Dabei ist die Geschäftsidee so glasklar wie Wasser! Der Mensch besteht zu mehr als 75 % aus Wasser. Klar, dass da jeder will, dass nur das beste Wasser, am besten ein Wunderwasser, im eigenen Körper zirkuliert. Das ist aber nur ein Teil der Geschichte. Wie bringt man Menschen dazu, ein sündteures Wasser zu kaufen? Das ist der spannendere Teil! Und auch nicht ganz unwichtig: Wer sackt die Kohle für das Wunderwasser ein?
(Faksimile) Die Leiter von Aquabionica-Österreich
Barbara Kappel, das blaue Wirtschaftswunder, hat da offensichtlich einiges beigetragen. Wie die „Zeit“ schreibt, war sie bei dem Wunderwasser „Aquabionica“ nur in der Gründungs- und Produkteinführungsphase 2009/2010 Vizepräsidentin des Beirats zur Strategie- und Produktentwicklung – eine ehrenamtliche, unbezahlte und nicht operative Tätigkeit. Mittlerweile ist sie angeblich nur mehr beim Kassieren aktiv. „Aquabionica“ wird, so Kappel, über die Strukturvertriebsmethode (Multilevelmarketing) verkauft. Bei dieser Methode verdienen jene am meisten, die in der Struktur ganz oben angesiedelt sind.
Barbara Kappel ist ganz oben dabei. Ihre Firma Austrian Technologies GmbH besitzt fünf Prozent der Holdinggesellschaft, die über Tochtergesellschaften Produkt‑, Marken- und Vertriebsrechte von „Aquabionica“ hält. Wie die „Zeit“ berichtet, hat die Holding den klangvollen und bedeutungsschweren Namen „Win Worldwide International Ltd.“. Eine Briefkastenfirma, die in der Stadt Limassol auf Zypern residiert. Zypern? Limassol? Da fallen uns doch auch andere klangvolle Namen wie KHG, Hochegger und Meischberger ein.
Kappel versuchte gegenüber der „Zeit“, ihre aktive Rolle bei „Aquabionica“ herunterzuspielen. Doch die „Zeit“ hat recherchiert und herausgefunden, dass Kappel noch im vergangenen August in einer Internetvideokonferenz sehr präsent war.
Mit Kappel sind aber auch noch andere präsent. Jewgenij Merkel, der auch ein Vizepräsident war oder noch ist, stammt zwar aus Moskau, nennt sich aber in Wien lieber Eugen Merkel und ist – laut „Zeit“ ein Mitarbeiter von Kappels Gatten Joachim. Und der wiederum hat als Geschäftsführer von Egon Zehnder Österreich unter Schwarzblau viele schwarzblaue Personalbestellungen durchgezogen und ist jetzt selbständiger Unternehmensberater. Mit zehn Prozent ist Joachim Kappel an Mölzers „Zur Zeit“ beteiligt. Da ist vermutlich Barbara mit ihren fünf Prozent bei Win Worldwide besser dran.
Die „Zeit“ hat aber auch noch weitere Blaue gefunden, die im Umkreis von Aquabionica umtriebig waren. Johannes Hübner, der außenpolitische Sprecher und Abgeordnete zum Nationalrat, vertrat als Rechtsanwalt eine AquaBionica Corporation GmbH und Harald Stefan, Alter Herr der „Olympia“ und ebenfalls Abgeordneter, war als Notar für diese Firma tätig.
Das Wunderwasser nährt also immerhin ein paar Freiheitliche. Ob sie es selbst trinken, darf bezweifelt werden. Auch ob es wirkt. Denn eines der Versprechen von „Aquabionica“ ist: „Wir helfen den Menschen Stereotypen loszuwerden und selbständig zu denken.“
Und wie wirkt „Aquabionica“? Auch dafür hat „Aquabionica“ einen passenden Vergleich: „Erinnern Sie sich an die wundertätige Kraft des heiligen Wassers: wenn geweihtes Wasser mit gewöhnlichem Wasser vermischt wird, so wird das gesamte Wasser zu heiligem Wasser. Dies geschieht insbesonders durch die einzigartige Fähigkeit des Wassers, sich zu strukturieren.“
Und wenn das strukturierte Wasser auch noch über Strukturvertriebe vertrieben wird, dann ist das blaue Wunder perfekt!
Siehe auch: derstandard.at „FP-Kappel wirbt in Osteuropa für bionisches Wasser”