Sommerserie: Völkische Studentenverbindungen in Wien

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Som­mer­se­rie Teil 3: Der drit­te Teil unse­rer Serie zu den Mit­glieds­ver­bin­dun­gen des Wie­ner Kor­po­ra­ti­ons­rings (WKR) wid­met sich der aka­de­mi­schen Bur­schen­schaft Bru­na Sude­tia, die der­zeit zusam­men mit der Ber­li­ner Bur­schen­schaft Gothia den Vor­sitz im Dach­ver­band Deut­sche Bur­schen­schaft (DB) führt.

Aus­ge­wähl­te Mitglieder

Aktu­ell: Lutz Wein­zin­ger war bis 2010 Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­ter für – erra­ten – die FPÖ und zeit­wei­se auch stell­ver­tre­ten­der Bun­des­par­tei­ob­mann der­sel­ben. Für Schlag­zei­len sorg­te er unter ande­rem mit einer Ehren­er­klä­rung für Gott­fried Küs­sel 2006, nach­dem er die­sen als „Idio­ten“ bezeich­net hat­te. Er habe damit „nicht die per­sön­li­che Ehren­haf­tig­keit“ des Neo­na­zis anzwei­feln wollen.


Ehren­er­klä­rung von Lutz Weinzinger
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Her­wig Götscho­ber ist ein ech­ter Mul­ti­funk­tio­när: Ver­eins­ob­mann der Bru­nen, Schrift­wart des Öster­rei­chi­schen Pen­nä­ler-Rings und des Ball­aus­schus­ses des Wie­ner Aka­de­mi­ker­balls, im Vor­sitz­team der Deut­schen Bur­schen­schaft – und FPÖ-Bezirks­rat in Wien-Leopoldstadt.

His­to­risch: Erich Füh­rer war, wohl nicht nur auf­grund sei­nes dafür prä­de­sti­nie­ren­den Namens, „Bun­des­füh­rer“ des Dach­ver­ban­des Bur­schen­schaft der Ost­mark zwi­schen 1933 und 1938, SS-Haupt­sturm­füh­rer und auch noch in der Zwei­ten Repu­blik in ideo­lo­gisch ähn­li­chen Gefil­den unter­wegs, unter ande­rem als Grün­der des rechts­extre­men Neu­en Klubs 1957. Arthur Klohs ver­häng­te als NS-Rich­ter Urtei­le über poli­ti­sche Geg­ne­rIn­nen des Natio­nal­so­zia­lis­mus und schul­te nach 1945 als „Fuchs­ma­jor“ den Bru­nen-Nach­wuchs in welt­an­schau­li­chen und his­to­ri­schen Fragen.

Geschich­te

Bru­na (gegrün­det 1871) und Sude­tia (1873) fusio­nier­ten 1882 zur Ver­bin­dung heu­ti­gen Namens. Nach­dem man in Ein­klang mit vie­len ande­ren Ver­bin­dun­gen 1885 beschlos­sen hat­te, kei­ne Juden mehr auf­zu­neh­men, ließ man sich mit dem Aus­schluss bereits vor­han­de­ner jüdi­scher Mit­glie­der noch drei Jah­re län­ger Zeit. Bereits 1899 bezog man das Haus in der Stroz­zi­gas­se 11, an des­sen Stel­le auch die heu­ti­ge Bude steht. Eine (nicht auf der Ver­bin­dungs­web­site zu fin­den­de) Dar­stel­lung der Bund­ge­schich­te infor­miert über die Inter­nie­rung von Mit­glie­dern im aus­tro­fa­schis­ti­schen Anhal­te­la­ger Wöl­lers­dorf und den Gang ande­rer zur „Öster­rei­chi­schen Legi­on“ nach Bay­ern – zwei gän­gi­ge Ver­läu­fe der Bio­gra­phien von Nazis der ers­ten Stun­de. Die­se ideo­lo­gi­sche Zuver­läs­sig­keit wur­de nach der Anne­xi­on Öster­reichs mit dem Pri­vi­leg hono­riert, sich als Kame­rad­schaft in den NS-Stu­den­ten­bund ein­glie­dern zu dür­fen. Die Kame­rad­schaft der Bru­nen trug den Namen Otto Pla­net­tas, des Mör­ders von Engel­bert Doll­fuß. Das Haus in der Stroz­zi­gas­se wur­de 1944 bei einem Luft­an­griff zer­stört, konn­te aber wie­der­auf­ge­baut und 1955 – in Gegen­wart des dama­li­gen Rek­tors der Tech­ni­schen Hoch­schu­le (heu­te TU Wien) – von den Bru­nen neu eröff­net werden.

Akti­vi­tä­ten

Als um den Jah­res­wech­sel 2014/15 PEGIDA in Dres­den für Auf­se­hen sorg­te, mach­te sich zumin­dest zwei­mal eine Bru­nen-Abord­nung auf den Weg, die Rei­hen der säch­si­schen Gesin­nungs­ge­nos­sIn­nen zu ver­stär­ken. Auf Face­book lie­fert die Ver­bin­dung gele­gent­lich Bemer­kens­wer­tes – etwa als Dich­ter­zi­tat getarn­te NPD-Ver­se zum (öster­rei­chi­schen) Natio­nal­fei­er­tag (2015), Wer­bung für die rechts­extre­me Zeit­schrift „Info-DIREKT“ oder bemüht Humo­ri­ges: „Die USA, Russ­land und Eng­land sind aus­ge­schie­den, Polen war wie­der ein­mal nicht mehr zu sehen und nun ist der Franz­mann ‚last man stan­ding’. Ein­mal etwas Neu­es, aber die deut­sche Mann­schaft ist #bereit­wie­nie”, hieß es in einem Pos­ting am Ran­de der Fuß­ball-WM 2014.

Tri­via

Bru­na Sude­tia unter­hält seit vie­len Jah­ren enge Bezie­hun­gen zur Mit­tel­schul­bur­schen­schaft Fran­ko Che­rus­ker, die ihr mit ihrer (2010 poli­zei­lich durch­such­ten) Bude am Hamer­ling­platz in Wien-VIII auch geo­gra­phisch nahesteht.

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