In den vergangenen drei Jahrzehnten lieferte Ahlheim, der heute, wie es auch im Vorwort von Ulrich Klemm heißt, „zu den renommiertesten Vertretern der politischen Erwachsenenbildung“ gehört, immer wieder wichtige Argumente zur Bewertung der Tendenzen und Entwicklungen politischer Bildungsarbeit. Als oftmals „unbequemer Wissenschafter“ bohrte er nicht selten nach, wo es weh tat und setzte dadurch wichtige Impulse für die Theoriediskussion seiner Disziplin. Ausgehend von Prämissen der kritischen Theorie und somit der Aufklärung und Erziehung zur Mündigkeit unterzog er sowohl die politische Bildung als auch die Erwachsenenbildung im Besonderen einer kritischen Reflexion und schrieb damit auch gegen die Aufklärungsskepsis und Kritikmüdigkeit seiner Disziplin an.
Ahlheim setzte zudem wichtige Interventionen in Weiterbildungsdebatten, indem er beispielsweise Zusammenhänge zwischen Qualifizierungsansprüchen des Arbeitsmarktes und Bildungsbemühungen sowie Funktionalisierungen, Verwertungstendenzen und Instrumentalisierungen durch die politischen Entscheidungsträger_innen massiv in Frage stellte. Dem entgegen machte er sich dafür stark, dass die politische Erwachsenenbildung kein marktkonformes Dienstleistungsgeschäft sein dürfe, sondern vielmehr ein „Selbsterhaltungsunterfangen demokratischer Gesellschaften“ sein müsse.
In seinem frühen Werk bis heute setzte sich Ahlheim neben Antisemitismus, Schlussstrichmentalitäten und Diskursen über deutschen Nationalstolz auch mit Rechtsextremismus als Herausforderung der politischen Bildung auseinander. Bereits in den 1990er zeigte er auf, dass „politisch aufklärende und rationale Bildung“ „[g]egen Vorurteilsstrukturen und Sündenbockmechanismen, […] gegen Rechtsextremismus in seiner organisierten Form, […] zunächst vergebens“ argumentiere. Politische Bildung brauche „deshalb einen langen Atem“ und müsse ihre wenigen Chancen besser nutzen. Wie viele andere hob auch er hervor, dass politische Bildungsarbeit bereits im Vorfeld „Konfliktfähigkeit, demokratisches Bewusstsein und Handeln stärken“ sollte.
Der fast 500 Seiten umfassende Einblick in und Rückblick auf das Lebenswerk Ahlheims versammelt folglich nicht nur kritische Beiträge zur Bildungswissenschaft, sondern zeigt vor allem auch auf, dass viele von Ahlheim angesprochene Herausforderungen der Erziehungswissenschaften bis heute nicht an Aktualität eingebüßt haben. Vorzuwerfen ist ihm lediglich, dass er seinen Blick zwar auf die Begrenzung von Bildungschancen durch die soziale Herkunft richtete, geschlechtsspezifische Analysen in seinem Werk jedoch weitergehend ausbleiben und Menschen mit Migrationshintergrund eher als Objekt statt als Subjekte politischer Bildungsbestrebungen berücksichtigt werden.
Ahlheim, Klaus (2016): Kritik, Aufklärung, Intervention. Gesammelte Aufsätze zur Erwachsenenbildung. Ulm: Klemm & Oelschläger. Link zum Verlag.
