Abzocke durch Reichsbürger: Trivium und Abakkana

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Bis vor weni­gen Tagen war uns das „For­schungs­in­sti­tut zur Wech­sel­wir­kung zwi­schen dem Mensch und der Umwelt“, das in Neu­haus am Klau­sen­bach (Bgld.) resi­diert und unter dem Namen „Insti­tut Tri­vi­um United“ (ITU) auch auf Face­book um Kund­schaft wirbt, nicht wirk­lich bekannt. Das hat sich schlag­ar­tig geän­dert, als wir ent­deck­ten, dass das ille­ga­le Gast­haus von Ioan­nis P. ali­as „Siga Siga“ als vom „Insti­tut Tri­vi­um United“ geschütz­ter Bereich aus­ge­wie­sen war. Eine kurz­wei­li­ge Recherche.

Trivium

Das mit dem Schutz des ille­ga­len Beisls, in dem Impfgegner*innen und Neo­na­zis mit Speis und Trank einem schwer ver­dau­li­chen Vor­trag von Moni­ka Don­ner fol­gen soll­ten, durch „Tri­vi­um“ hat nicht ganz geklappt. Dabei waren sogar Mit­glie­der von „Tri­vi­um“, „Office Human Rights — Aus­kunfts­bü­ro für Men­schen­rech­te“, vor Ort anwe­send, was zu einer neu­gie­ri­gen Nach­fra­ge an den ille­ga­len Wirt führ­te: „Konn­test Du das Triv.Rights ins Tref­fen bringen?“

TG "Siga Siga" nach der Razzia am 11.2.22: "Konntest Du das Triv.Rights ins Treffen bringen?"

TG „Siga Siga” nach der Raz­zia am 11.2.22: „Konn­test Du das Triv.Rights ins Tref­fen bringen?”

Eine Ant­wort blieb der Wirt zwar schul­dig, aber der Ablauf der Ereig­nis­se vor Ort legt nahe, dass weder Aus­kunfts­bü­ro noch For­schungs­in­sti­tut den Beisl-Bereich schüt­zen konn­ten. Ob sich die bei der ille­ga­len Fete anwe­sen­den Mit­glie­der vom „Insti­tut Tri­vi­um United“ (ITU) durch ihre Dele­gier­ten-Päs­se vor einer Anzei­ge schüt­zen konn­ten? In den FAQ des ITU heißt es jedenfalls:

Der Dele­ga­te-Pass ist ein „Dienst-Aus­weis“ und ermäch­tigt Dich als Delegierte/r uns beim Hei­li­gen Auf­trag bei der Auf­de­ckung von Ver­bre­chen gegen die Mensch­lich­keit zu unter­stüt­zen. Dei­ne „Per­son“ ist somit „geschütz­te Per­son“ nach VStGB § 8 und Du stehst als Mann/Weib unter dem Schutz der Gen­fer Kon­ven­ti­on von 1949, und derer Zusatz­pro­to­kol­le, und dem Inter­na­tio­na­len Pakt für bür­ger­li­che und poli­ti­sche Men­schen­rech­te von 1966 (ICCPR).
Der Dele­ga­te-Pass ist gül­tig in Ver­bin­dung mit der schrift­li­chen Bestä­ti­gung der Mit­glied­schaft. Die­se Bestä­ti­gung ist signiert und gesie­gelt
.

Wie kommt man aber zu die­sem Pass für den Hei­li­gen Auf­trag? Durch die Mit­glied­schaft natür­lich, die durch die Bezah­lung von wohl­fei­len 200 Euro jähr­lich für „ein Mann/Weib“ aus­ge­löst wird. Zuge­ge­ben, ein Detek­tiv­kof­fer samt Dienst­aus­weis und sons­ti­gem Zube­hör wäre im Spiel­han­del wesent­lich bil­li­ger zu erwer­ben, aber dem fehlt dafür das geschwol­le­ne Brim­bo­ri­um, das das „Insti­tut Tri­vi­um“ sonst noch anzu­bie­ten hat. Weil das Insti­tut sei­ne Berech­ti­gung aus der Gen­fer Kon­ven­ti­on von 1949 und damit aus dem völ­ker­recht­li­chen Regel­werk für Krieg ablei­ten möch­te, erklärt es ziem­lich keck: „Wir möch­ten hier nicht zu sehr ins Detail gehen, wobei eins zu sagen ist: Völ­ker­recht­lich befin­den wir uns immer­noch im Krieg und ein bewaff­ne­ter Kon­flikt ist immer gleich bedeu­tend mit einer Kriegs­er­klä­rung.“ So ein­fach ist das mit dem Krieg: „Sobald zum Bei­spiel ein bewaff­ne­ter ‚Poli­zist‘ vor Dir steht und Dich mit Waf­fen­ge­walt (auch ein Schlag­stock ist eine Waf­fe) bedroht, ist das auto­ma­tisch eine Kriegs­er­klä­rung!

Da kann man dann nur froh sein, dass ITU an ande­rer Stel­le ver­si­chert: „Wir legen sehr gro­ßen Wert dar­auf als Pazi­fis­ten aner­kannt zu wer­den.“ Wenn dann aller­dings behaup­tet wird, „Das ‚Insti­tut Tri­vi­um United‘ ver­kör­pert frei­wil­li­ge und unei­gen­nüt­zi­ge Hil­fe ohne jedes Gewinn­stre­ben“, ist Zwei­fel angebracht.

Trivium: "Gerichtsvollzieher und andere parasitäre Wesen" (Screenshot YouTube)

Tri­vi­um: „Gerichts­voll­zie­her und ande­re para­si­tä­re Wesen” (Screen­shot YouTube)

Eine Mit­glied­schaft mit einem Micky-Maus-„Delegate-Pass“ um 200 Euro jähr­lich? Oder, eben­falls im Ange­bot des „For­schungs­in­sti­tuts“: ein „Park­schein“, der das Auto von Dele­gier­ten als Dienst­fahr­zeug aus­weist, um 25 Euro plus 5 Euro für die Ver­sand­kos­ten – ohne jedes Gewinn­stre­ben? Wer fällt eigent­lich auf so plum­pe und dümm­li­che Behaup­tun­gen rein und – noch wich­ti­ger — wer sind die Betrei­ber des „ITU“?

Parkschein des Institut Trivium um 25€ + 5€ Versandkosten

Park­schein des Insti­tut Tri­vi­um um 25€ + 5€ Versandkosten

Ioan­nis P., der Betrei­ber des ille­ga­len Impf­geg­ner-Beisls, dürf­te brav sei­ne 200 Euro För­der­mit­glieds­bei­trag gelöhnt haben, wie die auf sei­nem TG-Kanal prä­sen­tier­te Bestä­ti­gung als „Dele­gier­ter“ belegt. Mehr als 1.800 Mit­glie­der weist die „ITU“-Gruppe auf Tele­gram aus, über 800 fol­gen dem Ver­ein auf Face­book – unter ihnen doch eini­ge, die stolz das Logo des Ver­eins prä­sen­tie­ren und ver­mut­lich auch Bei­trä­ge und Spen­den geleis­tet haben.

Bestätigung als Delegierter des "Office-Human-Rights"

Bestä­ti­gung als Dele­gier­ter des „Office-Human-Rights”

Den Ver­ein, der sich als For­schungs­in­sti­tut bezeich­net, gibt es seit dem Juni 2020. Das Ent­ste­hungs­da­tum lässt einen Zusam­men­hang mit der Pan­de­mie erah­nen, was durch Pos­tings sei­ner Pro­po­nen­ten bestä­tigt wird. Als Prä­si­dent des For­schungs­in­sti­tuts wird im Ver­eins­re­gis­ter ein Pierre Leit­geb aus­ge­wie­sen, als Vize­prä­si­den­tin eine Marie The­re­se Ungers­böck. Wie bei der­ar­ti­gen Ver­ei­nen üblich, gibt es aber auch noch ande­re Funk­ti­ons­trä­ger, in die­sem Fall die „High Com­mis­sio­ners“. Der für Tsche­chi­en heißt Bernd M. Schmid, bezeich­net sich als „Finanz­punk“ und hat den Dele­gier­ten­pass für den Wirt unter­zeich­net. Ver­mut­lich war der Prä­si­dent ander­wei­tig beschäftigt.

Bernd Schmid betätigt sich als Schwurbler

Bernd Schmid betä­tigt sich als Schwurbler

Abakkana

Leit­geb wird näm­lich auch noch als Geschäfts­füh­rer für „Abak­ka­na“, ein „Pro­jekt von The Abak­ka­na Pro­ject Limi­t­ed“ in Wake­field, West York­shire, aus­ge­wie­sen. „Abak­ka­na“ ist nicht nur der Titel eines ver­schwur­bel­ten Büch­leins vom tsche­chi­schen „High Com­mis­sio­ner“, son­dern auch ein vir­tu­el­les Pro­jekt, gegen das sich Zucker­bergs „Meta­ver­se“ reich­lich blass aus­nimmt. „Abak­ka­na“ will ein Leben in „Volks-Sou­ve­rä­ni­tät“ ermög­li­chen. Zu die­sem Zweck wird eine „Sover­vä­ne (sic!) Gemein­schaft“ gegrün­det, die eine „eigen­ver­ant­wort­li­che und soun­verä­ne (sic!) Lebens­ge­stal­tung garan­tiert“. Die klei­ne­re Schwie­rig­keit ist die Recht­schrei­bung, die grö­ße­re hin­ge­gen: wo und wie?

"Soveräne" Gemeinschaft und "sounveräne" Lebensgestaltung bei Abakkana

„Soverä­ne” Gemein­schaft und „soun­verä­ne” Lebens­ge­stal­tung bei Abakkana

Das Wie ist noch ein­fach: Wer ganz sou­ve­rän dabei sein will, muss Akti­en erwer­ben, wovon eine ein­zel­ne 500 Euro und 7% Bear­bei­tungs­ge­bühr kos­tet. 99 Stück kann eine „ein­zel­ne Per­son“ erwer­ben – die wird’s schon brau­chen, wenn man etwas Platz haben will in der „Sover­vä­nen Gemein­schaft“. Vor­sichts­hal­ber sei noch dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es sich um nicht stimm­be­rech­tig­te Akti­en han­delt, ihr sou­ve­rä­ner Eigen­tü­mer also nichts zu sagen hat. Aber wo ist die sou­ve­rä­ne Gemein­schaft, das „Abak­ka­na“? Hier:

Nun, es gibt welt­weit Län­de­rei­en, die der jewei­li­ge Sou­ve­rän die­ses Lan­des aus den ver­schie­dens­ten Grün­den nicht mehr haben will und die­se Län­de­rei­en kön­nen über­nom­men wer­den. Das ist unser Plan!
Wel­che Län­de­rei­en wir hier­für ins Auge gefasst haben, wer­den wir hier HEUTE noch nicht mit­tei­len, damit uns die­se Nie­mand vor der Nase weg­schnap­pen kann. Wir dan­ken Dir für Dein Ver­ständ­nis.

Abakkana-Aktie um 500€ + 7 % Bearbeitungsgebühr

Abak­ka­na-Aktie um 500€ + 7 % Bearbeitungsgebühr

Vor jeder Bestä­ti­gung des Kauf­ver­tra­ges fin­det übri­gens ein pri­va­tes Gespräch mit Pierre oder Bernd statt. Pierre, das ist der Prä­si­dent von Tri­vi­um und der Geschäfts­füh­rer von Abak­ka­na, Bernd ist der High Com­mis­sio­ner von Tri­vi­um für Tsche­chi­en und der Buch- und Tex­te­schrei­ber. Da kann ja dann nichts mehr pas­sie­ren. Ein Platz in „Abak­ka­na“ ist nicht ganz so bil­lig wie eine Mit­glied­schaft bei „Tri­vi­um“, aber dafür befin­det man sich dann auch nicht mehr im Krieg, son­dern auf einer Trauminsel.

„Tri­vi­um“ und „Abak­ka­na“ sind ein wei­te­rer Beleg dafür, dass im Umfeld von Impfgegner*innen und Coronaleugner*innen eine Pri­se Aus­s­stiegs­sehn­sucht, ver­mischt mit Reichs­bür­ger- und Staats­ver­wei­gerer­frag­men­ten, schon zum bil­li­gen Abkas­sie­ren ausreichen.

➡️ Der „Arsch lecken“-Wirt aus Ternitz