wegen der Mus­li­me. Alles erstun­ken und erlogen.

Der Bericht der „Kro­ne“ vom 3.3.2013 erschien unter dem Titel „Nicht-Mus­li­me blei­ben drau­ßen“. In ihm schil­dert eine Kin­des­mut­ter, dass ihrem Mann vom Wie­ner Spi­tal SMZ Ost (Donau­spi­tal) ver­wehrt wor­den sei, die Nacht nach einer Man­del-Poly­pen-Ope­ra­ti­on gemein­sam mit dem ope­rier­ten Kind (6) im Spi­tal zu ver­brin­gen. Der angeb­li­che Grund: „Die mus­li­mi­schen Väter erlau­ben nicht, dass ein Nicht-Mus­lim in der Nähe ihrer Kin­der bleibt.“ (Kro­ne, 3.3.2011) Im Vor­ge­spräch zur Ope­ra­ti­on habe die Mut­ter eine Ein­ver­ständ­nis­er­klä­rung unter­zeich­nen müs­sen, dass sie als Mut­ter in der Nacht bei ihrer Toch­ter blei­be, „da mein Mann nicht darf!”

Am 9.3.2011 berich­tet dann unzensuriert.at zorn­be­bend unter dem Titel „Mus­li­me ver­ban­nen Vater vom Kran­ken­bett der Toch­ter“. Als Quel­le wird jetzt nicht mehr der Bericht der Mut­ter genannt, son­dern ein „Rund­brief auf­ge­brach­ter Eltern“ und die „Kro­ne“. Amt­li­ches Güte­sie­gel sozu­sa­gen. Schon im Titel haben bei „unzen­su­riert“ die Mus­li­me die Macht über­nom­men. Die Kom­men­ta­re fal­len dem­entspre­chend het­ze­risch aus: Da ist von den „Musel­ze­cken“ die Rede und der not­wen­di­gen Vor­be­rei­tung auf den Auf­stand: „Lagert sicher­heits­hal­ber Vor­rä­te ein und berei­tet Euch dar­auf vor.”

Der Wie­ner Kran­ken­an­stal­ten­ver­bund (KAV) ist dem Vor­fall nach­ge­gan­gen, hat mit den Eltern gespro­chen und dazu eine Stel­lung­nah­me ver­fasst, in der der angeb­li­che Vor­fall detail­liert auf­ge­glie­dert und wider­legt wur­de. Fazit: „Der ver­öf­fent­lich­te „Bericht einer Mut­ter“ stimmt- auch nach Rück­spra­che mit der betrof­fe­nen Mut­ter – kei­nes­wegs mit den Tat­sa­chen überein.“

Die wich­tigs­ten Details aus der KAV-Stel­lung­nah­me (die vor­bild­lich detail­liert ist):

  • Ursprüng­lich woll­te die Mut­ter bei ihrem Kind im Spi­tal über­nach­ten. Die Fami­lie muss­te kurz­fris­tig umdis­po­nie­ren und teil­te mit, dass der Vater beim Kind über­nach­ten wol­le. Das SMZ-Ost bzw. Donau­spi­tal bot dar­auf­hin eine Ver­schie­bung der Ope­ra­ti­on an, um ein „Väter­zim­mer“ fin­den zu können.
  • Ent­schei­dend dafür sind nicht die „Erlaub­nis“ bzw. die reli­giö­sen Beden­ken von Mus­li­men, son­dern die in ganz Öster­reich übli­che Glie­de­rung nach Män­ner- und Frau­en­zim­mern bzw. –abtei­lun­gen. Also: Väter mit ande­ren Vätern und ihren Kin­dern, Frau­en mit ande­ren Frau­en und ihren Kin­dern in den Zim­mern. Wir kön­nen uns leb­haft den Auf­schrei von „unzen­su­riert“ vor­stel­len, wenn Frau­en und Män­ner bzw. Väter und Müt­ter von ver­schie­de­nen Kin­dern gemein­sam in einem Raum unter­ge­bracht wären!
  • Im kon­kre­ten Fall gab es noch dazu eine glück­li­che Lösung für die Eltern: Die Ope­ra­ti­on muss­te nicht ver­scho­ben wer­den, son­dern es gelang, ein ent­spre­chen­des Vater-Zim­mer zu fin­den: „In der Situa­ti­on selbst und auch bei der Nach­be­spre­chung im Kran­ken­haus äußer­te die Fami­lie kei­ner­lei Beschwer­den, im Gegen­teil, sie bedank­te sich für die letzt­lich erfolg­rei­che Umor­ga­ni­sa­ti­on der Eltern-Beglei­tung für ihre Tochter.“

Das alles war im Jahr 2011 schon so zu lesen. Etwa auf dem ziem­lich aus­län­der­feind­li­chen Por­tal „wien-konkret.at“, das am 11.4.11 den „Bericht einer Mut­ter“ ver­öf­fent­lich­te und am Tag dar­auf die Stel­lung­nah­me des KAV.

Jetzt — im Jahr 2013 — taucht der „Bericht einer Mut­ter“ neu­er­lich im Inter­net, in sozia­len Foren und über Mails auf – zunächst über rechts­extre­me Blogs wie „Recon­quis­ta“, „Der Honig­mann sagt“ und „Hartgeld.com“, dann sickert er in Mas­sen­mails wei­ter. Mit der Ein­lei­tung „So weit sind wir schon gekom­men…. Dan­ke Frau Gla­wi­sch­nigg [sic!]“ wer­den jetzt neben den Mus­li­men auch par­tei­po­li­ti­sche Zie­le anvisiert.

Der „Bericht“ selbst wird nur teil­wei­se aktua­li­siert: „Hier eine kur­ze Schil­de­rung zu mei­nem per­sön­li­chen Erleb­nis die­se Woche“, heißt es, als ob der angeb­li­che Vor­fall neu wäre. Das Kind selbst bleibt unver­än­dert 6 Jah­re alt, die Rich­tig­stel­lung des KAV wird ignoriert.