Marco Wagner, die Nazi-Gesänge und sein gebräunter „Hawara“

Mar­co Wag­n­er ist ein Star, genauer gesagt, wird er als solch­er beze­ich­net: Youtube-Star, Face­book-Star sind die Beze­ich­nun­gen, die über ihn zu lesen sind. Wir geste­hen: Uns war er bis vor kurz­er Zeit unbekan­nt, und wir hät­ten auch kein­er­lei Anlass gese­hen, uns mit ihm zu beschäfti­gen. Dann kam aber ein Video, in dem Wag­n­er lau­thals mit anderen im Chor grölt: „Adolf Hitler, Du geile Sau!“ Also haben wir den Inter­net-Star Wag­n­er etwas näher unter die Lupe genommen.

Wag­n­er hat viele Fans auf Face­book, wo er als Berufs­beze­ich­nung „Komik­er“ angibt. Nicht unter­halt­sam ist allerd­ings, dass ein Video von ihm aufge­taucht ist, im dem zu hören ist, wie er zusam­men mit anderen nicht unter­halt­samen Her­ren Nazi-Texte grölt. Wag­n­er ging in die Offen­sive, stellte ein Video von sich auf Face­book, in dem er – von einem beträchtlichen Maß an Selb­st­mitleid geprägt – unschuldig von sich gab, er wäre so betrunk­en gewe­sen, dass er keine Erin­nerung an den Vor­fall habe und dass er nun dem Alko­hol­genuss auf immer und ewig abschwören würde. Denn, so Wag­n­er: „I woar jet­zt a poar Tog fis­chen in Ungarn mit meim Hawara …“ Dort habe er ein paar Deutsche ken­nen gel­ernt, „liebe Leute“, und die haben begonnen, rechte Lieder zu sin­gen – „so mit Adolf Hitler und so“. Er, Wag­n­er, würde solche Lieder nie im nüchter­nen Zus­tand sin­gen, er schäme sich dafür. Eige­nen Angaben nach, erstat­tete Wag­n­er Selbstanzeige.

Vor etwa zwei Jahren geri­et Wag­n­er ins Kreuzfeuer der Kri­tik, nach­dem er ein Inter­view mit dem dama­li­gen Präsi­dentschaft­skan­di­dat­en Nor­bert Hofer ins Netz gestellt hat­te, was den Fal­ter dazu ver­an­lasste, einen Kom­men­tar mit dem Titel „Win-Win: Der Hof­narr und der Hofer“ zu veröf­fentlichen: „Hofer, ein frei­heitlich­er Rhetorikprofi, kochte den jun­gen Steir­er nach allen Regeln der Kun­st ein. Er brauchte keine sieben Minuten, bis der Inter­view­er ihm zujubelte: ‚Sie erzählen das jet­zt so offen her­aus, ich find das ja sym­pa­thisch, weil das zeigt, dass sie ein ganz nor­maler Men­sch sind.’”

Im Novem­ber 2017 beklagte sich Wag­n­er bit­ter darüber, dass er „immer mehr und immer öfter als vul­la Rechter abgestem­pelt“ werde. Darin drückt er sein Unver­ständ­nis u.a. darüber aus, dass man nicht stolz sein könne auf sein Heimat­land, ohne als Rechter beze­ich­net zu wer­den, um sich schlussendlich darüber zu empören, als Rechter beze­ich­net zu wer­den, nur weil er ein Lied von den Böh­sen Onkelz bei einem Auftritt zum Besten gegeben hat: “Natür­lich, Böhse Onkelz haben eine Ver­gan­gen­heit und Blablabla. Oba I bin a Rech­ta, weil I a Liad von de sing … Sei­ds ihr kom­plett dep­pat? … Ihr wisst’s jo goar net, wos a Rech­ta is, Ihr Vull­trot­tl.” (Seine weit­eren Aus­führun­gen dazu ers­paren wir uns hier. Aber die FPÖ wird Wag­n­er ob seines „gesun­den Hausver­stands“, wie es Wag­n­er für sich in Anspruch nimmt, wohl ähn­lich lieb haben wie den EU-Bauern Tisal.)

Wag­n­er Post­ing „Bin kei Rechter”

Und nun, nach­dem der Hausver­stands­be­sitzer so völ­lig zu Unrecht als Rechter tit­uliert wurde, tauchen seine Nazi-Gesänge im Netz auf. Aber nicht genug damit: Eher im Ver­bor­ge­nen blieb ein Foto, das möglicher­weise der von Wag­n­er zitierte „Hawara“ auf seinem Face­book-Account veröf­fentlichte und von Wag­n­ers besagten Aufen­thalt in Ungarn stammt.

Das Foto, über­titelt mit „Privatsession.….yeaaaah.…“, zeigt Wag­n­er in feucht­fröh­lich­er Stim­mung mit Chris­t­ian R.

Bemerkenswert ist das T‑Shirt von R., das die Auf­schrift „Son­nen­stu­dio 88“ trägt und vom Neon­azi-Ver­sand „Nationales Ver­sand­haus“ stammt. Hätte sich R. uns auch umge­dreht gezeigt, wäre auf der Rück­seite des Shirts zu lesen gewe­sen: „Auch ohne Sonne braun“

R. hat sich offen­bar in Ungarn niederge­lassen, um dort als Pächter (oder Mitar­beit­er des Pächters) eines Fis­chte­ichs sein Leben zu verdin­gen – um’s neu­mod­ern zu sagen: Er ist ein klas­sis­ch­er Wirtschafts­flüchtling. Aber, wie es sich für stolze Patri­oten gehört, zele­bri­ert R. auch im Aus­land sein Österreichertum.

Seinen FB-Post­ings nach, erfüllt R. alle Klis­chees, die recht­en Reck­en zugeschrieben wer­den: Er ist „Dad­dy“ von zwei Kindern, näm­lich Bull­ter­ri­ern, die er liebevollst pflegt. Was R. gar nicht mag: Flüchtlinge, Van der Bellen und die ORF-Zwangs­ge­bühren, dafür mag er aber Nor­bert Hofer und vor allem Tätowierun­gen. Als „Bonus“ dür­fen wir seine Fin­ger bestaunen, auf die er sich einen stil­isierten Bull­ter­ri­er, „666“ und ein Pen­ta­gramm ein­gravieren ließ. Die let­zteren bei­den Zeichen wer­den als satanis­che Sym­bole gerne von der neon­azis­tis­chen Szene verwendet.

Aber, frei nach Mar­co Wag­n­er, sind wir ver­mut­lich „Vull­trot­tl“, die goar net wis­sen, wos a Rech­ta is …