Nazi-Metallkapsel in Burgtor-Krypta gefunden

Der öster­re­ichis­che Vertei­di­gungsmin­is­ter, Nor­bert Dara­bos, präsen­tierte am Don­ner­stag jene Met­al­lka­psel, die unter dem Denkmal „Gefal­l­en­er Krieger” in der Kryp­ta des Burgtors gefun­den wurde. „Darin enthal­ten waren zwei Schrift­stücke, eines von dem Bild­hauer Wil­helm Frass und eines von seinem Mitar­beit­er Alfons Riedel”, berichtet Der Stan­dard.

Die Skulp­tur wurde 1935 von dem Bild­hauer Wil­helm Frass ange­fer­tigt. Nach dem „Anschluss” Öster­re­ichs an Nazi-Deutsch­land behauptete Frass im Völkischen Beobachter, unter der Skulp­tur eine Nazi-Huldigun­gen ver­steckt zu haben. „Der Gedanke, dass der Ort durch Nazi-Pro­pa­gan­da entwei­ht ist, war inakzept­abel”, zitiert Der Stan­dard Nor­bert Dara­bos. So wurde am Mittwoch der Stein gehoben und eine Met­al­lka­psel gefun­den. Der Ver­dacht hätte sich bestätigt, und der gefun­dene Text von Wil­helm Frass müsse man als „nation­al­sozial­is­tis­ches Pam­phlet” beze­ich­nen, so Dar­bos weit­er. Der von Frass ver­fasste Text hätte, so die His­torik­erin Hei­de­marie Uhl, dabei einen „Man­i­festcharak­ter”, die Ter­mi­nolo­gie entspreche dem eines ille­galen Nationalsozialisten.

Die Israelitis­che Kul­tus­ge­meinde (IKG) wies darauf hin, dass seit einiger Zeit ein bre­ites Bünd­nis aus Poli­tik, Zivilge­sellschaft und Reli­gion­s­ge­mein­schaften, darunter auch die Israelitis­che Kul­tus­ge­meinde (IKG), eine Umgestal­tung des Helden­platzes fordert:

Bekan­ntlich wurde dieser von Ewiggestri­gen für „Trauerver­anstal­tun­gen” zur Nieder­lage des Naziregimes miss­braucht. Zu lange wurde seit­ens der Ver­ant­wortlichen in der Poli­tik eine Gedenkkul­tur zuge­lassen, welche nicht die Opfer und Befreier würdigt, son­dern Tätern der SS und der Wehrma­cht huldigt.

Vertei­di­gungsmin­is­ter Dara­bos gebührt, so die IKG, für sein kon­se­quentes und rasches Han­deln in dieser Angele­gen­heit Anerken­nung. Abschließend fordert Oskar Deutsch, Präsi­dent der Israelitis­chen Kul­tus­ge­meinde, dass „ein neues Gestal­tungskonzept für den Helden­platz” zu entwick­eln sei, „welch­es die für Öster­re­ichs Frei­heit Gestor­be­nen berück­sichtigt und einen würdi­gen Rah­men für das Feiern der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus, ins­beson­dere am 8. Mai, bietet”.

Har­ald Walser, Abge­ord­neter der Grü­nen, sieht seine Kri­tik bestätigt, „dass die öster­re­ichis­chen Regierun­gen jahrzehn­te­lang einem Naz­i­man­i­fest gehuldigt haben. Von den Aus­tro­faschis­ten in Auf­trag gegeben.” Die unter dem Denkmal des „toten Sol­dat­en” in der Kryp­ta am Wiener Burgtor gefun­de­nen Kapseln sei aber nur ein his­torisch inter­es­san­ter Neben­schau­platz. Viel wichtiger sei nun die Neugestal­tung der Krypta.

Am Helden­platz ste­ht die zen­trale Gedenkstätte der Repub­lik Öster­re­ich. Daher muss jet­zt ein inter­na­tionales und unab­hängig zusam­menge­set­ztes Gremi­um ein­gerichtet wer­den. Eine inter­na­tionale Auss­chrei­bung, die in aller Ruhe und Sorgfalt von diesem Gremi­um bear­beit­et wer­den kann, wäre das Gebot der Stunde.

Walser sprach sich gegen eine „Husch-Pfusch-Aktion bis zum näch­sten Nation­alfeiertag” aus, „das wäre ein drin­gend notwendi­ges Zeichen für ein weltof­fenes Österreich”.

Das Schrift­stück von Bild­hauer Wil­helm Frass (BMLV/Roman Icha):