Klagenfurt: „Adolf Adi“, “Volte Volti“ und noch einer vor Gericht

Wir wis­sen: Es ist ein biss­chen ermü­dend, wenn wir aus dem Gerichts­saal berich­ten müs­sen. Zumeist ste­hen uns da nur die Berich­te der Medi­en zur Ver­fü­gung. In die­sem Fall ist es etwas anders. Die wegen NS-Wie­­der­­be­­tä­­ti­­gung Ange­klag­ten, die sich am 23.1.2013 vor dem Kla­gen­fur­ter Lan­des­ge­richt ver­ant­wor­ten muss­ten, sind alte Bekann­te. Auf­ge­fal­len sind sie uns durch ihre […]

25. Jan 2013

Auf­ge­fal­len sind sie uns durch ihre ein­schlä­gi­gen und wenig phan­ta­sie­vol­len Nick­na­mes auf Face­book, auch durch ihre „Freund­schaf­ten“. Dass die drei Ange­klag­ten mit­ein­an­der ver­wandt sind, das wuss­ten wir nur teil­wei­se: V.P. und W.P. sind Zwil­lings­brü­der und David K. ist ihr Cou­sin. Der Wie­ner Anwalt Georg Zan­ger brach­te im August 2011 Anzei­ge gegen sie ein.

Auf Face­book, wo sie sehr prä­sent waren, gaben sie sich die Nick­na­mes „Adolf Pate“, Adolf Adi“, „Arse­nal Ric­pack“, „Adolf Ric­pack“ bzw. „Vol­te Vol­ti“. Damit kein fal­scher Gedan­ke hoch­kommt, gab sich der „Adi“ auch noch die Mail­adres­se „pack88“.


„Vol­te Vol­ti” ist Valen­tin P.

Wäh­rend „Adi“ und „Vol­te“ eher nur ein­schlä­gig unter­wegs waren, hat­te der Cou­sin David K. (30) auch gute Kon­tak­te zu den Spit­zen von FPK und FPÖ: „Alles Gute zum Geburts­tag, David !!“, wünsch­te ihm Heinz-Chris­ti­an Stra­che via Face­book Ende Novem­ber 2010. Dabei hat David von Stra­che gar kei­ne so gute Mei­nung: „für mei­nen geschmack ist der hc stra­che schon links!”

Ihm warf die Ankla­ge unter ande­rem vor, die Gesta­po ver­harm­lost zu haben. Auch zu Anders Beh­ring Brei­vik, dem Mas­sen­mör­der von Oslo, hat­te er eine ziem­lich ein­schlä­gi­ge Hal­tung: „Zio­nis­ten­schwein“. Das Sujet mit der Schlan­ge, die sich um einen Arm wickelt, und der Bild­über­schrift „Tod der Lüge“ pos­te­te er als NS-Ori­gi­nal, wäh­rend die Bur­schen­schaft Armi­nia Czer­no­witz Linz eine leicht modi­fi­zier­te Ver­si­on davon ver­wen­de­te. Vor Gericht ent­schul­dig­te er sich. „Das war ein Blöd­sinn von mir. Ich bin wirk­lich kein Neo­na­zi und bereue, dass ich mei­ne Zukunft aufs Spiel gesetzt habe.” (Klei­ne Zei­tung, 24.1.2013) Mit den Neo­na­zi-Fotos habe er sei­nen Cou­sins eine Freu­de machen wol­len (Kärnt­ner Tages­zei­tung, 24.1.2013). David ist noch immer auf Face­book prä­sent und wei­ter mit vie­len Frei­heit­li­chen befreun­det. Ob die ihm wei­ter­hin zum Geburts­tag gra­tu­lie­ren, ist unklar: Er hat den Zugang zu sei­nem Face­book-Kon­to etwas eingeschränkt.


NS-Ori­gi­nal und die Ver­si­on der Armi­nia Czer­no­witz Linz, Bild­quel­le: derstandard.at

Die bei­den Zwil­lings­brü­der, bei denen im Zug einer Haus­durch­su­chung Nazi-Schrott wie Fah­nen, Haken­kreu­ze, Lie­der, Bil­der und T‑Shirts gefun­den wur­den, erklär­ten ihre Gesin­nung ähn­lich wie David K.. Der eine mein­te, dass er „so rechts wie die FPK“ sei, der ande­re erklär­te: „Ich habe nichts gegen Aus­län­der, solan­ge sie brav arbei­ten.“ Jeden­falls waren sie bes­tens ver­netzt mit Kärnt­ner und Tiro­ler Neo­na­zis – aber das ist sicher eben­so ein purer Zufall wie der Umstand, dass sich der eine die SS-Runen auf die Fin­ger täto­wie­ren ließ.

Vor Gericht gaben sich alle drei reu­ig. Die Zwil­lings­brü­der haben ihre Face­book-Kon­ten gelöscht, der Cou­sin aller­dings nicht. Das Geschwo­re­nen­ge­richt befand alle drei Ange­klag­ten für schul­dig. Cou­sin David K. erhielt 15 Mona­te bedingt, die Zwil­lings­brü­der 14 Mona­te (davon 2 Mona­te unbe­dingt) bzw. 12 Mona­te bedingt. Die Urtei­le sind noch nicht rechtskräftig.

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