„Die enormen Opfer, die die Sowjetunion als Teil der Alliierten im Kampf gegen den Nationalsozialismus und bei der Befreiung vieler Konzentrationslager erbracht hat, sind für alle Zeiten unvergesslich und unabdingbarer Teil der Geschichte unseres Kontinents. Auch die Erinnerung an das unvorstellbare Leid, das den sowjetischen Kriegsgefangenen im KZ-System Mauthausen angetan wurde, und ihr Widerstand gegen die NS-Barbarei ist und bleibt ein zentraler Auftrag der Gedenkarbeit unserer Institutionen”, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. „Was allerdings den Krieg Russlands gegen die Ukraine betrifft, können wir angesichts der ausgeübten ungerechtfertigten Gewalt und schwerster Verletzungen der Menschenrechte nicht umhin, diesen mit aller Deutlichkeit zu verurteilen.” In diesem Sinne fordere man auch ein sofortiges Ende des Krieges.
„Eine Teilnahme beider Länder wäre unvereinbar mit dem Mauthausen-Schwur der überlebenden Häftlinge und deren Wunsch nach Friede und Freiheit”, begründet Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich, den Schritt. Daher habe man sich „leider” dazu entschließen müssen. Es sei aber sichergestellt, dass an den Denkmälern von Russland und Belarus, wenn keine offiziellen Vertreterinnen und Vertreter anwesend sind, Kränze und Buketts niedergelegt werden. Die weltweit größte KZ-Befreiungsfeier steht heuer unter der Überschrift „Politischer Widerstand”. In dem zitierten Schwur heißt es unter anderem: „Wir werden einen gemeinsamen Weg beschreiten, den Weg der unteilbaren Freiheit aller Völker, den Weg der gegenseitigen Achtung, den Weg der Zusammenarbeit am großen Werk des Aufbaus einer neuen, für alle gerechten, freien Welt.” Er wurde bei der ersten Befreiungsfeier 1945 und der Verabschiedung der Überlebenden — viele von ihnen aus dem heutigen Russland und der heutigen Ukraine — in ihre Heimatländer erstmals verlesen.
Gemeinsame Erklärung des MKÖ, der Gedenkstätte und dem Comité International de Mauthausen zum Krieg in der Ukraine
Im Jahr 2022 jährt sich die Befreiung des KZ Mauthausen und seiner Außenlager im Mai 1945 bereits zum 77. Mal. Die enormen Opfer, die die Sowjetunion als Teil der Alliierten im Kampf gegen den Nationalsozialismus und bei der Befreiung vieler Konzentrationslager erbracht hat, sind für alle Zeiten unvergesslich und unabdingbarer Teil der Geschichte unseres Kontinents.
Auch die Erinnerung an das unvorstellbare Leid, das den sowjetischen Häftlingen im KZ-System Mauthausen angetan wurde, und an ihren Widerstand gegen die NS-Barbarei ist und bleibt ein zentraler Auftrag der Gedenkarbeit unserer Institutionen.
Was allerdings den Krieg Russlands gegen die Ukraine betrifft, können wir angesichts der ausgeübten ungerechtfertigten Gewalt und schwerster Verletzungen der Menschenrechte nicht umhin, diesen mit aller Deutlichkeit zu verurteilen.
Wir möchten daran erinnern, dass am 16. Mai 1945 am Appellplatz des KZ Mauthausen die erste Befreiungsfeier stattfand. Aus Anlass der dabei erfolgten, gemeinschaftlichen Verabschiedung der in ihre Heimat zurückkehrenden sowjetischen Häftlinge, unter ihnen Menschen aus Russland und der Ukraine, verlasen die Vertreter des Internationalen Häftlingskomitees den „Mauthausen-Schwur“.
Darin heißt es:
„Der Friede und die Freiheit sind die Garanten des Glücks der Völker, und der Aufbau der Welt auf neuen Grundlagen sozialer und nationaler Gerechtigkeit ist der einzige Weg zur friedlichen Zusammenarbeit der Staaten und Völker. Wir wollen nach erlangter eigener Freiheit und nach Erkämpfung der Freiheit unserer Nationen die internationale Solidarität des Lagers in unserem Gedächtnis bewahren und daraus die Lehren ziehen:
Wir werden einen gemeinsamen Weg beschreiten, den Weg der unteilbaren Freiheit aller Völker, den Weg der gegenseitigen Achtung, den Weg der Zusammenarbeit am großen Werk des Aufbaus einer neuen, für alle gerechten, freien Welt.“
In diesem Sinne fordern wir ein sofortiges Ende des Krieges!
Willi Mernyi
Vorsitzender
Mauthausen Komitee ÖsterreichBarbara Glück
Direktorin
KZ-Gedenkstätte MauthausenGuy Dockendorf
Präsident
Comité International de Mauthausen