Lesezeit: 3 Minuten

Identitäres Hinterhofzentrum

Wie die Grup­pe Recher­che Graz berich­tet, haben die stei­ri­schen Iden­ti­tä­ren Ende Febru­ar in der Gra­zer Schön­au­gas­se 102a ein Zen­trum eröff­net. In dem „Patrio­ten­zen­trum“, wie die Iden­ti­tä­ren den Ort selbst umschrei­ben, sol­len künf­tig Vor­trä­ge und Semi­na­re statt­fin­den. Einen ers­ten Auf­takt hat es im iden­ti­tä­ren Zen­trum in Graz bereits Anfang März gege­ben, als die loka­le Grup­pe zu […]

24. Sep 2016

Einen ers­ten Auf­takt hat es im iden­ti­tä­ren Zen­trum in Graz bereits Anfang März gege­ben, als die loka­le Grup­pe zu einem „Schu­lungs­se­mi­nar“ zum The­ma „Struk­tur­ent­wick­lung in der Stei­er­mark“ ein­lud. Die Teil­neh­men­den waren, wenig ver­wun­der­lich, kei­ne Unbe­kann­ten: So war bei­spiels­wei­se Luca Kerbl dabei. Der ehe­ma­li­ge FPÖ­ler hat­te im Juni 2016 gemein­sam mit ande­ren Kame­ra­den eine Vor­le­sung an der Kla­gen­fur­ter Uni gestört. Peter Dings­le­der und Jörg Dit­tus wie­der­um wur­den letz­tes Jahr im Advent­ka­len­der der Grup­pe Recher­che Wien auf­grund ihrer Akti­vi­tä­ten bei den Iden­ti­tä­ren geoutet. Das Zen­trum soll zudem laut Eigen­an­ga­ben auch eine Biblio­thek und ein Büro beheimaten.

Besprechung im Zentrum zur rechtsextremen “Strukturentwicklung” in der Steiermark - Bildquelle: Recherche Graz
Bespre­chung im Zen­trum zur rechts­extre­men “Struk­tur­ent­wick­lung” in der Stei­er­mark — Bild­quel­le: Recher­che Graz

Nach Gra­zer Vorbild
Seit Mit­te Febru­ar sam­meln die Iden­ti­tä­ren auch Spen­den für ein soge­nann­tes „Khe­ven­hül­ler-Zen­trum“, das als „zen­tra­ler Arbeits­ort“ der Lin­zer Grup­pe fun­gie­ren und dabei eben­falls sowohl eine Biblio­thek als auch Lese­krei­se sowie Semi­na­re, Vor­trä­ge, Work­shops, Stamm­ti­sche, Akti­ons­pla­nun­gen, Film- und Lie­der­aben­de beher­ber­gen soll. Jedoch „einen Anlauf­punkt für alle Patrio­ten zu schaf­fen“, scheint auch für die Lin­zer Iden­ti­tä­ren vor allem finan­zi­ell nicht so ein­fach zu sein. Der Web­site der IBÖ zufol­ge ist näm­lich der Spen­den­drang der Kamerad_innen nicht all­zu erfolg­reich, da bis Mit­te Sep­tem­ber erst 13% der benö­tig­ten 1.730 Euro auf­ge­trie­ben wer­den konn­ten. Auf der Face­book-Sei­te der IBÖ ist Anfang August 2016 hin­ge­gen ist nur von 1.500 Euro die Rede, die noch feh­len wür­den, um die Miet­kos­ten für ein Jahr abzudecken.

„Ver­ein zur Erhal­tung und För­de­rung der kul­tu­rel­len Identität“
Für bei­de „Zen­tren“ wird als Spen­den­emp­fän­ger der seit 2012 behörd­lich ein­ge­tra­ge­ne Ver­ein zur Erhal­tung und För­de­rung der kul­tu­rel­len Iden­ti­tät ange­ge­ben, in dem es im letz­ten Jahr zu Ände­run­gen gekom­men ist. Wur­de zuvor Alex­an­der Mar­ko­vics und eine Adres­se im 4. Bezirk (Schel­l­ein­gas­se 26/1/6/19) in Wien im Kon­text des Ver­eins genannt, ver­weist nun Recher­che Graz dar­auf, dass die bei­den Sell­ner-Brü­der Tho­mas und Mar­tin als Funk­ti­ons­trä­ger des Ver­eins fun­gie­ren, der nun sei­nen Sitz in der Pau­li­nen­gas­se 18/5/17 im 18. Bezirk hat. Auch das Spen­den­kon­to hat sich geän­dert: von der Ers­te Bank zur easy­bank. Ein mög­li­cher Hin­ter­grund: Im August letz­tens Jah­res war auf linksunten.indymedia.org dazu auf­ge­ru­fen wor­den, den Iden­ti­tä­ren „die Spen­den abzu­dre­hen“ und Pro­test bei der Ers­te Bank ein­zu­le­gen. Im Jän­ner dar­auf hat­ten die Iden­ti­tä­ren selbst auf Face­book bekannt gege­ben, dass ihnen ihr Kon­to gekün­digt wor­den war.

Namens­ge­ber
Der Name des Lin­zer Zen­trums bezieht sich auf den aus dem Kärnt­ner Adels­ge­schlecht stam­men­den, jedoch in Linz gebo­re­nen, kai­ser­li­chen Feld­mar­schall und Ober­be­fehls­ha­ber, Lud­wig Andre­as von Khe­ven­hül­ler, der in den Erb­fol­ge­krie­gen an der Sei­te von Prinz Eugen gekämpft hat­te. Namens­ge­ber des Gra­zer Zen­trums ist der k.u.k. Oberst Franz Xaver Hack­her zu Hart, der mit sei­ner Trup­pe den Gra­zer Schloss­berg gegen die fran­zö­si­sche Bela­ge­rung durch die Trup­pen Napo­lé­ons Bona­par­tes am Beginn des 19. Jahr­hun­dert ver­tei­digt hatte.

Kei­ne Gegenkultur
Mit dem Auf­ruf „Wir schaf­fen Orte der Gegen­kul­tur, iden­ti­tä­re Frei­räu­me und Struk­tu­ren der Recon­quis­ta!“ grei­fen die Iden­ti­tä­ren erneut Schlag­wör­ter lin­ker Sub­kul­tu­ren wie „Gegen­kul­tur“ und „Frei­räu­me“ auf und ver­su­chen, die­se in iden­ti­tä­rer Manier umzudeuten.

Keine Beiträge mehr verpassen: Email-Benachrichtigung aktivieren
abgelegt unter: Dokumentation