Deutsche Burschenschaften (I): Der Arierparagraph lebt

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Über die Deut­sche Bur­schen­schaft (DB) und ihre poli­tisch-ideo­lo­gi­schen Posi­tio­nen haben wir zuletzt anläss­lich ihrer Dis­kus­si­on zum Arier­pa­ra­gra­phen berich­tet. Der Ver­bands­tag der DB Mit­te Juni in Eisen­ach hat das ras­sis­ti­sche Gut­ach­ten sei­nes Rechts­aus­schus­ses vom Novem­ber 2010 durch ein neu­be­stell­tes Gut­ach­ten „ent­schär­fen“ lassen. 

In die­sem heißt es jetzt:

Die Deut­sche Bur­schen­schaft [bekennt sich] zum deut­schen Vater­land als der geis­tig-kul­tu­rel­len Hei­mat deut­schen Vol­kes. Die­ses Bekennt­nis ver­pflich­tet die Deut­sche Bur­schen­schaft und ihre Mit­glieds­ver­ei­ni­gun­gen dazu, die Iden­ti­tät des deut­schen Vol­kes zu wah­ren und das Bewußt­sein der gemein­sa­men Volks­zu­ge­hö­rig­keit aktiv zu pfle­gen. Die Mit­glieds­ver­ei­ni­gun­gen kön­nen nur sol­che Bewer­ber auf­neh­men, die geeig­net sind, jeder­zeit für das deut­sche Volk und Vater­land ein­zu­tre­ten. Die Mit­glieds­ver­ei­ni­gun­gen kön­nen daher grund­sätz­lich nur Bewer­ber auf­neh­men, die dem deut­schen Volk angehören.

Die Defi­ni­ti­on des deut­schen Vol­kes als „Abstam­mungs­ge­mein­schaft“ ist damit zwar aus dem neu­en Doku­ment ent­fernt, die Abstam­mung vom deut­schen Volk wird jetzt zum wesent­li­chen, aber nicht allei­ni­gen Kri­te­ri­um erklärt:

Auf­grund der beson­de­ren Lage des deut­schen Vol­kes, dem es nicht gelun­gen ist, eine ein­heit­li­che Staats­na­ti­on zu bil­den, sowie vor dem Hin­ter­grund der der­zei­ti­gen Bevöl­ke­rungs­ent­wick­lung ist der Besitz der Staats­an­ge­hö­rig­keit der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land oder der Repu­blik Oster­reich ledig­lich Indiz für das Vor­lie­gen der deut­schen Volks­zu­ge­hö­rig­keit. Die Staats­an­ge­hö­rig­keit kann aber kein ent­schei­den­des Kri­te­ri­um sein. Die Deut­sche Bur­schen­schaft ver­steht unter dem deut­schen Volk die Gemein­schaft, die durch glei­ches geschicht­li­ches Schick­sal, glei­che Kul­tur, ver­wand­tes Brauch­tum und glei­che Spra­che ver­bun­den ist (Art. 9 VerfDB). Die deut­sche Volks­zu­ge­hö­rig­keit ist danach an ver­schie­de­ne Merk­ma­le wie Abstam­mung, Spra­che, Erzie­hung, Kul­tur und Bekennt­nis geknüpft. Die Abstam­mung ist somit ein wesent­li­ches, aber nicht das allei­ni­ge Merk­mal zur Beur­tei­lung der Volks­zu­ge­hö­rig­keit. Es ist mög­lich, dass ein Abkömm­ling deut­scher Volks­zu­ge­hö­ri­ger durch Assi­mi­lie­rung, ein frem­des Volks­tum sei­ne deut­sche Volks­zu­ge­hö­rig­keit ver­liert. Umge­kehrt ist auch denk­bar, dass ein Abkömm­ling frem­der Volks­zu­ge­hö­ri­ger durch Assi­mi­la­ti­on die deut­sche Volks­zu­ge­hö­rig­keit erwirbt.

Es ist also mög­lich, das deut­sche Volks­tum zu ver­lie­ren, und es wird für denk­bar gehal­ten, dass ein „Abkömm­ling frem­der Volks­zu­ge­hö­ri­ger“ es durch Assi­mi­la­ti­on erwer­ben kann. Aber auch für die Zukunft gilt bei der DB eine stren­ge Ein­zel­fall­prü­fung. Zuerst hat der Mit­glieds­bund zu prü­fen und nur in „Zwei­fels­fal­len“ (so steht es im Gut­ach­ten) muss der Bewer­ber zur Befra­gung vor dem Rechts­aus­schuss. Die Über­prü­fung hat in fol­gen­den Fäl­len stattzufinden:

1. Bei einem Bewer­ber, der nicht die Staats­an­ge­hö­rig­keit der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land oder der Repu­blik Öster­reich besitzt.
2. Bei einem Bewer­ber, der von Eltern abstammt, die bei­de nicht dem deut­schen Volk ange­hö­ren oder die bei­de nicht der vor­be­zeich­ne­ten Staats­an­ge­hö­rig­kei­ten besitzen.

Auf die Kennt­nis der deut­schen Spra­che als Vor­aus­set­zung, ein Bur­schen­schaf­ter wer­den zu kön­nen, hat der Rechts­aus­schuss offen­sicht­lich aus nahe­lie­gen­den Grün­den ver­zich­ten müs­sen. Ansons­ten ist aber alles da, was einen deut­schen Recken auch in Zukunft aus­zeich­nen soll.

➡️ Deut­sche Bur­schen­schaf­ten (II): Die „Ost­mark“ ist ihr Horizont
➡️ Deut­sche Bur­schen­schaf­ten (III): Grafs Bur­schen pöbeln

➡️ Bur­schen­schaft­li­che Gemein­schaft: Die Rechts­au­ßen bei den Deut­schen Burschenschaften