Strache, der böse Wolf und die echten Nazis

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Lutz Bach­mann, der Pegi­da-Chef, ist begeis­tert: von Stra­che, der FPÖ im all­ge­mei­nen und von Tho­mas Unden, dem Arzt, der kei­ne Flücht­lin­ge behan­delt und Bun­des­prä­si­dent wer­den will. Dem Stra­che gefällt der Bach­mann auch. Viel­leicht auch der Unden? Zu dem hat ihn noch nie­mand befragt, zu Armin Wolf auch nicht, aber den hält der Stra­che für einen Ver­harm­lo­ser des Natio­nal­so­zia­lis­mus. Hard­core-Neo­na­zis haben dage­gen auf sei­ner FB-Sei­te anschei­nend einen Freibrief!

Lang­sam wächst zusam­men, was zusam­men­ge­hört. Lutz Bach­mann, der Grün­der und Chef der rechts­extre­men Pegi­da (Dres­den) ist begeis­tert. „Von HC und der FPÖ ler­nen, heißt sie­gen ler­nen“, lau­tet sein Resu­mee vom Neu­jahrs­tref­fen der FPÖ in Wels. Nahe­zu im Stun­den­takt berich­tet er auf Face­book: von einem „sehr guten Gespräch“ und „sen­sa­tio­nel­ler Stim­mung“. Der FPÖ-Pres­se­spre­cher ver­sucht ihn zunächst als inof­fi­zi­el­len Gast dar­zu­stel­len, dann aber gibt’s doch ein offi­zi­el­les Foto mit Stra­che und sei­nem Stell­ver­tre­ter Gudenus.


Lutz Bach­mann
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In der Rhe­to­rik wer­den sich FPÖ und Pegi­da auch immer ähn­li­cher. Wäh­rend bei Pegi­da-Demons­tra­tio­nen in der BRD schon Gal­gen für Kanz­le­rin Mer­kel und Vize­kanz­ler Gabri­el vor­ge­führt wur­den, beschimpft Stra­che den hei­mi­schen Bun­des­kanz­ler als „Staats­feind, Bür­ger­feind und Öster­reich­feind“. Was macht man mit solchen?

In eine ähn­li­che Kate­go­rie fällt Armin Wolf, der ORF-Nach­rich­ten­spre­cher für Stra­che und die blaue Meu­te. Schon längst ist wie­der ver­ges­sen, dass Armin Wolf im Sep­tem­ber 2015 Stra­che wegen eines zwei­deu­ti­gen Zitats in Schutz genom­men hat. „Herr Armin Wolf vom ORF hat voll­kom­men Recht“, pos­te­te Stra­che damals, was sei­ne Fans nicht dar­an hin­der­te, Armin Wolf ver­bal niederzuknüppeln.

Dies­mal knüp­pelt Stra­che per­sön­lich. Als Armin Wolf auf sei­nem per­sön­li­chen Twit­ter-Kon­to pos­tet: „Arzt behan­delt kei­ne Asyl­wer­ber, Anwalt ver­tei­digt kei­ne Aus­län­der, Bar ist „asy­lan­ten­frei““ und dazu die Fra­ge stellt „Was kommt als Nächs­tes?“ und das kom­bi­niert mit dem Bild eines SA-Man­nes mit dem Schild „Die deut­sche Haus­frau kauft nicht bei Juden“, mel­det sich zunächst Hans-Jörg Jene­wein, ein für sol­che Fra­gen beson­ders Beru­fe­ner, zu Wort und fragt süf­fi­sant: „Der selbst­er­nann­te Anchor­man des ORF ver­gleicht tat­säch­lich die NS-Zeit mit der aktu­el­len Migra­ti­ons­kri­se in Euro­pa? Was sagt da eigent­lich die IKG dazu?“.

Stra­che ist zwar trotz gegen­tei­li­ger Beteue­run­gen („neue Juden“) nicht die IKG, weiß aber die Ant­wort auf die Fra­ge sei­nes Parteikameraden:

„Armin Wolf (ORF) ver­harm­lost und rela­ti­viert skan­da­lö­ser Wei­se die NS-Ver­bre­chen! Sol­che Ver­glei­che sind mehr als unpas­send und unan­ge­bracht! Wann zieht der ORF die Konsequenzen?“

Noch ein­mal: Armin Wolf hat sich pri­vat eine Hal­tung erlaubt — eine, die his­to­risch und poli­tisch durch­aus ange­bracht ist. Kei­ne Ver­harm­lo­sung der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ver­bre­chen, son­dern eine Erin­ne­rung dar­an! Die Stra­che-Fans appor­tie­ren brav den Bro­cken ihres Chefs und bei­ßen los. Das übli­che halt: weg mit dem Wolf, war­um darf der im Fern­se­hen (!) so etwas sagen, wenn wir erst ein­mal an der Macht sind, dann wird auf­ge­räumt. Und natür­lich per­sön­li­che Beschimp­fun­gen von der Sor­te: „Eine hin­ter­häl­ti­ge Schlan­ge, der böse Wolf“. Stra­che gefällt die Het­ze so gut, dass er sein Pos­ting in Varia­tio­nen sogar noch wiederholt.

Ver­harm­lo­sung des Natio­nal­so­zia­lis­mus wirft er dem Wolf vor! Aus­ge­rech­net er! Unter sei­nem ers­ten Kom­men­tar zu Wolf vom Frei­tag, 15.1. fin­det sich fol­gen­des Pos­ting von einem Vol­ker Lud­wig, das um 22.08h online ging:

“NS-ver­bre­chen so ein Schwachsinn….hört die Lüge denn nie auf…..“.

Das mehr als ver­harm­lo­sen­de Pos­ting wur­de bis Mon­tag, 18.1. mit­tags nicht gelöscht, erhielt sogar Likes. Zufall?

Was ist dann mit dem zwei­ten Pos­ting, dem von Enri­co Rose, das am Frei­tag um 22.56h unter dem Stra­che-Kom­men­tar zu Armin Wolf ein­ge­stellt wurde:

„Es gab kei­ne NS-Ver­bre­chen“.

Zu die­sem Pos­ting gab es eini­ge Gegen­pos­tings- kei­nes von Stra­che oder sei­nen Admi­nis­tra­to­ren. Auch die­ses Pos­ting ist noch immer online.

Nach öster­rei­chi­schem Recht ist das NS-Wiederbetätigung!