Kroatien: Einer ist schon Ex-Minister

Im Bericht von gestern über Kroa­t­ien haben wir den Vet­er­a­nen­min­is­ter Mijo Crno­ja noch in Amt und Wür­den gese­hen. Das war ein Irrtum, sor­ry! Crno­ja ist bere­its Ende Jän­ner – nach 6 Tagen im Amt – zurück­ge­treten, nach­dem der kleinere Koali­tion­spart­ner Most und die Oppo­si­tion seinen Rück­tritt wegen sein­er Forderung nach einem ‚Ver­räter­reg­is­ter‘ ver­langt haben. Weit­ere Vorkomm­nisse dürften den Rück­zug des Vet­er­a­nen­min­is­ters beschle­u­nigt haben.

Der ORF hat­te schon wenige Tage nach der Regierungs­bil­dung von ein­er ersten Regierungskrise wegen Crno­ja berichtet. Im Mit­telpunkt stand dabei natür­lich die Empörung über das ‚Ver­räter­reg­is­ter‘, aber Zeitun­gen haben schon damals berichtet, “dass der Min­is­ter bei sein­er Wohnan­schrift gel­o­gen habe, um Steuern zu sparen“.

Als der Vet­er­a­nen­min­is­ter dann nach 6 Tagen endlich zurück­trat, waren in den Medi­en zuvor auch andere Anschuldigun­gen kol­portiert wor­den, berichtete der „Spiegel“:

„Medi­en hat­ten zuvor berichtet, Crno­ja habe sich wider­rechtlich ein Grund­stück angeeignet, undurch­sichtige Kred­ite besessen und auch bei ein­er ange­blichen Kriegsver­let­zung geschum­melt“.


reg­is­tar izdajnika 
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Das ist dann doch ziem­lich viel an Vor­wür­fen für einen recht­sex­tremen Vet­er­a­nen­min­is­ter in nur weni­gen Tagen, auch wenn seine Büroräume schon zu Amts­be­ginn von einem ultra­kon­ser­v­a­tiv­en Bischof geseg­net wur­den. Crno­ja demis­sion­ierte also, ohne seinen Amt­skol­le­gen und ide­ol­o­gis­chen Ver­bün­de­ten, den Kul­tur­min­is­ter Zlatko Hasan­be­gov­ic gle­ich mitzunehmen.

Was Crno­ja in seinen 6 Tagen Amt­szeit geschafft hat, ist allerd­ings beachtlich. Die kroat­is­che Zivilge­sellschaft hat seine Forderung nach einem Ver­räter­reg­is­ter sofort aufge­grif­f­en und sich frei­willig selb­st bezichtigt: 7.500 Men­schen haben sich inner­halb weniger Tage einge­tra­gen „auf ern­ste, geistre­iche, witzige oder absurde Weise nach dem Mot­to „Wie Kun­st extreme Poli­tik aus­brem­sen kann”“, wie das Online-Mag­a­zin Monopol fes­thält:

Ich bin ein Ver­räter, weil „mein Groß­vater kom­mu­nis­tis­ch­er Par­ti­san war”, „weil ich Fem­i­nistin bin”, „kein Kreuzze­ichen kann und nicht in die Kirche gehe”, „weil ich nichts gegen Schwule habe”, „ich Welt­bürg­er” oder „nicht kor­rupt bin”, heißt es dort meist mit Klar­na­men und Wohnort. Andere zeigen sich als Ver­räter an, „weil ich auf der linken Seite schlafe”, „weil ich son­ntags Wäsche wasche”, „ich manch­mal mas­tur­biere”, „mich enthaare”, „außere­he­lichen Sex prak­tiziere”, „einen Gay-Fre­und habe” oder „ich Satire mag”.

„Ich bin Ver­räter, weil ich allen Kroa­to-Sauri­ern wün­sche, dass sie bald ausster­ben”, schreibt Dam­jan Sporcic aus Rije­ka ins Reg­is­ter. Andere Ver­räter „has­sen Volksmusik”, „haben Humor”, sind „mit einem Nicht-Kroat­en ver­heiratet” oder „kön­nen lesen und schreiben”. Branko Sudar aus Zagreb hat nach eigen­er Darstel­lung „meine Kinder ver­rat­en, als ich ihnen ver­sprach, sie wer­den in einem glück­lichen und reichen Land aufwach­sen” (Monopol).