Die „einzigen Voraussetzungen“ für die Aufnahme bei der Burschenschaft „Cruxia” in Leoben sind: „deutschsprachig“, „Mann“ und „kein Zivildienst“. Die Burschenschaft „Cruxia” ist nämlich Mitgliedsbund der Deutschen Burschenschaft (DB) und der Burschenschaftlichen Gemeinschaft, also innerhalb der DB so wie alle Burschenschaften in Österreich im rechten Eck der DB angesiedelt.
Mit der Voraussetzung „deutschsprachig“ wird etwas schamhaft die “Deutschtumsfrage“ umschrieben, die rund um den letzten Verbandstag der DB 2011 für Aufregung gesorgt hat. Die „Cruxia“ war anno 1890 eine jener Burschenschaften, die sich dem Waidhofener Verband angeschlossen hatte, jenem studentischenDachverband von Deutschnationalen und heftigsten Antisemiten, der 1896 mit dem Waidhofener Prinzip einen Arierparagrafen für seine Mitgliedsverbände durchsetzte. Darüber ist in der Chronik auf der Cruxia-Homepage nichts zu lesen. Wie man bei der Burschenschaft Cruxia mit der eigenen Geschichte umgeht, erschließt sich auch aus der – na, sagen wir mal — neutralen Bemerkung der Chronik über das Jahr 1938: „Am 12.6. begann für die Cruxia die zweite Ruheperiode. Mit diesem Tag legte Cruxia ihre Farben nieder, um zusammen mit dem VDSt zu Leoben als Kameradschaft Kärnten in den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund übergeführt zu werden.“
Zurück in die Gegenwart, wo die „Cruxia“ junge Männer, die „deutschsprachig“ sind und keinen „Zivildienst“ geleistet haben, für die burschenschaftliche Sache begeistern will. Warum der Ausschließungsgrund „Zivildienst“? „Es wäre unaufrichtig, wenn du einen scharfen Mensurschläger führst, den Dienst an der Waffe aber verweigert hast“, wird auf Homepage der „Cruxia“ ganz streng erklärt.
Die „Cruxen“ haben auch 12 kostengünstige Zimmer für ihre studentischen Mitglieder und einen Balkon anzubieten: „An schönen Sommertagen ist unser murseitig gelegener Balkon der Mittelpunkt des Interesses. In der wärmenden Sonne lässt es sich viel leichter lernen, grillen oder einfach nur ein Bier genießen.“ Und sollte das Bier am Balkon zu wenig oder zu lau geworden sein, „so kann man dem an der neuen Schank Abhilfe schaffen, wo man in gemütlicher Atmosphäre die eine oder andere Stunde diskutieren kann.“
Eine wahre Idylle, die nur manchmal durch Schüsse beeinträchtigt wird. Am Balkon kann man nämlich nicht nur Bier genießen und grillen, sondern auch „leichter lernen“, wie man mit Waffen umgeht. Schießübungen mit Luftdruckpistolen, Soft Guns und der Armbrust gehören offenbar zum Freizeit-Vertreib der „Cruxen“, wie die Fotos zeigen.
Schießübungen am Balkon der Cruxia I
Schießübungen am Balkon der Cruxia II
Schießübungen am Balkon der Cruxia III
Die Burschen von der Cruxia scheinen Waffen so sehr zu lieben, dass sie sich sogar für ihre Festivitäten damit schmücken. Jedenfalls ist damit klargestellt, warum friedliche Menschen bzw. Zivildiener bei der „Cruxia“ nicht erwünscht sind. Anrainer-Proteste gegen die Schießübungen haben bisher keinen „durchschlagenden“ Erfolg gehabt. Höchste Zeit, dass die Ballereien aufhören!
➡️ derstandard.at: Schießübungen mitten in der Leobner Innenstadt