Gleich in einer ganzen Reihe von Nachrufen verlautbarte der WB, dass er zusperren müsse – und das ausgerechnet im Jahr seiner angeblich größten Online-Reichweite. Es seien der Boykott von Google, die Zensur der sozialen Medien, „unzählige Angriffe und Anzeigen“ und schließlich die Teuerung, die die rechten Recken zum Aufgeben gezwungen hätten.
7 Jahre gemeingefährlicher Hetze und Volksverdummung sind zu Ende. Das ist erst mal ein Grund zur Freude. (via @severinmayr & @stopptrechte)
Ich würds ja gern als Beleg verbuchen, dass sowas trotz FPÖ-Inseratenregen und staatlicher Presseförderung ökonomisch nicht trägt, aber… pic.twitter.com/6IeGO8R8dA— Bernhard Weidinger (@bweidin) December 14, 2022
Geheime Geldgeber
Nie aufgeklärt wurde, woher die finanziellen Zuwendungen fürs „Desinformationsprojekt am rechten Rand“( DÖW) gekommen waren, obwohl der Geschäftsführer Norbert Geroldinger in einem Gerichtsprozess angedeutet hatte, dass es für jährlich 850.00 Euro an Zuwendungen durch anonyme Geldgeber auch eine Art von Auftragsberichterstattung gäbe. Im Zuge der Gründung des WB gab Geroldinger bekannt, der Betrieb sei für fünf Jahre gesichert. Nun, im siebenten Jahr, ist die externe Quelle offenbar versiegt. Dass zwischen 2020 und 2022 insgesamt 213.531,64 €uro an staatlichen Förderungen geflossen sind, hat der WB zwar verschwiegen, aber der Geldregen aus Steuergeldern hat ihm wohl ein paar Monate Lebensverlängerung eingebracht.
Wer in den letzten Tagen in die Website des WB geblickt hat, stößt auf für dieses Medium symptomatische Inserate: Die Seiten waren vorwiegend mit FPÖ-Einschaltungen zugepflastert. Immer wieder war die FPÖ auch als Sponsorin ins Spiel gebracht worden – sie hatte den WB jedenfalls kräftig mit Inseraten alimentiert. Dazu kommt Werbung des ebenfalls aus der rechten Ecke stammenden „Kopp-Verlags“, für Stefan Magnets neues Buch und für weitere hoch dubiose Produkte. Diese sehr eingeschränkte Palette an Anzeigenkunden reichte wohl nicht, um den Betrieb zu finanzieren.
Rechtsextreme Flurbereinigung
2021 sind mit „report24“ und „AUF1.tv“ auch weitere rechtsextreme Medien aus Oberösterreich in den Ring gestiegen und dürften dem WB im Kampf ums Sponsoring zugesetzt haben. Wenn der WB nun in mehreren Abschiedsartikeln betont, 2022 mit „62 Millionen Klicks“ das reichweitenstärkste Online-Jahr gehabt zu haben, dann erstaunt das.
Laut statistischer Erfassung durch „Similarweb“, das die Performance von Websites mißt, war der Traffic des WB in den Monaten Mai bis Oktober 2021 weit höher als aktuell, auch wenn schon damals der erst im März 2021 gelaunchte „report24“ den bisherigen Platzhirsch WB schnell ein- und zeitweise sogar überholte. In diesen sechs Monaten verzeichnete der WB zwischen knapp vier Millionen (Mai 21) und dann absteigend etwa 2,4 Mio. visits, währenddessen „report24“ von knapp über einer Million (Mai 21) auf etwa 2,8 Mio visits hochstieg. Bereits hier sind die Auswirkungen der Konkurrenz, die der WB durch „report24“ erhalten hat, zu sehen.
Im Winter 2021 stiegen die Reichweiten der aus Oberösterreich stammenden Desinformationsmedien noch einmal an, bevor sie – mit dem weitgehenden Aussetzen der Anti-Corona-Maßnahmen – enorm absanken: der report24 von 3,3 Mio visits im Februar 22 auf 1,7 Mio im November 22, der WB von 2,8 Mio auf 910 Tausend und AUF1 von 1,7 Mio auf 1,1 Mio.
Weitere Daten (hier Nov. 2022) zeigen, dass die durchschnittliche Besuchsdauer auf den jeweiligen Seiten relativ kurz ist: report24 schafft keine zwei Minuten, der WB ist ganz knapp drüber, nur AUF1 kann knapp über vier Minuten vorweisen – was jedoch den an sich sehr viel länger dauernden Videos zu verdanken ist. Besucher*innen von report24 haben im Schnitt 1,81 Seiten aufgerufen, jene des WB 3,53 Seiten und jene von AUF1 2,63 Seiten.
Zum Vergleich nehmen wir eine Qualitätszeitung, den Standard: Der hatte im November 2022 20,7 Mio vistis mit einer durchschnittlichen Besuchsdauer von 5‘20“ zu verzeichnen, Standard-Leser*innen riefen im Schnitt 3,7 Seiten auf.
Es zeigt sich: Die rechtsextremen Produkte sind Trashmedien, die auf schnelles Konsumieren hinauslaufen. Die Kuchenstücke sind kleiner geworden, mit dem Ende des WB fand letztlich eine rechtsextreme Flurbereinigung statt.
Zudem: report24 und AUF1 zielen offenbar vorrangig auf den deutschen Markt ab, beide haben in Deutschland weit mehr Konsument*innen als in Österreich. Nur der WB fand die Mehrheit der Leser*innen in Österreich. Und da ist der Markt offenbar zu gesättigt, um gleich drei Desinformationsmedien ausschließlich mit Inseraten und dem, was durch Spendenaufrufe lukriert werden kann, zu tragen.