Die Polizei erkennt den Täter, als er versucht, sich in sein Auto zu flüchten. Ein Polizist schießt auf das Auto, worauf sich Gianluca Casseri offensichtlich selbst mit einem Schuss in die Kehle tötet. Wieder ein Mörder, der als Einzeltäter agiert? Der neofaschistische Hintergrund des Täters wird schnell klar. Wenige Stunden nach der Tat identifiziert ihn die Tageszeitung „Il Fatto Quotidiano“ als einen militanten Neofaschisten, der auch der Polizei bekannt ist.
Casseri, der sich als Schriftsteller versuchte, hat nicht nur das Buch „Le Chiavi del Caos“ verfasst, sondern auch Aufsätze veröffentlicht, in denen er gegen die „jüdische Weltverschwörung” gewettert und den Holocaust geleugnet hat. Von der neofaschistischen Gruppe „CasaPound Italia“ wurde er als ihr Sympathisant bezeichnet. Aktivist sei er nicht gewesen, teilte die Gruppe mit, deren Name von dem US-Schriftsteller Ezra Pound abgeleitet ist, der offen mit Mussolinis faschistischem Regime sympathisiert hat.
„CasaPound Italia“ distanzierte sich von dem Attentäter und bezeichnete sich als „revolutionär, aber friedlich“, keineswegs rassistisch. Ihre Hauptbeschäftigung seien Wohnprojekte für Familien – natürlich italienische! Was von solchen Vernebelungsaktionen zu halten ist, macht dieser ausführliche Bericht der Antifa Meran deutlich.
„CasaPound Italia“ gehört zu den neukostümierten faschistischen Gruppen, die im Italien Berlusconis nicht nur wucherten, sondern auch gepflegt wurden. Der offene Rassismus, der in der Regierungskoalition Berlusconis vor allem von der Lega Nord propagiert wurde, wurde von „CasaPound Italia“ kulturell behübscht und mit der „sozialen“ Dimension des Faschismus angereichert. Das gefiel auch den vorgeblich „Neurechten“ von der deutschen Zeitschrift „Blaue Narzisse“, deren Chefredakteur 2010 dem „Wohnprojekt“ von „Casa Pound“ einen Besuch abstattete und davon sprach, dass hier „neue Maßstäbe zu einer rechten Ikonographie“ gesetzt würden. Mit den Morden von Florenz sind diese Maßstäbe sichtbar geworden.