Florenz: Ein mörderischer NeofaschistLesezeit: 2 Minuten

Es waren regel­rech­te Exe­ku­tio­nen, berich­te­ten Augen­zeu­gen. Gian­lu­ca Cas­se­ri (50) steigt am 13.12. in Flo­renz aus einem Auto am Dal­ma­zia Platz, zieht sei­ne Pis­to­le und gibt damit drei Schüs­se auf sene­ga­le­si­sche Stra­ßen­händ­ler ab. Zwei sei­ner Opfer sind sofort tot, der drit­te ringt noch mit dem Tod. Cas­se­ri kann flüch­ten, um zwei Stun­den spä­ter auf einem anderen […]

14. Dez 2011

Die Poli­zei erkennt den Täter, als er ver­sucht, sich in sein Auto zu flüch­ten. Ein Poli­zist schießt auf das Auto, wor­auf sich Gian­lu­ca Cas­se­ri offen­sicht­lich selbst mit einem Schuss in die Keh­le tötet. Wie­der ein Mör­der, der als Ein­zel­tä­ter agiert? Der neo­fa­schis­ti­sche Hin­ter­grund des Täters wird schnell klar. Weni­ge Stun­den nach der Tat iden­ti­fi­ziert ihn die Tages­zei­tung „Il Fat­to Quo­ti­dia­no“ als einen mili­tan­ten Neo­fa­schis­ten, der auch der Poli­zei bekannt ist.

Cas­se­ri, der sich als Schrift­stel­ler ver­such­te, hat nicht nur das Buch „Le Chia­vi del Caos“ ver­fasst, son­dern auch Auf­sät­ze ver­öf­fent­licht, in denen er gegen die „jüdi­sche Welt­ver­schwö­rung” gewet­tert und den Holo­caust geleug­net hat. Von der neo­fa­schis­ti­schen Grup­pe „Casa­Pound Ita­lia“ wur­de er als ihr Sym­pa­thi­sant bezeich­net. Akti­vist sei er nicht gewe­sen, teil­te die Grup­pe mit, deren Name von dem US-Schrift­stel­ler Ezra Pound abge­lei­tet ist, der offen mit Mus­so­li­nis faschis­ti­schem Regime sym­pa­thi­siert hat.

„Casa­Pound Ita­lia“ distan­zier­te sich von dem Atten­tä­ter und bezeich­ne­te sich als „revo­lu­tio­när, aber fried­lich“, kei­nes­wegs ras­sis­tisch. Ihre Haupt­be­schäf­ti­gung sei­en Wohn­pro­jek­te für Fami­li­en – natür­lich ita­lie­ni­sche! Was von sol­chen Ver­ne­be­lungs­ak­tio­nen zu hal­ten ist, macht die­ser aus­führ­li­che Bericht der Anti­fa Meran deutlich.

„Casa­Pound Ita­lia“ gehört zu den neu­kos­tü­mier­ten faschis­ti­schen Grup­pen, die im Ita­li­en Ber­lus­co­nis nicht nur wucher­ten, son­dern auch gepflegt wur­den. Der offe­ne Ras­sis­mus, der in der Regie­rungs­ko­ali­ti­on Ber­lus­co­nis vor allem von der Lega Nord pro­pa­giert wur­de, wur­de von „Casa­Pound Ita­lia“ kul­tu­rell behübscht und mit der „sozia­len“ Dimen­si­on des Faschis­mus ange­rei­chert. Das gefiel auch den vor­geb­lich „Neu­rech­ten“ von der deut­schen Zeit­schrift „Blaue Nar­zis­se“, deren Chef­re­dak­teur 2010 dem „Wohn­pro­jekt“ von „Casa Pound“ einen Besuch abstat­te­te und davon sprach, dass hier „neue Maß­stä­be zu einer rech­ten Iko­no­gra­phie“ gesetzt wür­den. Mit den Mor­den von Flo­renz sind die­se Maß­stä­be sicht­bar geworden.

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