Am 13.2. fand der offiziell als Trauermarsch deklarierte Aufmarsch von Neonazis statt. Rund 1.000 bis 2.000 Neonazis versammelten sich auf der für sie freigegebenen Marschstrecke zum Friedhof. Auf der Gegenseite hatten zwischen 10 ‑20.000 Menschen mit Kundgebungen, Blockaden und spontanen Veranstaltungen gegen den Nazi-Aufmarsch demonstriert, an dem auch einige Österreicher teilnahmen.
Große Worte: „Ach ja, die Landesvorsitzenden von BW BY und Saarland werde ich auch verprügeln”
Der 19. Februar war als Revanche für den im Jahr 2010 verhinderten Aufmarsch der Nazis in Dresden gedacht. Die Schmach von damals, als sie infolge von Blockaden stundenlang am Bahnhof ausharren mussten, sollte sich diesmal nicht wiederholen. Jedoch geworden ist daraus laut taz „der lahme Marsch von rechts“. Auch das rechtsextreme Szeneportal „Mupinfo” kam zum Schluss: „Dresden 2011 endet mit Niederlage.“
Verständlich, dass die Kameraden gereizt sind und ihre Wunden lecken. Auf der Pinnwand von „Freies Netz Süd“ werden aber nicht nur Wunden geleckt, sondern auch neue geschlagen – und zwar sehr heftig. Als ein Kamerad, der bei der besonders militanten Gruppe von Freital nach Dresden mitmarschiert ist, einwirft, dass die Gruppe gar nicht von den Linken, sondern aus den eigenen Reihen angegriffen wurde, geht’s los. Zunächst noch zart: „naja, selbst wenn wir da angefangen haben sollten!”
Dann aber meldet sich Axel Reitz, der „Hitler von Köln“ zu Wort: „Solchen Typen wie Dir gehört von der antifaschistischen Brut der Schädel eingeschlagen!“
Axel Reitz will zum Angriff auf das System aufrufen; die Antwort sind Aufrufe für eine höhere Schulbildung für Reitz
Der Angegriffene gibt noch nicht gleich auf und beruft sich auf einige NPD-Landesvorsitzende, die den Ausschluss von Krawallmachern gefordert hatten. Mehr hat er nicht gebraucht! Ein weiterer Kamerad: „Sobald ich Dich treffe, schlage ich Dir die Zähne ein!” Darauf eilt ein anderer Nazi dem Angegriffenen zu Hilfe: „Ihr KDS-Tunten seid …wirklich überflüssig wie ein Kropf, asozial, dumm und selten lächerlich. Eine Schande für jeden, der sich Nationalsozialist nennt. Gott sei dank hat man euch aus der Partei rausgesäubert und rausgehalten. Der Selbstreinigungsprozess wird im Freien Widerstand etwas länger dauern, aber er wird notwendigerweise stattfinden.”
Ein Nazi verzagt: „Nehmen wir hier den Zecken jetzt auch noch die Arbeit ab, indem wir uns gegenseitig zerfleischen? Es reicht jetzt.“ Ein anderer Nazi will aber noch diskutieren: „Es geht um ne handvoll Spinner.. vielleicht sogar Antifas die einen auf Anstachelung machten!” Das passt wieder dem Hitler von Köln gar nicht: „Es ist hier absolut nicht der richtige Platz um derartige Unterhaltungen zu führen und Du sowie andere täten gut daran, sich ab und an an das alte Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold” zu erinnern.“ In der Folge verliert sich die Debatte wieder in den üblichen Vorwürden, wer denn nun tatsächlich ein Verräter ist und wer nicht.
Auch österreichische Jungnazis posten fleissig mit. „Widerstand Wien“ etwa findet: „Super Sache weiter so“ (meint er die Flegeleien?), während sich Raphael Mayrhofer als Kenner der Differenzen zwischen den Nazi-Fraktionen ausweist: „Natürlich muss nicht alles öffentlich debattiert werden, zwei ‚Gesinnungslinien’ zu fahren war jedoch immer falsch und wird es auch bleiben, damit schottet sich die Bewegung automatisch immer mehr vom Volke ab.”
Widerstand Wien hat nichts verstanden, findet aber alles super
➡️ Dresden/Wien (II): Eine aufrechte Nationalsozialistin in Dresden