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Das Rückgrat des Stronach-Instituts

Frank Stro­nach, der Aus­­­t­ro-kana­­di­­sche Mil­li­ar­där, tritt auf die poli­ti­sche Büh­ne. Mit einem Groß­in­se­rat warnt er die Abge­ord­ne­ten vor dem ESM. Unter­zeich­net ist das Inse­rat, das groß den Kopf von Frank Stro­nach in die Aus­la­ge stellt, nicht von Frank Stro­nach, son­dern vom Frank Stro­nach Insti­tut Öster­reich. Was ist mit die­sem Insti­tut? „Dem Volk die­nen“, for­dert das […]

8. Jul 2012

„Dem Volk die­nen“, for­dert das Frank Stro­nach Insti­tut in sei­nem Inse­rat zum ESM (Euro­päi­scher Sta­bi­li­täts­me­cha­nis­mus): „Ihr ver­kauft unser Land. Das öster­rei­chi­sche Volk wird Euch das nie ver­zei­hen. Und nur Ihr könnt den Wahn­sinn des ESM stop­pen.” Def­ti­ge Worte.

Seit Mona­ten tin­gelt Stro­nach durch das Land, um mit Vor­trä­gen und Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tun­gen für sein neu gegrün­de­tes Frank Stro­nach Insti­tut „für sozi­al­öko­no­mi­sche Gerech­tig­keit“ zu wer­ben. „Grund­prin­zi­pi­en“ hat das Insti­tut bereits ent­wi­ckelt. Das Impres­sum macht klar, wer hier was ent­wi­ckelt: „Da ich die Ein­fach­heit dem Kom­pli­zier­ten immer vor­zie­he, ver­wen­de ich Begrif­fe wie Öster­rei­cher, Arbei­ter und Unter­neh­mer in der geläu­fi­gen Form, mei­ne damit aber selbst­ver­ständ­lich Men­schen bei­der­lei Geschlechts.“ – Klar: Frank Stro­nach ist das Insti­tut! Und Frank for­mu­liert die Grund­prin­zi­pi­en, den „Weg­wei­ser für Öster­reich”.

Inhalt­lich ist das Gan­ze eine laue Melan­ge von eini­gen abge­stan­de­nen Stro­nach-For­meln à la „Ich mache mir gro­ße Sor­gen um Öster­reichs Zukunft“, „Poli­ti­ker sein, heißt, sei­nem Land zu die­nen“ und einer grau­sa­men Mischung aus unaus­ge­go­re­nen Vor­schlä­gen zur Ver­än­de­rung des poli­ti­schen Sys­tems und markt­ra­di­ka­len bzw. neo­li­be­ra­len Gemein­plät­zen („Schul­den abbau­en“, „weni­ger Ver­wal­tung“, „Flat Tax“, „mehr an Sou­ve­rä­ni­tät, Markt­wirt­schaft, Wett­be­werb und Unter­neh­mer­tum!“).

Das Insti­tut folgt den Prin­zi­pi­en von Stro­nach: Es ist sehr schlank. Den Prä­si­den­ten ken­nen wir ja schon. Vize­prä­si­den­tin und Insti­tuts­lei­te­rin ist eine Juris­tin, die bei Magna Inter­na­tio­nal ein Prak­ti­kum in Human Resour­ces gemacht hat, dann in Human Resour­ces bei Magna geschult wur­de und seit 2009 Frank Stro­nachs Büro­lei­te­rin in Öster­reich und Kana­da ist. „Zusätz­lich ist sie Vice Pre­si­dent, Busi­ness Deve­lo­p­ment der Stro­nach Group“. Wie heißt es in den „Grund­prin­zi­pi­en“: „Poli­tik ist weit­ge­hend eine abge­mach­te Sache, die auf ‚Freun­derl­wirt­schaft’ auf­ge­baut ist“ – wie wahr!

Um die­ses Sys­tem wirk­sam zu bekämp­fen, hat Stro­nach schon in der Ver­gan­gen­heit Mathi­as Reich­hold, Peter Wes­ten­tha­ler, Karl Heinz Gras­ser (frü­her ein­mal alle FPÖ), Andre­as Rudas, Franz Vra­nitz­ky (bei­de SPÖ) und Her­bert Pai­erl (ÖVP) für sich wer­ken las­sen. Im Frank Stro­nach Insti­tut hat er immer­hin einen ver­hin­der­ten Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten beschäf­tigt, der 2010 an der Unter­schrif­ten­hür­de geschei­tert ist und ein eher selt­sa­mes Buch „Indus­tri­el­le Mas­sen – Nutz­mensch-Hal­tung (und mög­li­che Alter­na­ti­ven)“ geschrie­ben hat.

Eigent­lich — so mut­maß­te die „Pres­se“ noch im Novem­ber 2011, soll­te Bar­ba­ra Kolm-Lam­prech­ter die Geschäfts­füh­rung des Insti­tuts über­neh­men. Bar­ba­ra Kolm-Lam­prech­ter ist Prä­si­den­tin des Fried­rich Hay­ek-Insti­tuts, Direk­to­rin des Aus­tri­an Eco­no­mics Cen­ter und so neben­bei auch Exper­tin für die FPÖ in wirt­schafts­po­li­ti­schen Fra­gen. Für die Frei­heit­li­chen saß sie auch etli­che Jah­re im Inns­bru­cker Gemein­de­rat. Kolm-Lam­prech­ter ist so etwas wie die Para­de-Markt­ra­di­ka­le in Öster­reich. Ihre klas­si­scher Neo­li­be­ra­lis­mus ver­trägt sich offen­sicht­lich pro­blem­los mit den wirt­schafts­po­li­ti­schen Posi­tio­nen der FPÖ, aber auch mit denen von Frank Stro­nach, wie die „Pres­se” nüch­tern festhielt:

Mit den Pos­tu­la­ten des Frank Stro­nach wird Kolm-Lam­prech­ter jeden­falls locker mit kön­nen: Der Aus­tro-Kana­di­er steht für einen Abbau der Staats­schul­den, für ein mög­lichst simp­les und leis­tungs­ori­en­tier­tes Steu­er­sys­tem, für einen radi­ka­len Abbau von Büro­kra­tie. Und ver­mut­lich wird sie auch kein Pro­blem damit haben, dass Stro­nach dann und wann den Euro als „Miss­ge­burt“ bezeich­net – wie zuletzt bei sei­nem Vor­trag am Mitt­woch­abend an der Uni Graz. „Die Wäh­rungs­uni­on ist ein gro­ßer Feh­ler“, sag­te Stro­nach dort. „Der Euro wird sich in ein bis zwei Jah­ren von selbst eliminieren.

Kolm ist jeden­falls im Bei­rat des Frank Stro­nach-Insti­tuts gelan­det – so wie der Publi­zist Chris­ti­an Ort­ner, der sich als Betrei­ber des „Zen­tral­or­gans des Neo­li­be­ra­lis­mus“ prä­sen­tie­ren darf, Dr. Mar­ti­na Maut­ner-Mark­hof, Her­bert Pai­erl, der mitt­ler­wei­le Vice Pre­si­dent von Magna Cos­ma Inter­na­tio­nal ist, Chris­ti­an Jauk, Vor­sit­zen­der der Capi­tal Bank oder auch Franz Hör­ha­ger, ein Finanz­be­ra­ter. Eine illus­tre Run­de jeden­falls, die den Anspruch von Stro­nach und sei­nem Insti­tut ins rech­te Licht rückt.

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