Von Brigitte Warenski
Innsbruck – Im einschlägigen Forum der rechten Szene (Germanische Weltnetzgemeinschaft thiazi.net) zeigt man sich begeistert. Zum ersten Mal gaben sich laut Konzertbesuchern heuer Mitte Mai gleich mehrere Bands bei einem „gelungenen nationalen“ Konzert in Osttirol ein Stelldichein. Rund 60 Besucher kamen zur „kleinen und abgelegenen Lokalität in der Tiroler Alpenfestung“. Wo die Death-Metal-Bands ihr RAC-Ereignis (RAC steht für Konzerte aus dem Rechtsrock) genau abhielten, darüber wird auch im Forum Stillschweigen bewahrt.
Kein Einzelfall, sagt Alex Mikusch, der sich seit Jahren wissenschaftlich mit Rechtsrock und rechten Symbolen in der Jugendszene beschäftigt. „Es werden meistens so genannte Geheimkonzerte abgehalten, um die Öffentlichkeit nicht auf sich aufmerksam zu machen. Die Veranstaltungen finden in der Regel in Hinterzimmern von Gasthöfen statt, die Einladungen werden per SMS oder E‑Mail verschickt.”
Dass die rechte und rechtsextreme Szene sich im Besonderen Osttirol aussucht, ist für den Sozialsprecher der Grünen, Karl Öllinger, kein Zufall: „Erstens gibt es einen jungen Flügel von AFP-Aktivisten (Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik) in Osttirol, also eine ideologische Basis und das dazugehörige Umfeld. Und zweitens wird Osttirol für Konzerte sehr gern genützt wird, weil es abgeschieden liegt.”
Kein Geheimnis ist laut Öllinger, dass zu den Konzerten Neonazis „aus ganz Österreich und Deutschland anreisen”. Dass nicht nur bekannte rechte Bands, sondern auch Neulinge auftreten, ist für Mikusch „typisch”. In der Szene gibt es immer wieder Verurteilungen, Bandmitglieder werden ausgewechselt, Bands formieren sich neu oder geben sich neue Namen. Dass es bei den Konzerten ans Eingemachte geht, weiß der Experte: „Da wird zum Völkermord ebenso aufgerufen wie ‚Heil Hitler’ geschrieen.”
Obwohl in den Geheimkonzerten — „die eben nach dem Vorbild von Deutschland in der Provinz stattfinden — nur eine spezifische Zielgruppe erreicht wird, ist die Gefahr des Rechtsrocks groß. Mikusch: „Musik gefolgt vom Internet sind die beiden wichtigsten Medien, um Werbung für die rechte Szene zu machen.” Dass sich Neonazis über Grenzen via Internet verständigen, zeigte sich erst jüngst durch die 18 Hausdurchsuchungen in Österreich, die im Zuge der Ermittlungen gegen die Neonazi-Plattform alpen-donau.info stattfanden. (Tiroler Tageszeitung, 15.11.210, S. 5)
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Geheime Konzerte der Rechten
Ein Artikel der „Tiroler Tageszeitung”:
„Heil Hitler“-Rufe in abgelegenen Lokalen: In Osttirol treffen sich Anhänger der rechten Szene zu Konzerten in Hinterzimmern.
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