Robert Schindel hat kürzlich mit „Der Kalte“ seinen zweiten Roman über die „Waldheim-Jahre“ vorgelegt. Er steht in einer breiten Reihe österreichischer Literatur, die sich insbesondere ab 1986 (aber beileibe nicht erst ab dem Jahr, in dem Thomas Bernhards „Auslöschung“ und Heimrad Bäckers „nachschrift“ erschienen) und 1988 mit dem Land des Verdrängens auseinandersetzte. 1938 und 1945 finden literarisch ein vielfältiges Echo. Dass im Vergleich zu anderen europäischen Ländern die Jahre 1986 und 1988 einen stärkeren Einschnitt bedeuteten, zeigt sich auch in der Sprachkunst, die ja 1988 mit der Aufführung von Bernhards „Heldenplatz“ im Burgtheater die öffentliche Debatte intensivierte – was wiederum Schindel in „Der Kalte“ fiktional gestaltet.
Uni. Prof. Dr. Klaus Zeyringer (Germanist, Universität Angers (Frankreich))