OÖ: „Weiche Satan!“

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„Wei­che Satan!“, soll der ultra­kon­ser­va­ti­ve pol­ni­sche Pfar­rer von Kopfing (OÖ) zur Volks­schul­di­rek­to­rin gesagt haben, als die auf sei­ne For­de­run­gen für einen stram­men Reli­gi­kon­sun­ter­richt nicht ein­ge­hen woll­te. Der Pfar­rer demen­tiert, die Direk­to­rin beharrt dar­auf, dass die Äuße­rung gefal­len sei. Das erz­re­ak­tio­nä­re Inter­net­por­tal kath.net unter­stützt den Pfar­rer. Jetzt hat kath.net ein ande­res Pro­blem: Einer sei­ner Kom­men­ta­to­ren kommt aus der deut­schen Neonazi-Szene.

Kath.net ist eine pri­va­te Inter­net-Platt­form, die die ultra­kon­ser­va­ti­ven Katho­li­ken mobi­li­siert. Nach eige­nen Anga­ben agiert kath.net gemein­nüt­zig, dürf­te aber Spen­den in beträcht­li­cher Höhe von katho­li­schen Fun­di-Krei­sen erhal­ten. Kath.net hat sich natür­lich auch in dem hef­ti­gen inner­kirch­li­chen Streit um den pol­ni­schen Pfar­rer von Kopfing enga­giert, der vom Lin­zer Bischof kurz­fris­tig abge­setzt, in der Vor­wo­che aber wie­der ein­ge­setzt wor­den ist. „Bischof kreu­zigt den Pfar­rer von Kopfing“, war auf kath.net nach der Abset­zung durch den Lin­zer Bischof Schwarz zu lesen. Kath.net liegt damit auf der Linie des Salz­bur­ger Weih­bi­schofs Laun, der via kath.net von „inner­kirch­li­cher Chris­ten­ver­fol­gung“ sprach.

Jetzt ist ein Kom­men­ta­tor von kath.net ent­tarnt wor­den. Der Publi­zist Mar­cus B. hat sich nach Anga­ben von kath.net dem Por­tal selbst ange­dient. Hono­ra­re habe er für sei­ne Kom­men­ta­re, die offen­sicht­lich zur Linie von kath.net gut pass­ten, nicht erhalten.

Mar­cus B. hat eine beweg­te Vita. Der Absol­vent der katho­li­schen Uni­ver­si­tät Eich­stätt (Bay­ern) war 1987 Chef der Neo­na­zi-Grup­pe „Poli­ti­sche Offen­si­ve“, die aus dem „Natio­nal­re­vo­lu­tio­nä­ren Koor­di­na­ti­ons­aus­schuss“ her­vor­ge­gan­gen ist. Mar­cus B. war dann bis 1995 nach den Anga­ben von apa­biz Redak­teur der rechts­extre­men Zeit­schrift „Euro­pa vorn“, war bei den „Repu­bli­ka­nern“ aktiv und für sie sogar im Köl­ner Stadt­rat, bevor er sich in den 1990er-Jah­ren der „Deut­schen Liga für Volk und Hei­mat“ zuwand­te, einem geschei­ter­ten Samm­lungs­pro­jekt für Rechts­extre­me und Neonazis.

Jetzt ist Mar­cus B. bei kath.net als Kom­men­ta­tor kurz­fris­tig wie­der­auf­er­stan­den. Sei­ne Kom­ment­ar­ti­tel „Kar­ne­val der Kul­tu­ren – Vom Schei­tern des Poli­ti­schen“ und „Die rosa Islam­le­gen­de“ las­sen ahnen, woher der Wind blies.

Rechts­extre­mes Gedan­ken­gut wer­de bei kath.net nicht tole­riert, erklär­te des­sen Chef­re­dak­teur Roland Noe, der eigent­lich ganz pro­fan Roland Bier­mei­er heißt. Des­halb habe man die Kom­men­ta­re nach Bekannt­wer­den der Nazi-Vita von Mar­cus B. sofort gelöscht, obwohl man bei den Inhal­ten nichts anstö­ßig gefun­den habe.

Einem Blog­ger aus Mar­burg (BRD) war kath.net und Mar­cus B. schon Anfang Sep­tem­ber 2011 auf­ge­fal­len. Auf sei­nem Kath.net-Watchblog „Epi­so­den­fisch“ publi­zier­te er schon am 10. Sep­tem­ber über Mar­cus B. und des­sen Nazi-Vita.