Filmtipps V: „Sprache und Ressentiment hängen zusammen”

Gestern, in „Aufge­le­sen II”, haben wir einige Inter­views präsen­tiert, in denen es um die Wirkung von Sprache geht. Dazu passend empfehlen wir heute ein Inter­view, das zwei bemerkenswerte Frauen geführt haben: Anja Reschke hat als Mod­er­a­torin für das ARD-Medi­en­magazin Zapp die deutsche Sprach- und Kog­ni­tion­swis­senschaf­terin Elis­a­beth Wehling zum Gespräch gebeten.

Anja Reschke mod­eriert nicht nur die Mag­a­zine Panora­ma und Zapp, son­dern kom­men­tiert manch­mal auch das Polit­geschehen für die Tages­the­men. Und da hat sie des Öfteren Furore gemacht, weil sie in ein­er klaren Sprache sagt, was Sache ist und zudem Hal­tung zeigt (zum Beispiel hier und hier). „Hal­tung zeigen!” heißt auch ein Buch, das Reschke im Herb­st 2018 veröffentlichte.

Elis­a­beth Wehling mah­nt nun bere­its seit Jahren, auf die Ver­wen­dung von Sprache aufzu­passen, zu über­legen, welche Bilder Sprache trans­portiert und was damit aus­gelöst wer­den kann. Wehling stützt sich dabei auf ihre Forschun­gen über die Wirkung von Frames, also sprach­lichen Deu­tungsrah­men, mit denen gsellschaftliche Stim­mungen erzeugt wer­den. 2016 veröf­fentlichte sie ihr bre­it rezip­iertes Buch Poli­tis­ches Fram­ing. Wie eine Nation sich ihr Denken einre­det – und daraus Poli­tik macht.”: „Frames wer­den durch Sprache im Gehirn aktiviert. Sie sind es, die Fak­ten erst eine Bedeu­tung ver­lei­hen, und zwar, indem sie Infor­ma­tio­nen im Ver­hält­nis zu unseren kör­per­lichen Erfahrun­gen und unserem abge­spe­icherten Wis­sen über die Welt einord­nen. Dabei sind Frames immer selek­tiv. Sie heben bes­timmte Fak­ten und Real­itäten her­vor und lassen andere unter den Tisch fall­en. Frames bew­erten und inter­pretieren also. Und sind sie erst ein­mal über Sprache – etwa jen­er in öffentlichen Debat­ten – in unseren Köpfen aktiviert, so leit­en sie unser Denken und Han­deln an, und zwar ohne dass wir es merk­ten. Es ist höch­ste Zeit, unsere Naiv­ität gegenüber der Bedeu­tung von Sprache in der Poli­tik abzulegen.”

Zapp, 5.12.18, 43 Minuten