Richard Lugner, den freiwilligen Komiker unter den Baumeistern und Frank Stronach, den unfreiwilligen Komiker unter den Milliardären, trennen zwar etliche Millionen Vermögen, es verbindet sie aber auch einiges.
1999 schaffte Richard Lugner, der schon im Jahr 1998 seine Bestimmung in der Funktion des Bundespräsidenten sah und erstaunliche 9,9 Prozent erhielt, mit den Unterstützungserklärungen von drei freiheitlichen Abgeordneten die Kandidatur seiner Liste Die Unabhängigen (DU) für die Nationalratswahlen.
Richard Lugner, Screenshot von amazon.de
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Die Unterschriften erhielt Lugner von den FPÖ- Abgeordneten Elfriede Madl, Heinz Marolt und Anton Blünegger. Nach diesem Coup ließ sich Lugner noch zum Vorsitzenden der neuen Partei krönen, seine –damalige – Ehefrau Christine zur stellvertretenden Vorsitzenden. Auch Stronach hat für sich schon den Platz des Chefs der Liste reklamiert.
Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den beiden Parteigründern ist nicht nur der von ihnen ins Zentrum gestellte „Idealismus“, der mit dem Einsatz eigenen Geldes begründet wird, sondern auch eine erfolgreiche Tätigkeit als Unternehmer, die beide als „Wirtschaftskompetenz“ zu verkaufen versuchen (Lugner 1999: „Privatisiert gehört unser Land“). Vom eigentlichen Programm Lugners wurde sonst nicht viel bekannt – aber das ist ja auch bei Stronach bis heute nicht anders.
Gemeinsam ist den beiden Parteigründern auch, dass ihre Anwerbungsversuche von Abgeordneten vom Vorwurf des Mandats- bzw. Stimmenkaufs begleitet waren bzw. sind.
1999 erhob Andreas Wabl, Abgeordneter der Grünen, gegenüber Richard Lugner den Vorwurf, ihm telefonisch 150.000 Schilling (ca. 11.000 Euro) für die Unterschrift auf Lugners Wahlvorschlag angeboten zu haben. Lugner tat den Vorwurf damit ab, dass das Ganze ein Jux gewesen sei. Im Februar 2000 stellte die Staatsanwaltschaft Wien ihre Ermittlungen wieder ein: man könne nicht ausschließen, dass das Offert tatsächlich nicht ernstgemeint war, so die Staatsanwaltschaft.
„Die Unabhängigen” (DU), die Wahlpartei von Richard Lugner
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Auch gegen Frank Stronach gibt es den Vorwurf des Stimmenkaufs, zuletzt erhoben von Josef Bucher, Parteichef des BZÖ, dem Stronach die Abgeordnete Elisabeth Kaufmann-Bruckberger weggeschnappt hat. Von den vier Abgeordneten, die Stronach bisher eingesammelt hat, kommen drei – so wie bei Lugner- aus dem freiheitlichen Stall, der vierte (Köfer) aus der Kärntner SPÖ. Lugar, Tadler und Kaufmann-Bruckberger waren in der FPÖ als Funktionäre aktiv und wechselten nach der Abspaltung in das BZÖ-Lager. Erich Tadler wurde 2010 aus dem BZÖ-Klub ausgeschlossen – angeblich, weil er seinen weiteren Verbleib an finanzielle Bedingungen geknüpft habe. Robert Lugar gab im September 2011 seinen Austritt aus dem BZÖ bekannt, angeblich aus Enttäuschung, weil er nicht Generalsekretär der Partei geworden sei. Die BZÖ Abgeordnete Kaufmann-Bruckberger hatte noch nicht viel Zeit, um aus dem BZÖ-Klub auszutreten, weil sie erst vor wenigen Monaten als Mandatarin für Ewald Stadler nachgerückt ist. Dafür aber konnte sie spannende finanzielle Erfahrungen in der BZÖ-eigenen Werbeagentur „Orange“ sammeln.
Eine andere, vor allem aus FPÖ-Kreisen ins Spiel gebrachte Gemeinsamkeit zwischen Lugner und Stronach, die Mitgliedschaft oder Sympathie mit Scientology, bleibt allerdings nur bei Lugner hängen. Im Unterschied zu Lugner, der sich bei Scientology mit einer Grußbotschaft einschleimte, gibt es bei Stronach nicht nur ein klares Dementi, sondern auch keinerlei Hinweise.