Oberleutnant Franco A. und die Wiener BälleLesezeit: 4 Minuten

Sehr vie­les ist unklar bei der Geschich­te um den Ober­leut­nant der deut­schen Bun­des­wehr, Fran­co A. aus Offen­bach, der eine Dop­pel­exis­tenz als Asyl­wer­ber führ­te. Sicher ist nur, dass er schon in sei­ner Mas­ter­ar­beit zu „Poli­ti­scher Wan­del und Sub­ver­si­ons­stra­te­gie“ aus dem Jahr 2014 mit rechts­extre­men Posi­tio­nen auf­ge­fal­len ist, wie der „Spie­gel“ her­aus­fand. Eben­so sicher ist, dass er […]

2. Mai 2017

Das Dop­pel­le­ben von Fran­co A. (28), der sich Ende 2015 unter dem Namen David Ben­ja­min in Bay­ern als syri­scher Flücht­ling aus­ge­ge­ben hat und regis­trie­ren ließ, flog auf, nach­dem er am Flug­ha­fen Wien Schwe­chat am 3. Febru­ar 2017 sei­ne zuvor in einem Lüf­tungs­schacht ver­steck­te und gela­de­ne Pis­to­le abho­len woll­te. Wel­che Mar­ke die Waf­fe hat, dar­über sind sich die Berich­te nicht einig: Der Kurier berich­tet von einer Walt­her PPK, der Stan­dard von einer French-Uni­que, einig ist man sich nur beim Kali­ber von 7,65mm.

Der Offiziersball fand am Abend des 20.1.2017 in der Wiener Hofburg statt. In den Gebüschen vor der Hofburg will der Bundeswehr-Offizier die Waffe gefunden haben. - Bildquelle: Wikipedia, frei unter CC 3.0.
Der Offi­ziers­ball fand am Abend des 20.1.2017 in der Wie­ner Hof­burg statt. In den Gebü­schen vor der Hof­burg will der Bun­des­wehr-Offi­zier die Waf­fe gefun­den haben. — Bild­quel­le: Wiki­pe­dia, frei unter CC 3.0.

Die Pis­to­le will der Ober­leut­nant in einem Gebüsch am Ran­de des Offi­ziers­balls in Wien am 20. Jän­ner 2017 „gefun­den“ und an sich genom­men haben. Da drängt sich vor allem die Fra­ge auf, was ein deut­scher Ober­leut­nant, der so neben­bei auch noch eine Exis­tenz als Flücht­ling lebt, auf dem Wie­ner Offi­ziers­ball macht? Zum Ball muss er sich selbst ein­ge­la­den haben, erklärt ein Oberst Bau­er der „Kro­nen­zei­tung“ (29.4.2017): „Nur Ehren­gäs­te, aber kein Ober­leut­nant erhält eine Ein­la­dung.“ Die Rich­tig­stel­lung ist nett, aber nicht unbe­dingt eine Ant­wort auf die Frage.

Mit einem Freund aus Wien-Neu­bau, „mit dem er offen­bar rech­tes Gedan­ken­gut teilt, dem bis­her aber nichts vor­ge­wor­fen wird“ (Kurier.at) hat er im Jän­ner den Offi­ziers­ball besucht. Und der hat kei­ne Ahnung von den Plä­nen des Ober­leut­nants, von der Pistole?

Ende Jän­ner wird in einem Schacht in einer Toi­let­te des Wie­ner Flug­ha­fens dann die Pis­to­le gefun­den – ob von einer Putz­frau oder von Tech­ni­kern, ist eigent­lich ziem­lich egal. Der Fund wird gemel­det und der Ver­fas­sungs­schutz prä­pa­riert den Fund­ort. Als Fran­co A. am 3. Febru­ar die gela­de­ne Waf­fe abho­len will, wird er fest­ge­nom­men und erken­nungs­dienst­lich behan­delt. Am 3. Febru­ar fand in der Wie­ner Hof­burg der Aka­de­mi­ker­ball (zuvor: WKR-Ball der Wie­ner Bur­schen­schaf­ten) statt. Wie­der so ein selt­sa­mer Zufall! Laut Behör­den soll es „kei­ne Hin­wei­se geben, dass der Offi­zier den Ball besu­chen woll­te“ (Stan­dard, 29.4.2017).

Hal­ten wir fest: Der Ober­leut­nant und fal­sche syri­sche Flücht­ling besucht im Jän­ner einen offen­sicht­lich eben­falls rechts­extre­men Freund in Wien, geht mit dem angeb­lich zum Offi­ziers­ball, fin­det dann in einem Busch eine gela­de­ne Waf­fe, ver­steckt die­se am Flug­ha­fen vor dem Sicher­heits­check in einem Schacht und will sie aus­ge­rech­net am Tag des rechts­extre­men Bur­schi­balls aus dem Ver­steck abho­len. Um was zu machen? Um mit ihr dies­mal durch den Sicher­heits­check zu spazieren?

Die Fin­ger­ab­drü­cke, die bei der Fest­nah­me am Flug­ha­fen Schwe­chat abge­nom­men wur­den, füh­ren schließ­lich dazu, dass das Dop­pel­le­ben von Fran­co A. auf­ge­deckt wird. Anschei­nend haben die öster­rei­chi­schen Ermitt­ler schon bei der Fest­nah­me Hin­wei­se auf die rechts­extre­me Gesin­nung des Ober­leut­nants gefun­den: „Die Öster­rei­cher fan­den bei A. Datei­en, die laut Fahn­dern ein­deu­tig auf sei­ne rech­te Gesin­nung hin­deu­te­ten. Spä­tes­tens jetzt war die Staats­an­walt­schaft in Frank­furt am Main alar­miert. Am 17. Febru­ar eröff­ne­te sie ein Ermitt­lungs­ver­fah­ren wegen der Vor­be­rei­tung einer staats­ge­fähr­den­den Gewalt­tat.“ (Spie­gel)

Es dau­er­te dann noch mehr als zwei Mona­te, bis Fran­co A. am 26. April in Unter­su­chungs­haft genom­men wur­de und an ins­ge­samt 16 Stand­or­ten in Deutsch­land, Frank­reich und Öster­reich Haus­durch­su­chun­gen statt­ge­fun­den haben. Neben dem Wie­ner Kame­ra­den gibt es zumin­dest noch einen wei­te­ren rech­ten Kame­ra­den in Offen­bach, bei dem in der Haus­durch­su­chung Waf­fen, Muni­ti­on und Spreng­stoff gefun­den wurden.

Bei Fran­co A. wur­den Lis­ten mit Namen von Anti­fa­schis­tIn­nen bzw. Lin­ken gefun­den, die auch Lis­ten von Anschlags­op­fern sein könn­ten. Das Ber­li­ner Lan­des­kri­mi­nal­amt mel­de­te sich bei zwei poten­zi­ell gefähr­de­ten Per­so­nen und bestä­tig­te, dass sie auf einer Lis­te von Fran­co A. gestan­den haben:

Über den Inhalt der Lis­te, vor allem zur Fra­ge, ob Fran­co A. tat­säch­lich Anschlä­ge gegen die genann­ten Orga­ni­sa­tio­nen geplant oder die­se gar schon aus­ge­kund­schaf­tet hat, teil­te das LKA den Betrof­fe­nen nichts mit. Am Tele­fon wur­de ihnen ledig­lich gesagt, dass die Gefahr durch die Fest­nah­me des Bun­des­wehr­sol­da­ten „gebannt” sei. Auf die Fra­ge, ob denn vor­her eine Gefahr bestan­den habe, schwieg sich das LKA aus. (Spie­gel)

Da gibt es noch eini­ges aufzuklären!

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