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Geheime Konzerte der Rechten

Ein Arti­kel der „Tiro­ler Tages­zei­tung”: „Heil Hitler“-Rufe in abge­le­ge­nen Loka­len: In Ost­ti­rol tref­fen sich Anhän­ger der rech­ten Sze­ne zu Kon­zer­ten in Hin­ter­zim­mern. Von Bri­git­te Waren­ski Inns­bruck – Im ein­schlä­gi­gen Forum der rech­ten Sze­ne (Ger­ma­ni­sche Welt­netz­ge­mein­schaft thiazi.net) zeigt man sich begeis­tert. Zum ers­ten Mal gaben sich laut Kon­zert­be­su­chern heu­er Mit­te Mai gleich meh­re­re Bands bei einem […]

15. Nov 2010

Von Bri­git­te Warenski

Inns­bruck – Im ein­schlä­gi­gen Forum der rech­ten Sze­ne (Ger­ma­ni­sche Welt­netz­ge­mein­schaft thiazi.net) zeigt man sich begeis­tert. Zum ers­ten Mal gaben sich laut Kon­zert­be­su­chern heu­er Mit­te Mai gleich meh­re­re Bands bei einem „gelun­ge­nen natio­na­len“ Kon­zert in Ost­ti­rol ein Stell­dich­ein. Rund 60 Besu­cher kamen zur „klei­nen und abge­le­ge­nen Loka­li­tät in der Tiro­ler Alpen­fes­tung“. Wo die Death-Metal-Bands ihr RAC-Ereig­nis (RAC steht für Kon­zer­te aus dem Rechts­rock) genau abhiel­ten, dar­über wird auch im Forum Still­schwei­gen bewahrt.

Kein Ein­zel­fall, sagt Alex Mikusch, der sich seit Jah­ren wis­sen­schaft­lich mit Rechts­rock und rech­ten Sym­bo­len in der Jugend­sze­ne beschäf­tigt. „Es wer­den meis­tens so genann­te Geheim­kon­zer­te abge­hal­ten, um die Öffent­lich­keit nicht auf sich auf­merk­sam zu machen. Die Ver­an­stal­tun­gen fin­den in der Regel in Hin­ter­zim­mern von Gast­hö­fen statt, die Ein­la­dun­gen wer­den per SMS oder E‑Mail verschickt.”

Dass die rech­te und rechts­extre­me Sze­ne sich im Beson­de­ren Ost­ti­rol aus­sucht, ist für den Sozi­al­spre­cher der Grü­nen, Karl Öllin­ger, kein Zufall: „Ers­tens gibt es einen jun­gen Flü­gel von AFP-Akti­vis­ten (Arbeits­ge­mein­schaft für demo­kra­ti­sche Poli­tik) in Ost­ti­rol, also eine ideo­lo­gi­sche Basis und das dazu­ge­hö­ri­ge Umfeld. Und zwei­tens wird Ost­ti­rol für Kon­zer­te sehr gern genützt wird, weil es abge­schie­den liegt.”

Kein Geheim­nis ist laut Öllin­ger, dass zu den Kon­zer­ten Neo­na­zis „aus ganz Öster­reich und Deutsch­land anrei­sen”. Dass nicht nur bekann­te rech­te Bands, son­dern auch Neu­lin­ge auf­tre­ten, ist für Mikusch „typisch”. In der Sze­ne gibt es immer wie­der Ver­ur­tei­lun­gen, Band­mit­glie­der wer­den aus­ge­wech­selt, Bands for­mie­ren sich neu oder geben sich neue Namen. Dass es bei den Kon­zer­ten ans Ein­ge­mach­te geht, weiß der Exper­te: „Da wird zum Völ­ker­mord eben­so auf­ge­ru­fen wie ‚Heil Hit­ler’ geschrieen.”

Obwohl in den Geheim­kon­zer­ten — „die eben nach dem Vor­bild von Deutsch­land in der Pro­vinz statt­fin­den — nur eine spe­zi­fi­sche Ziel­grup­pe erreicht wird, ist die Gefahr des Rechts­rocks groß. Mikusch: „Musik gefolgt vom Inter­net sind die bei­den wich­tigs­ten Medi­en, um Wer­bung für die rech­te Sze­ne zu machen.” Dass sich Neo­na­zis über Gren­zen via Inter­net ver­stän­di­gen, zeig­te sich erst jüngst durch die 18 Haus­durch­su­chun­gen in Öster­reich, die im Zuge der Ermitt­lun­gen gegen die Neo­na­zi-Platt­form alpen-donau.info statt­fan­den. (Tiro­ler Tages­zei­tung, 15.11.210, S. 5)

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