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Cruxia Leoben: Ballernde Burschen am Balkon

Bei der Bur­schen­schaft „Cru­xia” in Leo­ben kann man „kos­ten­güns­tig“ woh­nen, ist auf der Home­page der Bur­schen­schaft zu lesen. Die Vor­zü­ge des Woh­nens dort wer­den in den leuch­tends­ten Far­ben geschil­dert und bebil­dert. Über Schieß­übun­gen schweigt sich die Web­site aller­dings aus. Die „ein­zi­gen Vor­aus­set­zun­gen“ für die Auf­nah­me bei der Bur­schen­schaft „Cru­xia” in Leo­ben sind: „deutsch­spra­chig“, „Mann“ und „kein […]

27. Mrz 2012

Die „ein­zi­gen Vor­aus­set­zun­gen“ für die Auf­nah­me bei der Bur­schen­schaft „Cru­xia” in Leo­ben sind: „deutsch­spra­chig“, „Mann“ und „kein Zivil­dienst“. Die Bur­schen­schaft „Cru­xia” ist näm­lich Mit­glieds­bund der Deut­schen Bur­schen­schaft (DB) und der Bur­schen­schaft­li­chen Gemein­schaft, also inner­halb der DB so wie alle Bur­schen­schaf­ten in Öster­reich im rech­ten Eck der DB angesiedelt.

Mit der Vor­aus­set­zung „deutsch­spra­chig“ wird etwas scham­haft die “Deutsch­tums­fra­ge“ umschrie­ben, die rund um den letz­ten Ver­bands­tag der DB 2011 für Auf­re­gung gesorgt hat. Die „Cru­xia“ war anno 1890 eine jener Bur­schen­schaf­ten, die sich dem Waid­ho­fe­ner Ver­band ange­schlos­sen hat­te, jenem stu­den­ti­schen­Dach­ver­band von Deutsch­na­tio­na­len und hef­tigs­ten Anti­se­mi­ten, der 1896 mit dem Waid­ho­fe­ner Prin­zip einen Arier­pa­ra­gra­fen für sei­ne Mit­glieds­ver­bän­de durch­setz­te. Dar­über ist in der Chro­nik auf der Cru­xia-Home­page nichts zu lesen. Wie man bei der Bur­schen­schaft Cru­xia mit der eige­nen Geschich­te umgeht, erschließt sich auch aus der – na, sagen wir mal — neu­tra­len Bemer­kung der Chro­nik über das Jahr 1938: „Am 12.6. begann für die Cru­xia die zwei­te Ruhe­pe­ri­ode. Mit die­sem Tag leg­te Cru­xia ihre Far­ben nie­der, um zusam­men mit dem VDSt zu Leo­ben als Kame­rad­schaft Kärn­ten in den Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Deut­schen Stu­den­ten­bund über­ge­führt zu werden.“

Zurück in die Gegen­wart, wo die „Cru­xia“ jun­ge Män­ner, die „deutsch­spra­chig“ sind und kei­nen „Zivil­dienst“ geleis­tet haben, für die bur­schen­schaft­li­che Sache begeis­tern will. War­um der Aus­schlie­ßungs­grund „Zivil­dienst“? „Es wäre unauf­rich­tig, wenn du einen schar­fen Men­sur­schlä­ger führst, den Dienst an der Waf­fe aber ver­wei­gert hast“, wird auf Home­page der „Cru­xia“ ganz streng erklärt.

Die „Cru­xen“ haben auch 12 kos­ten­güns­ti­ge Zim­mer für ihre stu­den­ti­schen Mit­glie­der und einen Bal­kon anzu­bie­ten: „An schö­nen Som­mer­ta­gen ist unser mur­sei­tig gele­ge­ner Bal­kon der Mit­tel­punkt des Inter­es­ses. In der wär­men­den Son­ne lässt es sich viel leich­ter ler­nen, gril­len oder ein­fach nur ein Bier genie­ßen.“ Und soll­te das Bier am Bal­kon zu wenig oder zu lau gewor­den sein, „so kann man dem an der neu­en Schank Abhil­fe schaf­fen, wo man in gemüt­li­cher Atmo­sphä­re die eine oder ande­re Stun­de dis­ku­tie­ren kann.“

Eine wah­re Idyl­le, die nur manch­mal durch Schüs­se beein­träch­tigt wird. Am Bal­kon kann man näm­lich nicht nur Bier genie­ßen und gril­len, son­dern auch „leich­ter ler­nen“, wie man mit Waf­fen umgeht. Schieß­übun­gen mit Luft­druck­pis­to­len, Soft Guns und der Arm­brust gehö­ren offen­bar zum Frei­zeit-Ver­treib der „Cru­xen“, wie die Fotos zeigen.


Schieß­übun­gen am Bal­kon der Cru­xia I


Schieß­übun­gen am Bal­kon der Cru­xia II


Schieß­übun­gen am Bal­kon der Cru­xia III

Die Bur­schen von der Cru­xia schei­nen Waf­fen so sehr zu lie­ben, dass sie sich sogar für ihre Fes­ti­vi­tä­ten damit schmü­cken. Jeden­falls ist damit klar­ge­stellt, war­um fried­li­che Men­schen bzw. Zivil­die­ner bei der „Cru­xia“ nicht erwünscht sind. Anrai­ner-Pro­tes­te gegen die Schieß­übun­gen haben bis­her kei­nen „durch­schla­gen­den“ Erfolg gehabt. Höchs­te Zeit, dass die Bal­le­rei­en aufhören!

➡️ derstandard.at: Schieß­übun­gen mit­ten in der Leob­ner Innenstadt

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