Wiener Neustadt: Marodierendes Freikorps unterwegs

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Der Web­auf­tritt sagt eigent­lich schon alles: Wer die Sei­te des Frei­korps All­zeit Getreu ansteu­ert, wird mit einer Online-Abstim­mung emp­fan­gen: „Brau­chen wir ein isla­mi­sches Kul­tur­zen­trum in Wie­ner Neu­stadt?“ Eine neue rechts­extre­me bzw. neo­na­zis­tisch inspi­rier­te Home­page mit ange­schlos­se­ner Hoo­li­gan-Trup­pe will sich einen Namen machen.

Die Namens­ge­bung spielt auf den Bei­na­men der Stadt bzw. des Bür­ger­korps an: Die Bür­ger­schaft hat­te bald nach der Grün­dung das Recht erhal­ten, ihre Stadt selbst zu ver­tei­di­gen. Die Benen­nung „Frei­korps” gibt dem gan­zen aller­dings einen kla­ren Touch: Frei­korps waren maro­die­ren­de, plün­dern­de para­mi­li­tä­ri­sche Ban­den oder Trup­pen­tei­le. Das letz­te Frei­korps war das von Hen­lein (Sude­ten­deut­sches Frei­korps), das von Hit­ler-Deutsch­land aus 1938 mit Ter­ror gegen die tsche­chi­sche Bevöl­ke­rung vor­ging, bis Sude­ten­land an das Deut­sche Reich ange­schlos­sen wur­de. Das Hen­lein Frei­korps ging dann in der SS auf.


Fak­si­mi­le der Web­sei­te des „Frei­korps All­zeit Getreu”. Schlicht und dabei doch ein­schlä­gig, wie der dahin­ter­ste­hen­de Geist

Soweit ist das Wie­ner Neu­städ­ter Frei­korps noch nicht. Das hat aller­dings auch kei­ne Hei­mat, des­halb maro­diert es bei Spie­len ande­rer Ver­ei­ne her­um. Her­vor­ge­gan­gen ist es aus dem Fan­klub Ultras WNSC 93. Als der Wie­ner Neu­städ­ter Sport­club vom FC Magna Wie­ner Neu­stadt 2008 geschluckt wur­de, begann der Abstieg der Ultras und ihre Auf­lö­sung: „Durch den Tod des 1. WNSC sind wir ver­eins­los und ungebunden.“

Das wäre nicht das Pro­blem, doch das Frei­korps All­zeit Getreu gibt sich expli­zit einen poli­ti­schen Auf­trag: „Des Wei­te­ren sehen wir es als Recht und vor allem als Pflicht, die Zukunft sei­nes (!) Lan­des mit allen gege­be­nen Kräf­ten in eine posi­ti­ve Rich­tung zu beeinflussen.“

Die „posi­ti­ve“ Rich­tung kommt in einem pro­gram­ma­ti­schen Bei­trag zum Aus­druck, der noch auf der alten Ultra-Sei­te qua­si zum Ein­stand zu fin­den war. Der Bei­trag han­delt vom erkrank­ten Sys­tem, dem Aus­ster­ben „des in unse­rer Hei­mat ansäs­si­gen Kul­tur­krei­ses“ und nennt alles, was die Öster­rei­che­rIn­nen nicht zum Kin­der­krie­gen bewegt, „volks­ver­rä­te­risch“. Auf der neu­en Home­page fin­det sich dem­entspre­chend unter der Rubrik „Welt­blick“ als Tipp das Buch „Deutsch­land schafft sich ab“ des in der rech­ten Sze­ne heiß­ge­lieb­ten Bun­des­bank­di­rek­tors Thi­lo Sarrazin.

Unter den Links wird aus­schließ­lich Rechts­extre­mes bzw. Neo­na­zis­ti­sches gelis­tet. Emp­foh­len wer­den die Nazi-Sei­ten Alter­me­dia Öster­reich, Alter­me­dia Deutsch­land (bei­de „Sprach­rohr der Wahr­heit“ genannt) und das Thia­zi-Forum („Forum zum net­ten Mei­nungs­aus­tausch mit gleich­ge­sinn­ten Kame­ra­den“). Auch zur Face­book-Fan­sei­te von Frei­korps wird ver­linkt. Auf­fäl­lig: Die Ein­trä­ge auf Face­book bzw. der Home­page enden im Sep­tem­ber. Haben die Wie­der­be­tä­ti­gungs­pro­zes­se von Wie­ner Neu­stadt und Eisen­stadt auch dem Frei­korps und sei­nen Kame­ra­den etwas zugesetzt?