Gerd Steinbäcker — Brauner Sumpf

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Brau­ner Sumpf (Gert Steinbäcker)

Die Frau im Hotel in Mauthausen
Sagt, die Zeit war damals net schön
Nur einen Teil könnt´ man ruhig wie­der aufsperren
Für die Zigeu­ner, die z´sammstehl´n, was sie seh´n
Das Gas war für die Juden a Gnade
Sagt der Tax­ler am Weg zum KZ
Von den 1000 von unse­ren Landsleuten
Die durch´n Sta­lin g´storb´n sind, red´n wir net

Einer schaut weg, der And´re zu Boden
Weil kei­ner einen Wickel will
Man is eh gleich da, raus aus´m Wag´n
Red´n tut bald einer viel

Die Kopf­tuch­ba­ga­ge auf der Straße
Die g´hört weg, da gibt ´s net viel´ Frag´n
Wie das geht, das wür­den wir schon wissen
Nur das darf man heut´ net mehr laut sag´n
Die Hand erho­ben zum Gruße
Und der 18er vorn am T‑Hemd
Nach´m Farbbeutelspiel´n werd´n 3 Krügel
Unter wacke­rem Lied­ge­sang g´stemmt

Irgend­wie stolz, trotz­dem voll Angst
Vor irgend­wem oder irgendwas
Einer allein, vor­sich­tig und klein
Zu mehrt aber gnadenlos

A Zeit hab´n wir g ´glaubt, das gibt´s irgend­wann alles nimmermehr
Die sterb´n aus, und der Spuk verfliegt
Nein, es wird wie­der laut und die Stim­men werd´n wie­der immer mehr
I weiß net war­um man den brau­nen Sumpf net tro­cken kriegt

Der Herr mit dem Kreuz in der Hand, der
Dem Abend­land hilft in der Not
Der And´re mit dem neu­en deut­schen Süden
Sieht sei­ne Mei­nungs­frei­heit bedroht
Die Dame mit den Scha­ferln im Stadtpark
Für den Mus­lim, den die Ein­sam­keit quält
Und der Herr mit den Schnit­ten in der Wange
Der beim Wirt´ einen klei­nen Neger bestellt
Nie­mand schreit auf, nie­mand geniert sich
Irgend­wie jedem egal
Und es sickert und sickert bis ins kleins­te Gehirn
Und irgend­wann is es normal

A Zeit hab´n wir g ´glaubt, das gibt´s irgend­wann alles nimmermehr
Die sterb´n aus, und der Spuk verfliegt
Nein, es wird wie­der laut und die Stim­men werd´n wie­der immer mehr
I weiß net war­um man den brau­nen Sumpf net tro­cken kriegt