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Reichsheinis (I): Abzocke und Antisemitismus

Gegen­über der „Kärnt­ner Kro­ne“ (16.4.2017) plau­der­te ein ehe­ma­li­ger Sym­pa­thi­sant des Fan­clubs von Moni­ka Unger über Ideo­lo­gie und Pra­xis ihres selt­sa­men Grüpp­chens, das sich „Staa­ten­bund Öster­reich – ver­fas­sung­ge­ben­de Ver­samm­lung“ nennt. Der „Staa­ten­bund“, so der Apo­stat, bestehe aus wil­den anti­se­mi­ti­schen Ver­schwö­rungs­ge­schich­ten und bil­li­ger Abzo­cke. Die Zuschrei­bun­gen des ver­ständ­li­cher­wei­se anony­men Zeu­gen decken sich auch mit unse­ren Beob­ach­tun­gen. Neben […]

18. Apr 2017

Auto von Monika Unger - mit selbst gedruckter Nummerntafel "ST STAAT 1"
Auto von Moni­ka Unger — mit selbst gedruck­ter Num­mern­ta­fel „ST STAAT 1”

Die Zuschrei­bun­gen des ver­ständ­li­cher­wei­se anony­men Zeu­gen decken sich auch mit unse­ren Beob­ach­tun­gen. Neben dem Umstand, dass der Staa­ten­bund so wie alle ande­ren Reichs­ge­bil­de und sons­ti­gen Phan­ta­sie­pro­duk­te der diver­sen Reichs­hei­nis in ers­ter Linie der Selbst­be­rei­che­rung ihrer Prot­ago­nis­tIn­nen die­nen, egal ob es sich dabei um selbst ernann­te Prä­si­den­tIn­nen, Prin­zen, Köni­ge, Sou­ve­rä­ne oder Free­men han­delt, bil­den abstru­se Ver­schwö­rungs­ge­schich­ten, vor allem anti­se­mi­ti­sche, den ideo­lo­gi­schen Kitt.

Der anony­me Insi­der zur „Kärnt­ner Kro­ne“: „Es habe kei­ne Juden­ver­fol­gung gege­ben, der gro­ße Hagel über Vil­lach vor zwei Jah­ren wäre mit­tels eines US-Satel­li­ten her­vor­ge­ru­fen wor­den, in ein paar Tagen wer­de gegen Pro­mi­nen­te zu Gericht geses­sen – Washing­ton, Vati­kan und Mos­kau sei­en infor­miert. Und zu guter Letzt: 2020 wür­den Juden den Vesuv spren­gen“.

Sonst noch Fra­gen? Ja, wer spricht auf der­lei Schwach­sinn an? Unter den Mit­glie­dern — so der Insi­der – gebe es vie­le Leu­te mit Finanz­schul­den und sol­che, die ihre Kre­di­te nicht mehr bedie­nen könn­ten oder woll­ten. Bei den Ver­samm­lun­gen wür­den sie dann noch ein­mal abge­casht, indem ihnen völ­lig absur­de Mög­lich­kei­ten zur Schul­den­be­frei­ung offe­riert werden.

650 Euro kos­tet ein 3‑Wo­chen­en­den-Kurs, in dem man lernt, wie man an sein angeb­lich recht­mä­ßi­ges Geld gelangt. Jeder­mann käme näm­lich mit Mil­lio­nen am Kon­to zur Welt; die Juden hät­ten die­ses aber ein­ge­sackt, wird behaup­tet.“ (Kärnt­ner Kro­ne, 16.4.2017) Auto­kenn­zei­chen mit den fik­ti­ven Staats­be­zeich­nun­gen gibt es schon bil­li­ger – um 150 Euro. Kas­siert wird für fast alles, was sich die Leu­te ein­re­den las­sen. Um 300 Euro kann man Genos­sen­schaf­ter einer „IBB“ (Ich bin Bank) wer­den, für die man aber ins­ge­samt 450.000 Euro brau­che. Für 400 Euro kann man einen Appa­rat erwer­ben, der end­los Strom lie­fern wür­de, wenn man ihn denn vor­her ein hal­bes Jahr an die Steck­do­se hängt.

Was im Bei­trag nicht erwähnt wird: Die Staa­ten­bünd­le­rIn­nen, die da gna­den­los für ihre Dumm­heit abge­zockt wer­den, ver­schaf­fen sich zumin­dest kurz­fris­tig mone­tä­re Vor­tei­le, indem sie auf ver­schie­de­ne Arten die Repu­blik Öster­reich, die sie nicht aner­ken­nen, abzu­zo­cken ver­su­chen. Schö­nes Bei­spiel: der Kärnt­ner Poli­zist, der sich von der Repu­blik Öster­reich los­ge­sagt hat, aber wei­ter von ihr bezahlt wer­den will. Das funk­tio­niert zwar nicht lan­ge, aber in der Regel doch län­ger als das hal­be Jahr, das es braucht, bis der Traum mit dem Strom­ap­pa­rat platzt.