Der Welser Vizebürgermeister Wimmer (SPÖ) fühlt sich mittlerweile in seiner Entscheidung, Frei.Wild nicht die Rotax-Halle der Stadt Wels zur Verfügung zu stellen, bestätigt: „Ich bekomme eMails, in denen eine Diktion verwendet wird, die mich in meiner Entscheidung nur bestätigt“ (Kurier OÖ, 18.3.2013).
Robert F., der wegen NS-Wiederbetätigung verurteilte NVP-Gründer, ist ja mittlerweile voll entflammt für die Identitären und für die ist ja Frei.Wild eine Kultband. Seit Tagen empört er sich gegen die angeblichen Angriffe auf Frei.Wild. Ansonsten ist er aber der Alte geblieben: “Den Stadtverantwortlichen sollte jemand gas geben…“, zitiert ihn der „Kurier“ (18.3.2013).
Die Welser FPÖ will die Absage durch Wimmer im Gemeinderat noch kippen, doch auch der ÖVP-Vizebürgermeister ist in der Sache klar: „Die Texte dieser Herren sind für mich Grund genug, sie in der Rotax-Halle nicht auftreten zu lassen“ (Kurier OÖ, 15.3.2013).
Die Tiroler Agentur Art Entertainment als Veranstalter bewirbt nach wie vor das Konzert in Wels und droht mit Schadenersatzforderungen. Der Welser Vizebürgermeister Wimmer dazu: “Die haben Tickets verkauft, obwohl noch kein Vertrag unterschrieben war“ (Kurier OÖ, 18.3.2013).
Solidarität auch von Neonazis. NPD-Funktionär Patrick Schröder zu den Distanzierungen von Frei.Wild: „Mit diesen Distanzierungen können wir leben”, sie erfolgen nur aufgrund öffentlichen Drucks. Dies sei zwar nicht schön, doch „Geschäftsmann“ Schröder kann diese Distanzierung zum eigenen Profit nachvollziehen (siehe dazu auch: endstation-rechts.de)
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Frei.Wild selbst hat andere Probleme. Der Bayerische Rundfunk hat den Undercover-Journalisten Thomas Kuban und den Frei.Wild-Sänger Philipp Burger zu einem Radio- Streitgespräch eingeladen. Nach der Zusage von Kuban blieb einige Zeit offen, ob Burger zusagen würde. Gegenüber dem Blog Publikative erklärte Kuban seinen Standpunkt zu Frei.Wild:
„Er habe einen Großteil der ‚Frei.Wild‘-CDs gehört, die offizielle Bandbiografie gelesen, die Aktivitäten der Gruppe im Internet verfolgt und mehrere Konzerte besucht. “Fazit: ‚Frei.Wild‘ verbreitet aggressiven Nationalismus, völkisches Gedankengut und Hass auf Andersdenkende, Philipp Burger arbeitet mit geschichtsrevisionistischen Anspielungen und er bedient antisemitische Stereotype”, so Kuban“.
Einige Tage, nachdem Kuban schon vermutet hatte, dass Burger kneifen würde, veröffentlichte die Band ihre Stellungnahme zur Absage. Als einziges Argument für die Absage führte die Band bzw. Burger an, dass man nicht mit einer maskierten Person diskutieren wolle: „Sich zu vermummen ist so ziemlich die feigste Art und Weise, in der Öffentlichkeit aufzutreten und eine Beleidigung für sein Gegenüber. Wenn man was zu sagen hat, stellt man sich der Öffentlichkeit, sonst sollte man einfach besser schweigen“.
Dass Kuban wegen seiner Recherchen in der Rechtsrock-Szene Todesdrohungen erhalten hat, ignoriert Frei.Wild, ja versteigt sich sogar zu der Behauptung, dass „die Zensur, die Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen gegen uns und unsere Familien, ob von Links oder Rechts, nicht minder intensiv als das (sind), was Herr K. vielleicht befürchten mag.“ Frei.Wild schlüpft selbst in die Opferrolle, spricht von Zensur, Anfeindungen und Morddrohungen gegen die Gruppe und „unsere Familien“ und relativiert die Drohungen gegen Kuban im gleichen Atemzug als dessen subjektive Meinung („was Herr K. vielleicht befürchten mag“).
In der Folge wird Kuban sogar unterstellt, er würde vielleicht deswegen von der Anonymität Gebrauch machen, weil er von einer „anderen Institution“ (gemeint sind wohl Strafbehörden) Verfolgung befürchten müsste: „Darum lassen wir das Argument der Verfolgung schlichtweg nicht gelten, es sei denn, besagter Herr müsste sich vor einer anderen Institution verantworten, wenn seine Identität bekannt wird“.
Diesen ziemlich perfiden Untergriff bzw. die Absage lassen aber nicht einmal alle Frei.Wild-Fans gelten. Auf der Fan-Page äußern sich etliche auch enttäuscht über die Absage: „.…Von jemanden, der Undercover unterwegs war und sein Leben riskierte, zu verlangen, er solle sich demaskieren, ist zu viel verlangt. Da fehlen mir die Worte. Macht diese Runde“.
Frei.Wild macht diese Runde nicht. Eine differenzierte Kritik an ihren Texten, wie sie Kuban vornimmt, passt einfach nicht in ihre Selbstinszenierung, die nur Schwarzweiß kennt.