Antifa-Lektüre: Zeitschriften

Übli­cher­wei­se prä­sen­tie­ren wir um die­se Jah­res­zeit – also vor Ein­gang in die Som­mer­ur­laubs­pha­se – Bücher­tipps. Heu­er ist das etwas anders. Wir hat­ten wenig Zeit, Bücher zu lesen und sie dann für euch zu rezen­sie­ren. Daher stel­len wir zunächst ein­mal Zeit­schrif­ten vor: sol­che, die wir sel­ber lesen und sol­che, die auch für uns neu sind, aber […]

9. Jul 2021

100 Jah­re Antifa!

Die Zeit­schrift „der rech­te rand“ (drr) kommt in ihrer 190. Aus­ga­be (Mai/Juni 2021) mit einem Umschlag in Gold­druck daher: „Wider­stand und Bewe­gung seit 100 Jah­ren“ ist das The­ma, mit dem 100 Jah­re Anti­fa gefei­ert wer­den. 100 Jah­re? „Gegen den Ter­ror der faschis­ti­schen „Schwarz­hem­den“ in Ita­li­en unter Beni­to Mus­so­li­ni orga­ni­sier­ten sich ab 1921 par­tei­über­grei­fend die Ardi­ti del Popo­lo (die Muti­gen des Vol­kes). Sie leis­te­ten Wider­stand gegen den auf­stre­ben­den Faschis­mus, der wenig spä­ter an die Macht kam“, wird im Edi­to­ri­al die Geburts­stun­de der Anti­fa begründet.

der rechte rand 100 Jahre Antifa (Foto Twitter @derrechterand)
der rech­te rand in Gold: 100 Jah­re Anti­fa (Foto Twit­ter @derrechterand)

Die Jubi­lä­ums­aus­ga­be ist nicht nur gespickt mit span­nen­den Bei­trä­gen, etwa über die schon erwähn­ten Ardi­ti del Popo­lo Popo­lo („Ver­ta­ne Chan­ce“), die – auch – an den Par­tei­en der Lin­ken geschei­tert sind: „Statt es zu begrü­ßen, dass eine Art spon­ta­ne anti­fa­schis­ti­sche Ein­heits­front im Ent­ste­hen war, lie­ßen die lin­ken Par­tei­en die Ardi­ti des im Stich oder wand­ten sich aktiv gegen sie.

Neben dem „Anti­fa­schis­ti­schen Info­blatt“ und der Zeit­schrift „Lot­ta“, die sich aller­dings weit­ge­hend auf Nord­rhein-West­fa­len und Hes­sen beschränkt, ist „Der rech­te Rand“ eines der weni­gen Anti­fa-Print-Maga­zi­ne für den deutsch­spra­chi­gen Raum. Kos­tet im Aus­lands-Abo gut inves­tier­te 35 Euro für sechs Ausgaben.

Musik und Rechtsextremismus

Da haben wir zunächst ein­mal ordent­lich geschaut: „Die Ton­kunst“, das Maga­zin für klas­si­sche Musik und Musik­wis­sen­schaft, wid­met ihr Heft II/2021 dem The­ma „Musik und Rechts­extre­mis­mus“ – mit Bei­trä­gen, die wenig mit klas­si­scher Musik, aber viel mit aktu­el­len rech­ten Musik­ten­den­zen (im Neo­folk, Rechts­rock, Hip­Hop und Rap) zu tun haben. Der Bei­trag von Lutz Neit­zert („Neue Rech­te vs. Neue Musik“) setzt sich mit der wil­den rech­ten Agi­ta­ti­on gegen die „Neue Musik“ aus­ein­an­der und zitiert dabei Jörg Hai­der, der gegen die „Welt­kat­zen­mu­sik“ höhn­te und an ihrer Statt eine „volks­na­he“ Ton­kunst ein­for­der­te, was die Kom­po­nis­tin Olga Neu­wirth im Jahr 2000 bei der Groß­de­mo gegen Schwarz-Blau zu der Gegen­re­de ver­an­lass­te: „Ich weiß, dass man mit Kunst nichts ändern kann, aber Kunst kann Erstarr­tes auf­zei­gen und den deso­la­ten Zustand von Gesell­schaft und Poli­tik sicht­bar machen. Ich will mich nicht weg­jo­deln las­sen.“

Die Tonkunst: Inhaltsangabe Musik und Rechtsextremismus
Die Ton­kunst: Inhalts­an­ga­be Musik und Rechtsextremismus

Wer Nähe­res zu den Bei­trä­gen im Heft II/2021 der „Ton­kunst“ wis­sen will, fin­det hier das Inhalts­ver­zeich­nis und unter die­sem Link Lese­pro­ben der ein­zel­nen Beiträge.

Rechts­extre­mis­mus­for­schung

Mit einer Stand­ort­be­stim­mung zur Rechts­extre­mis­mus­for­schung in Deutsch­land läu­te­te die unter der wis­sen­schaft­li­chen Lei­tung von Mat­thi­as Quent pro­du­zier­te „Zeit­schrift für Rechts­extre­mis­mus­for­schung“ (ZRex) des „Insti­tuts für Demo­kra­tie und Zivil­ge­sell­schaft“ (IDZ) https://www.idz-jena.de Ende Juni ihre ers­te Num­mer ein.

Ziel der neu­en ZRex – Zeit­schrift für Rechts­extre­mis­mus­for­schung ist es, der wis­sen­schaft­li­chen For­schung zur illi­be­ra­len, popu­lis­ti­schen bzw. extre­men Rech­ten ein Forum zu geben und damit das struk­tu­rel­le Defi­zit einer feh­len­den wis­sen­schaft­li­chen Platt­form für kri­ti­sche Rechts­extre­mis­mus­for­schung zu behe­ben. (…) Seit vie­len Jah­ren gibt es in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land qua­li­fi­zier­te theo­re­ti­sche, empi­ri­sche und anwen­dungs­be­zo­ge­ne For­schung zu die­sen skiz­zier­ten Ent­wick­lun­gen. Doch fehl­te bis­her eine regel­mä­ßig erschei­nen­de, spe­zia­li­sier­te wis­sen­schaft­li­che Publi­ka­ti­on, die eine hohe Ana­ly­se- und Pro­gno­se­kom­pe­tenz bie­tet und zum zen­tra­len Bezugs­punkt der Fach­de­bat­te wird, indem sie inno­va­ti­ven Arbei­ten ein Forum bie­tet, auf qua­li­ta­tiv hohem Niveau Kon­ti­nui­tät her­stellt und eine sys­te­ma­ti­sche bzw. sys­te­ma­ti­sie­ren­de Über­sicht schafft. Die Inno­va­ti­ons­fä­hig­keit der populistischen/extremen Rech­ten und ihre gestei­ger­ten Mög­lich­kei­ten, eine gro­ße Band­brei­te gesell­schaft­li­cher The­men auf­zu­grei­fen und zuzu­spit­zen, qua­li­fi­ziert sie zu einem eigen­stän­di­gen For­schungs­feld – nicht zuletzt mit Blick auf Fra­gen des gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halts. (budrich-journals.de)

Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung (ZRex)
Zeit­schrift für Rechts­extre­mis­mus­for­schung (ZRex)

Zwei Hef­te pro Jahr erwar­ten uns, und das mit kos­ten­lo­sem Zugang. Die Bei­trä­ge der ers­ten Num­mer sind hier als PDF bereits abrufbar.

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