Lesezeit: 1 Minute

Der Beirat von SdR: Ernst Berger

War­um ich SdR unter­stüt­ze: Rechts­extre­mes Gedan­ken­gut wird in erschre­cken­der Wei­se wie­der modern. In wach­sen­dem Maße tau­chen For­mu­lie­run­gen und Denk­mo­del­le, die eine unmit­tel­ba­re Nähe zum Natio­nal­so­zia­lis­mus auf­wei­sen, im All­tags­dis­kurs auf.

11. Dez 2018
Ernst Berger (© Ernst Berger)
Ernst Berger (© Ernst Berger)

Ein Bei­spiel lie­fer­te kürz­lich (Ende Novem­ber 2018) der NÖ FPÖ-Lan­des­rat Wald­häusl. In sei­ner Argu­men­ta­ti­on zur Begrün­dung des mit Sta­chel­draht gesi­cher­ten Asyl­quar­tiers in Dra­sen­ho­fen unter­schied er zwi­schen „Unru­he­stif­tern“ und inte­gra­ti­ons­wil­li­gen Asy­lan­ten. Anders for­mu­liert könn­te man sagen, die „Guten“ sol­len von den „Bösen“ getrennt wer­den. Den „Guten“ soll (angeb­lich) Unter­stüt­zung und Hil­fe zuge­stan­den wer­den, die „Bösen“ sol­len iso­liert wer­den. Das zen­tra­le Prin­zip der NS-Päd­ago­gik und NS-Für­sor­ge war die Selek­ti­on nach dem Kal­kül der „Auf­wands­wür­dig­keit“. Die­ses Prin­zip fei­ert hier sei­ne Auferstehung.

Auch ein zwei­tes Waldhäusl’sches Denk­mo­dell lässt sich auf natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Wur­zeln zurück­füh­ren – das Kon­zept des „Schut­zes“. Der Zaun sei zum Schutz errich­tet wor­den … Unklar bleibt, wer vor wem geschützt wird – die Bevöl­ke­rung vor den „Unru­he­stif­tern“ oder die­se vor dem angeb­li­chen Zorn der Bevöl­ke­rung. Die­se Dif­fe­ren­zie­rung erscheint aber auch unwe­sent­lich. Der posi­tiv besetz­te Begriff „Schutz“ klingt gut und lässt sich belie­big ver­wen­den. Den­sel­ben Über­le­gun­gen folg­ten wohl auch die Natio­nal­so­zia­lis­ten bei der Ein­rich­tung von „Jugend­schutz­la­gern“ in den Jah­ren 1940–42, die in der his­to­ri­schen Fach­li­te­ra­tur als „Jugend-KZs“ klas­si­fi­ziert werden.

All das weiß Herr Wald­häusl ver­mut­lich nicht. Sein Wis­sen dar­über ist auch nicht rele­vant. Ent­schei­dend ist viel­mehr, dass Ideen und Kon­zep­te wie­der­auf­tau­chen, deren Kon­se­quen­zen aus der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus nur all­zu gut bekannt sind.

Aus die­sen Grün­den ist es wich­tig, rechts­extre­mes Gedan­ken­gut als sol­ches zu benen­nen und auf sei­ne his­to­ri­schen Wur­zeln zurück­zu­füh­ren. Die­se Auf­ga­be erfüllt die Web­page „Stoppt­die­rech­ten“.

Univ.Prof. Dr. Ernst Berger
Kin­der- und Jugendpsychiater
Ehem. Lei­ter der Men­schen­rechts­kom­mis­si­on der Volksanwaltschaft

Keine Beiträge mehr verpassen: Email-Benachrichtigung aktivieren
abgelegt unter: Sonstiges
Schlagwörter: