Sie wachsen zusammen (II) : Strache und die Identitären im Burgtheater

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Die Iden­ti­tä­ren haben am 27.4. ver­sucht, eine Auf­füh­rung der „Schutz­be­foh­le­nen“ von Elfrie­de Jeli­nek im Wie­ner Burg­thea­ter zu stö­ren, indem sie am Dach des Burg­thea­ters ihr „Heuchler“-Transparent ent­hüll­ten und Flug­blät­ter abwar­fen. Die Akti­on erin­nert an eine Pro­test­ak­ti­on im Novem­ber 1988. Damals demons­trier­te Heinz-Chris­ti­an Stra­che gemein­sam mit Neo­na­zis und Rechts­extre­men gegen die Urauf­füh­rung von Tho­mas Bern­hards Stück „Hel­den­platz“.

Es gibt eine direk­te Ver­bin­dung zwi­schen 1988, dem dama­li­gen Auf­marsch von Rechts­extre­men im Burg­thea­ter und dem iden­ti­tä­ren Kra­wall von 2016. Elfrie­de Jeli­nek, gegen deren Stück „Die Schutz­be­foh­le­nen“ die Iden­ti­tä­ren jetzt am Burg­thea­ter pro­tes­tie­ren woll­ten, war eine von meh­re­ren Schrift­stel­le­rIn­nen, die sich 1988 öffent­lich gegen die Kul­tur­kampf-Paro­len der extre­men Rech­ten erklär­ten, die die Auf­füh­rung des Bern­hard-Stücks mit fast allen Mit­teln ver­hin­dern woll­te. Erich Fried, Bar­ba­ra Frischmuth, Josef Has­lin­ger, Ger­hard Roth, Micha­el Scha­rang, Peter Tur­ri­ni, Ger­not Wolf­gru­ber und eben Elfrie­de Jeli­nek, die noch Jah­re spä­ter als „Staats­künst­le­rin” geschmäht wur­de, ver­fass­ten damals eine Erklä­rung, in der zu einer Gegen­de­mons­tra­ti­on gegen die rechts­extre­me Demons­tra­ti­on auf­ge­ru­fen und eine „Leib­wa­che zum Schutz gefähr­de­ter Künst­ler“ ein­ge­for­dert wurde.

Stra­che brüll­te damals vom Bal­kon des Burg­thea­ters, wäh­rend Hun­der­te sei­ner Gesin­nungs­ka­me­ra­den mit einem Mist­hau­fen vor dem Thea­ter auf sich auf­merk­sam mach­ten. Das von Claus Pey­mann anläss­lich des „Bedenk­jah­res“ 1988 insze­nier­te Stück „Hel­den­platz“ von Tho­mas Bern­hard ist mitt­ler­wei­le ein unum­strit­te­ner Klas­si­ker der zeit­ge­nös­si­schen Literatur.

Ähn­li­ches kann für das Jeli­nek-Stück „Die Schutz­be­foh­le­nen“ pro­gnos­ti­ziert wer­den, das jetzt zum zwei­ten Mal atta­ckiert wur­de. Die Iden­ti­tä­ren haben bereits am 14. April eine Auf­füh­rung des Stücks in der Insze­nie­rung von Tina Leisch im Audi­max der Uni­ver­si­tät durch einen Saal­sturm gestört und für eini­ge Minu­ten unterbrochen.

Als Anlass für die Akti­on beim Burg­thea­ter instru­men­ta­li­sier­ten die Iden­ti­tä­ren die Ver­ge­wal­ti­gung einer jun­gen Frau am Pra­ter­stern in Wien, für die Bun­des­re­gie­rung und Grü­ne ver­ant­wort­lich gemacht wer­den: „Ihr seid ver­ant­wort­lich für die Ver­ge­wal­ti­gun­gen, die Tag für Tag Euro­pa überziehen.”

Kul­tur­mi­nis­ter Oster­may­er reagier­te mit der Auf­for­de­rung an alle Par­tei­en, sich zu die­ser rechts­extre­men Pro­vo­ka­ti­on zu erklä­ren. Das ist gut, aber nur die hal­be Mie­te. Wer hin­ter den Aktio­nen der Iden­ti­tä­ren steht, wer sie unter­stützt, das weiß Oster­may­er genau. Schließ­lich koaliert sei­ne Par­tei im Bur­gen­land mit einer Par­tei, die kei­ne Abgren­zungs­pro­ble­me mit den Iden­ti­tä­ren hat.

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➡️ Sie wach­sen zusam­men (IV): Blau-iden­ti­tä­re Köpfe