Trivium
Das mit dem Schutz des illegalen Beisls, in dem Impfgegner*innen und Neonazis mit Speis und Trank einem schwer verdaulichen Vortrag von Monika Donner folgen sollten, durch „Trivium“ hat nicht ganz geklappt. Dabei waren sogar Mitglieder von „Trivium“, „Office Human Rights — Auskunftsbüro für Menschenrechte“, vor Ort anwesend, was zu einer neugierigen Nachfrage an den illegalen Wirt führte: „Konntest Du das Triv.Rights ins Treffen bringen?“
Eine Antwort blieb der Wirt zwar schuldig, aber der Ablauf der Ereignisse vor Ort legt nahe, dass weder Auskunftsbüro noch Forschungsinstitut den Beisl-Bereich schützen konnten. Ob sich die bei der illegalen Fete anwesenden Mitglieder vom „Institut Trivium United“ (ITU) durch ihre Delegierten-Pässe vor einer Anzeige schützen konnten? In den FAQ des ITU heißt es jedenfalls:
Der Delegate-Pass ist ein „Dienst-Ausweis“ und ermächtigt Dich als Delegierte/r uns beim Heiligen Auftrag bei der Aufdeckung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu unterstützen. Deine „Person“ ist somit „geschützte Person“ nach VStGB § 8 und Du stehst als Mann/Weib unter dem Schutz der Genfer Konvention von 1949, und derer Zusatzprotokolle, und dem Internationalen Pakt für bürgerliche und politische Menschenrechte von 1966 (ICCPR).
Der Delegate-Pass ist gültig in Verbindung mit der schriftlichen Bestätigung der Mitgliedschaft. Diese Bestätigung ist signiert und gesiegelt.
Wie kommt man aber zu diesem Pass für den Heiligen Auftrag? Durch die Mitgliedschaft natürlich, die durch die Bezahlung von wohlfeilen 200 Euro jährlich für „ein Mann/Weib“ ausgelöst wird. Zugegeben, ein Detektivkoffer samt Dienstausweis und sonstigem Zubehör wäre im Spielhandel wesentlich billiger zu erwerben, aber dem fehlt dafür das geschwollene Brimborium, das das „Institut Trivium“ sonst noch anzubieten hat. Weil das Institut seine Berechtigung aus der Genfer Konvention von 1949 und damit aus dem völkerrechtlichen Regelwerk für Krieg ableiten möchte, erklärt es ziemlich keck: „Wir möchten hier nicht zu sehr ins Detail gehen, wobei eins zu sagen ist: Völkerrechtlich befinden wir uns immernoch im Krieg und ein bewaffneter Konflikt ist immer gleich bedeutend mit einer Kriegserklärung.“ So einfach ist das mit dem Krieg: „Sobald zum Beispiel ein bewaffneter ‚Polizist‘ vor Dir steht und Dich mit Waffengewalt (auch ein Schlagstock ist eine Waffe) bedroht, ist das automatisch eine Kriegserklärung!“
Da kann man dann nur froh sein, dass ITU an anderer Stelle versichert: „Wir legen sehr großen Wert darauf als Pazifisten anerkannt zu werden.“ Wenn dann allerdings behauptet wird, „Das ‚Institut Trivium United‘ verkörpert freiwillige und uneigennützige Hilfe ohne jedes Gewinnstreben“, ist Zweifel angebracht.
Eine Mitgliedschaft mit einem Micky-Maus-„Delegate-Pass“ um 200 Euro jährlich? Oder, ebenfalls im Angebot des „Forschungsinstituts“: ein „Parkschein“, der das Auto von Delegierten als Dienstfahrzeug ausweist, um 25 Euro plus 5 Euro für die Versandkosten – ohne jedes Gewinnstreben? Wer fällt eigentlich auf so plumpe und dümmliche Behauptungen rein und – noch wichtiger — wer sind die Betreiber des „ITU“?
Ioannis P., der Betreiber des illegalen Impfgegner-Beisls, dürfte brav seine 200 Euro Fördermitgliedsbeitrag gelöhnt haben, wie die auf seinem TG-Kanal präsentierte Bestätigung als „Delegierter“ belegt. Mehr als 1.800 Mitglieder weist die „ITU“-Gruppe auf Telegram aus, über 800 folgen dem Verein auf Facebook – unter ihnen doch einige, die stolz das Logo des Vereins präsentieren und vermutlich auch Beiträge und Spenden geleistet haben.
Den Verein, der sich als Forschungsinstitut bezeichnet, gibt es seit dem Juni 2020. Das Entstehungsdatum lässt einen Zusammenhang mit der Pandemie erahnen, was durch Postings seiner Proponenten bestätigt wird. Als Präsident des Forschungsinstituts wird im Vereinsregister ein Pierre Leitgeb ausgewiesen, als Vizepräsidentin eine Marie Therese Ungersböck. Wie bei derartigen Vereinen üblich, gibt es aber auch noch andere Funktionsträger, in diesem Fall die „High Commissioners“. Der für Tschechien heißt Bernd M. Schmid, bezeichnet sich als „Finanzpunk“ und hat den Delegiertenpass für den Wirt unterzeichnet. Vermutlich war der Präsident anderweitig beschäftigt.
Abakkana
Leitgeb wird nämlich auch noch als Geschäftsführer für „Abakkana“, ein „Projekt von The Abakkana Project Limited“ in Wakefield, West Yorkshire, ausgewiesen. „Abakkana“ ist nicht nur der Titel eines verschwurbelten Büchleins vom tschechischen „High Commissioner“, sondern auch ein virtuelles Projekt, gegen das sich Zuckerbergs „Metaverse“ reichlich blass ausnimmt. „Abakkana“ will ein Leben in „Volks-Souveränität“ ermöglichen. Zu diesem Zweck wird eine „Soverväne (sic!) Gemeinschaft“ gegründet, die eine „eigenverantwortliche und sounveräne (sic!) Lebensgestaltung garantiert“. Die kleinere Schwierigkeit ist die Rechtschreibung, die größere hingegen: wo und wie?
Das Wie ist noch einfach: Wer ganz souverän dabei sein will, muss Aktien erwerben, wovon eine einzelne 500 Euro und 7% Bearbeitungsgebühr kostet. 99 Stück kann eine „einzelne Person“ erwerben – die wird’s schon brauchen, wenn man etwas Platz haben will in der „Sovervänen Gemeinschaft“. Vorsichtshalber sei noch darauf hingewiesen, dass es sich um nicht stimmberechtigte Aktien handelt, ihr souveräner Eigentümer also nichts zu sagen hat. Aber wo ist die souveräne Gemeinschaft, das „Abakkana“? Hier:
Nun, es gibt weltweit Ländereien, die der jeweilige Souverän dieses Landes aus den verschiedensten Gründen nicht mehr haben will und diese Ländereien können übernommen werden. Das ist unser Plan!
Welche Ländereien wir hierfür ins Auge gefasst haben, werden wir hier HEUTE noch nicht mitteilen, damit uns diese Niemand vor der Nase wegschnappen kann. Wir danken Dir für Dein Verständnis.
Vor jeder Bestätigung des Kaufvertrages findet übrigens ein privates Gespräch mit Pierre oder Bernd statt. Pierre, das ist der Präsident von Trivium und der Geschäftsführer von Abakkana, Bernd ist der High Commissioner von Trivium für Tschechien und der Buch- und Texteschreiber. Da kann ja dann nichts mehr passieren. Ein Platz in „Abakkana“ ist nicht ganz so billig wie eine Mitgliedschaft bei „Trivium“, aber dafür befindet man sich dann auch nicht mehr im Krieg, sondern auf einer Trauminsel.
„Trivium“ und „Abakkana“ sind ein weiterer Beleg dafür, dass im Umfeld von Impfgegner*innen und Coronaleugner*innen eine Prise Aussstiegssehnsucht, vermischt mit Reichsbürger- und Staatsverweigererfragmenten, schon zum billigen Abkassieren ausreichen.