In unregelmäßiger Folge beschäftigen wir uns mit rechtsextremen und auch neonazistischen Strukturen in Österreich. Begonnen haben wir mit der Heimatpartei Österreich (HPÖ). Diesmal geht’s um die Jungen Patrioten, einen Verein, der die „Erziehung zur politischen Verantwortung“ im Vereinstitel trägt.
Die Jungen Patrioten haben als Vereinssitz die Ketzergasse im 23. Bezirk in Wien angegeben. Als Vereinsvertreter firmieren der Obmann Harald Winter und sein Stellvertreter Alexander Schindler.
An der Vereinsadresse der Jungen Patrioten angesiedelt sind auch noch andere: Die CreativeOrange Communications des stellvertretenden Patrioten-Obmanns Alexander Schindler verbirgt sich hinter derselben Tür. Ebenso die „Freisinn Werbe- und VerlagsGmbH”, die im Internet mit dem „Freisinn-Buchdienst“ vertreten ist. Geschäftsführer und Gesellschafter des Freisinn ist Alexander El-Azzeh.
Über die Jungen Patrioten ist öffentlich nicht viel bekannt. Bei der großen Demo Ende November 2010 in Wien gegen das Sparpaket der Bundesregierung wollten sie Materialien verteilen, wurden aber, wie der Studi-Kurier berichtete, bald wieder vertrieben. Jedenfalls gibt’s von damals ein Foto, das zwei der Jungen Patrioten zeigt.
Die Jungen Patrioten sind jedenfalls publizistisch aktiv: „gegenARGUMENT” nennt sich ihre Publikation, die häufig durch Aufrufe von Udo Landbauer, die Arbeit der Jungen Patrioten „tatkräftig“ mit einer Spende zu unterstützen, begleitet wird.
Landbauer nennt sich in diesen Schreiben „Unterstützer“ der Jungen Patrioten und RFJ-Generalsekretär. Nebenbei ist er noch Stadtrat für die FPÖ in Wiener Neustadt und dort auch Bezirksparteiobmann sowie pennaler Burschenschafter (Germania Wiener Neustadt). Landbauer, der den Wiener Neustädter Bürgermeister (SPÖ) schon mal als „Türkenbürgermeister“ beschimpft hat, setzt sich besonders für die Meinungsfreiheit ein, die im Falle der Jungen Patrioten in erster Linie die Freiheit der Ewiggestrigen ist.
Schon im Jahr 2009 ist dem Kurier“ (25.6.2009, „Die Hitler-Show“) Landbauer dadurch aufgefallen, dass er für den Freisinn-Buchdienst und dessen Medien, die vom „Freispruch für die Deutsche Wehrmacht“ über die DVD „Die Hitler-Show“ bis hin zu Claus Nordbruchs“ Judenfragen“ reichen, Werbung machte (Nordbruch war übrigens im Februar 2011 auf Einladung des Freisinn-Buchdienstes und der Jungen Patrioten in Wien zu Gast). Warum? Weil der Freisinn-Buchdienst das Projekt Junge Patrioten unterstützt – so Landbauer.
In seinen Bettelbriefchen liest sich das etwas anders:
In den vergangenen Jahren haben Sie immer wieder durch teils großzügige Zuzahlungen auf den eigentlichen Rechnungsbetrag Ihrer Buchbestellung oder durch eigenständige Spenden die Aktion „Junge Patrioten“ unterstützt. (…) Mit Hilfe Ihrer fortwährenden Unterstützung wurde nun der parteiunabhängige Verein „Junge Patrioten“ gegründet, der es sich zur Aufgabe macht, junge Menschen in Fragen der Wahrung ihrer politischen Rechte zu unterstützen“, schreibt der Generalsekretär Landbauer den LeserInnen – und schon ist er, der sich auch schon öffentlich für die Aufhebung des Verbotsgesetzes ausgesprochen hat bei der freien Meinungsäußerung, die „in Zeiten des politisch korrekten Gutmenschentums keineswegs mehr gegeben ist.
Deshalb empfiehlt er auch gleich ein neues Büchlein aus dem „Freisinn“, das „Liederbüchlein für unterwegs“, um dem „zerstörerischen Zeitgeist entgegenzuwirken“. Da drinnen finden sich hinter einem „Vollplastikumschlag“ dan die „traditionellen Lieder der Jugendbewegung“, Soldaten- und Volkslieder. Ab da wird es mysteriös: Warum unterstützt ein RFJ-Funktionär den Freisinn-Buchdienst und dessen braunstichige Medien, warum einen angeblich parteiunabhängigen Verein Junge Patrioten?
Nun, so unabhängig wie der Generalsekretär wirbt, ist der Verein natürlich nicht. Die zwei Proponenten Winter und Schindler ackern schon ein wenig im freiheitlichen Gestrüpp, in der Etappe sozusagen. Gerüchte besagen, die Jungen Patrioten würden als rechter Ableger des RFJ für den Fall gehalten, dass die Partei ihrer Jugendorganisation Schwierigkeiten machen wolle oder gemäßigte Kräfte den RFJ übernehmen.
Vielleicht, weil zumindest letzteres unwahrscheinlich ist, haben sich die Jungen Patrioten in den letzten Monaten umbenannt. Der Verein heißt seit kurzem nicht mehr „Junge Patrioten – Erziehung zur politischen Verantwortung“, sondern nur mehr „Verein zur Erziehung zur politischen Verantwortung“. Der Obmann ist jetzt auch Schriftführer und sein Stellvertreter Kassier geworden.
Bisher wurde „gegenARGUMENT“ immer mit der „Aula“ bzw. der „Zur Zeit“ verschickt. Ob das Projekt der Jungen Patrioten, das der RFJ-Generalsekretär bisher so begeistert gepusht hat, mit der Umbenennung den Bach hinuntergegangen ist, werden wir hoffentlich erfahren.