Als Gründer der braunen Häfentruppe gilt der hessische Neonazi Bernd Tödter, der auch auf einer mittlerweile auf 129 Personen angewachsenen Liste von Kontaktpersonen des NSU aufscheint. Tödter (mehr zu ihm auf Blick nach Rechts) war schon wegen der Tötung eines Obdachlosen inhaftiert und sitzt derzeit eine andere Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Hünfeld ab. Von dort startete er auch den Aufruf zur Unterstützung AD Jail Crew, der im Oktober des Vorjahres in dem Rockerblatt Bikers News erschienen ist.
Stellungsnahme der „AD Jail Crew”
Seit diesem Zeitpunkt war die AD Jail Crew sozusagen amtsbekannt. Dankenswerterweise zählte Tödter in seinem Aufruf auch gleich jene Justizvollzugsanstalten auf, in denen schon Kontakte der braunen Häfentruppe existierten.
Die sächsische Abgeordnete Kerstin Köditz stellte deshalb im Jänner 2013 eine Anfrage an den sächsischen Justizminister, erhielt aber nur die „ebenso lapidare wie peinliche Antwort“ (Köditz), dass das Ministerium keine Kenntnisse über das Treiben der braunen Häfenbrüder habe.
Das Netzwerk, das bezeichnenderweise am 20. April 2012 gegründet wurde, könnte insgesamt eine erkleckliche Zahl von Neonazis und Rockern erfasst haben. Jetzt haben die hessischen Justizbehörden, die im Gegensatz zu ihren sächsischen Kollegen doch gewisse Kenntnisse hatten, gehandelt und über Zellendurchsuchungen und Verlegungen erste Maßnahmen gesetzt. Durch die Aktionen erhielten die Behörden offensichtlich auch Kontaktlisten, in denen u.a. Beate Zschäpe angeführt war. Von anderen Kontakten zu dem NSU-Helfer Ralf Wohlleben berichtet die Frankfurter Rundschau.
Wesentlicher als eventuelle Kontakte zu Zschäpe und Wohlleben sind allerdings die immer engeren Verbindungen zwischen der militanten Neonazi-Szene und den Rocker- bzw. Biker-Klubs. Schon seit Jahren sickern Neonazis in die diversen Biker-Gruppen ein bzw. gibt es gemeinsame kriminelle Aktivitäten vor allem im Rotlicht-Bereich (Objekt 21 ist dafür ein gutes Beispiel).
„AD Jail Crew” grenzt sich von anderen „Gefangenenhilfen” ab
Auch ein anderer Punkt ist beachtenswert: Die AD Jail Crew hat „die Schnauze voll von sog. Gefangenenhilfsorganisationen, die meist von irgendwelchen selbsternannten Pädagogen o.ä. ohne irgendwelche Hafterfahrung geleitet werden“ (aus dem Schreiben von Tödter). Das ist zumindest verbal eine deutliche Abgrenzung zu jenen neonazistischen Hilfsorganisationen, die in der Nachfolge der 2011 in Deutschland verbotenen Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene entstanden sind: der GefangenenHilfe, die über Schweden organisiert wird, und der Gruppe White Prisoner. Daneben gibt und gab es (auch schon in früheren Jahren) Spendenprojekte für inhaftierte Neonazis, bei denen selbst in der braunen Szene umstritten war, wohin die gesammelten Spendengelder fließen. Mit dem Verweis auf staatliche Repression lässt sich Geheimhaltung wunderbar rechtfertigen und Transparenz bei den gesammelten Spendengeldern vermeiden.