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Info-Direkt (Teil III): Reaktionen

Nach den mas­sen­haf­ten Fun­den von Pla­gia­ten in den Print-Aus­­­ga­­ben der rechts­extre­men Zeit­schrift „Info-Direkt“ haben wir eini­ge der pla­gi­ier­ten Autoren, Medi­en und Ein­rich­tun­gen ange­schrie­ben, sie über die Pla­gia­te infor­miert und mitt­ler­wei­le auch schon ers­te Reak­tio­nen erhal­ten. Auch „Info-Direkt“ reagiert: ziem­lich ver­hal­ten auf die Vor­wür­fe, dafür sehr flei­ßig mit Löschun­gen der Pla­gia­te in der Online-Aus­­­ga­­be. Bra­vo! Fein, […]

21. Mrz 2017

Wir haben in der Vor­wo­che eini­ge der pla­gi­ier­ten AutorIn­nen und Insti­tu­tio­nen ange­schrie­ben, ihnen die Pla­gia­te geschickt und sie um eine Stel­lung­nah­me gebe­ten. Erwar­tungs­ge­mäß woll­ten die Medi­en bzw. Insti­tu­tio­nen, die ange­schrie­ben wur­den, zunächst ein­mal über ihre Rechts­an­wäl­te und Rechts­ab­tei­lun­gen die Vor­wür­fe prü­fen, reagier­ten also eher ver­hal­ten, wäh­rend die ange­schrie­be­nen Jour­na­lis­tIn­nen und Wis­sen­schaf­ter sehr ein­deu­tig reagierten.

Über die sehr aus­führ­li­che Stel­lung­nah­me des Publi­zis­tik­pro­fes­sors Roland Bur­kart von der Uni Wien haben wir schon in Teil I die­ser Serie berich­tet. „Frech und schlicht unge­heu­er­lich“ ist für Bur­kart, dass sein Bei­trag nicht nur „fast zur Gän­ze wort­wört­lich abge­schrie­ben“, son­dern „dort, wo das nicht der Fall ist, (…) auch noch inhalt­lich ent­stellt“ wur­de.

Von der Heinrich–Böll-Stiftung haben wir zur Ant­wort erhal­ten, dass die Ange­le­gen­heit geprüft wird. Fast gleich­lau­tend die Reak­ti­on der Rosa-Luxem­burg-Stif­tung: „Wir wer­den das prü­fen und uns dann bei Ihnen mel­den.“ Das Kura­to­ri­um für Jour­na­lis­ten­aus­bil­dung (KfJ) schrieb: „Aus Sicht unse­res Anwalts ist der vor­lie­gen­de Fall ein kla­rer Ein­griff in die Ver­wer­tungs­rech­te des KfJ.

Der Publi­zist Johann-Gün­ther König aus Bre­men schick­te uns eine aus­führ­li­che Stel­lung­nah­me: „In der Tat han­delt es sich bei den von ihnen mar­kier­ten Stel­len um geschickt gereih­te For­mu­lie­run­gen aus mei­nem Buch ‚Alle Macht den Kon­zer­nen’, das gewiss nicht für rechts­extre­me Krei­se ver­fasst wur­de, geschwei­ge denn ihnen als Bau­stel­le die­nen soll. (…) Die Zita­te wur­den mei­nem Werk ab S. 188 ent­nom­men.

Auch vom His­to­ri­ker Univ.-Prof. Micha­el Geh­ler erhiel­ten wir eine kla­re Stel­lung­nah­me: „Mir ist ‚Info-Direkt’ als Organ über­haupt nicht bekannt gewe­sen. Der auf­ge­zeig­te Pla­gi­ats­nach­weis ist ein­deu­tig. Dage­gen ist m.E. auch vor­zu­ge­hen.

Mar­tin Grei­ve, des­sen gemein­sam mit Tina Kai­ser ver­fass­ter Bei­trag für die „Welt“ über das US-Steu­er­ab­kom­men FATCA pla­gi­iert wur­de, ant­wor­te­te so: „Das fin­de ich schon sehr unan­ge­nehm, nach einem kur­zen Blick auf die Home­page habe ich ein gro­bes Bild von dem Maga­zin gewin­nen kön­nen. Da es die Welt am Sonn­tag betrifft und sol­che ‚Pla­gi­ats-Ange­le­gen­hei­ten’ immer Sache des Ver­la­ges sind, habe ich mal bei mei­nem alten Arbeit­ge­ber ange­fragt, wie er damit umge­hen will.“ Sei­ne Mit­au­torin Tina Kai­ser schrieb uns: „Sehr inter­es­sant, dan­ke für den Hin­weis. Ich wer­de mit unse­rer Rechts­ab­tei­lung klä­ren, ob wir dage­gen recht­lich vor­ge­hen.

Beim Spie­gel ist es ähn­lich wie bei ande­ren gro­ßen Medi­en­kon­zer­nen nicht so ein­fach, eine pas­sen­de Mail­an­schrift zu fin­den. Die Abtei­lung „Rech­te und Lizen­zen“ lei­te­te unse­re Pla­gi­ats­hin­wei­se an die Geschäfts­füh­rung wei­ter. Auch bei der „Süd­deut­schen Zei­tung“, die pla­gi­iert und – zum Dank? – als wider­lich bezeich­net wur­de, ist die Geschäfts­lei­tung mitt­ler­wei­le informiert.

„Info-Direkt“ hat sich zu einer erwar­tungs­ge­mäß jam­mer­vol­len Stel­lung­nah­me in sei­ner Online-Aus­ga­be auf­ge­rafft. „Unlieb­sa­me Mei­nun­gen und Kri­ti­ker“ sol­len mund­tot gemacht wer­den, jam­mert man dort und phan­ta­siert von einem auf­ge­zwun­ge­nen „Cor­don sani­taira“ (?), den „Info-Direkt“ mit sei­ner auf­re­gen­den Bericht­erstat­tung durch­bro­chen habe. Auf die eigent­li­chen Vor­wür­fe geht „Info-Direkt“ erst gar nicht ein, son­dern beschäf­tigt sich lie­ber damit, ob eine Klags­le­gi­ti­ma­ti­on gege­ben sei. Aber viel­leicht gibt es dann auch nicht eine Kla­ge, son­dern mehrere?

Auf der Face­book-Sei­te von „Info-Direkt“ regt sich sogar Kri­tik. Kurt F. schreibt: „Es ist schlecht wenn ID [Info­Di­rekt, Anmk. SdR] den Sys­tem­nut­ten eine Angriffs­flä­che bie­tet (ich habe den Stan­dard­ar­ti­kel gele­sen, schlech­te Optik für ID). Bit­te wer­det pro­fes­sio­nel­ler, Öster­reich braucht euch wie einen Bis­sen.“ Und Alex­an­dra B., selbst Autorin bei „Info-Direkt“: „es ist auch wider­sprüch­lich, ‚den’ main­stream abzu­leh­nen und dann nicht bloss zu zitie­ren, um dies zu bele­gen, son­dern um auf ein­fa­che wei­se arti­kel zu bas­teln.

Frühjahrsputz bei InfoDirekt - dutzende Seiten wurden gelöscht.
Früh­jahrs­putz bei Info-Direkt — dut­zen­de Sei­ten wur­den (nach der Kri­tik) gelöscht.

Flei­ßig waren die Bur­schen von „Info-Direkt“ dafür beim Heim(seiten)putz. Die Online-Ver­si­on von „Info-Direkt“ ist in den letz­ten Tagen von Pla­gia­ten gesäu­bert wor­den, aber es liegt noch so viel rechts­extre­mer Müll her­um, der auch drin­gend zu ent­sor­gen wäre. Also bit­te wei­ter so!

Wei­te­re Bei­trä­ge zum Thema:
➡️ stopptdierechten.at, 19.3.2017: Info-Direkt (Teil I): Das Maga­zin der Plagiatoren
➡️ stopptdierechten.at, 20.3.2017: Info-Direkt (Teil II): Der Oberplagiator

➡️ stopptdierechten.at, 14.4.2015: Wer steckt hin­ter „Info-Direkt“?
➡️ stopptdierechten.at, 7.2.2017: Was uns die ‚Iden­ti­tä­ren‘ auf ihrem Jah­res­kon­gress ver­rie­ten (Teil 1)
➡️ stopptdierechten.at, 13.5.2015: Ein rechts­extre­mes Maga­zin prä­sen­tiert sich

➡️ profil.at, 18.3.2017: Die FPÖ-nahe Zeit­schrift „Info-Direkt“ wet­tert gegen die „Lügen­pres­se“ – und kopiert sie dreist