Fake I: Eine Grüne für Hofer?

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Man soll­te die Mel­dung der Gra­tis­zei­tung heu­te vom 9.11.2016 „Erz-Grü­ne tritt jetzt für blau­en Hofer ein“ nicht gleich wie­der abha­ken, denn sie mach­te gleich die Run­de auf Face­book – und heu­te gefiel sie so gut, dass sie gleich am nächs­ten Tag wie­der­holt wur­de. Falsch ist sie den­noch, denn die im Bei­trag als Erz-Grü­ne bezeich­ne­te Inge Rauscher hat­te mit der Grü­nen Par­tei noch nie etwas am Hut. Ganz im Gegenteil!

Hat sich heu­te eine Rechts­extre­me aus­ge­borgt, um mit ihrem Tes­ti­mo­ni­al für Hofer die­sem zu scha­den? Das wäre zu viel um die Ecke gedacht, denn in den heu­te-Bei­trä­gen wird an kei­ner Stel­le erwähnt, dass Inge Rauscher nicht nur schon vor Jahr­zehn­ten in der äußers­ten rech­ten Ecke posi­tio­niert war, son­dern auch bis heu­te dort geblie­ben ist.

Der Bericht über Inge Rauscher in der "heute" vom 9.11.2016...

Der Bericht über Inge Rauscher in der „heu­te” vom 9.11.2016 …

Inner­halb der Ver­ein­ten Grü­nen Öster­reichs“ (VGÖ), die sich ursprüng­lich als kon­ser­va­ti­ves Gegen­pro­jekt zur „Alter­na­ti­ven Lis­te Öster­reichs“, einem Vor­läu­fer der heu­ti­gen Grü­nen, ver­stan­den, gehör­te Inge Rauscher zum äußerst rech­ten Flü­gel. Franz Schandl schreibt in einem Bei­trag über die „Her­aus­bil­dung der Grü­nen in Nie­der­ös­ter­reich über die VGÖ-Spit­ze in NÖ in den 1980er-Jah­ren: „Die dama­li­ge Füh­rungs­rie­ge um Inge Rauscher, Her­mann Soy­ka oder Ilse Hans (die spä­ter FPÖ-Land­tags­ab­ge­ord­ne­te wer­den soll­te) ten­dier­ten alle­mal zur äußers­ten Rech­ten.

...und weils richtiger wird wenn mans wiederholt: Gleich nochmal in Ausgabe vom 10.11.2016.

… und weil’s bekannt­lich rich­ti­ger wird, wenn es wie­der­holt wird: gleich noch­mals in Aus­ga­be vom 10.11.2016

Dar­an hat sich auch spä­ter nichts geän­dert. Inge Rauscher, die in ihrer Hei­mat­ge­mein­de Zei­sel­mau­er mit einer „Grü­nen Bür­ger­lis­te“ kan­di­dier­te, hat schon im Jahr 1989 die FPÖ-Umwelt­po­li­tik begrüßt und zur Unter­stüt­zung von Jörg Hai­der auf­ge­ru­fen. Dem wie­der­um kam es sehr gele­gen, dass sich eine, die sich selbst als Grü­ne bezeich­nen konn­te (weil es damals noch kei­nen Namens­schutz gab), über die Grü­nen urteil­te, dass sie „fal­sche Ant­wor­ten auf rich­ti­ge Fra­gen geben“ wür­den.

Im Jahr 2000 war Inge Rauscher als Refe­ren­tin bei der Aka­de­mie der neo­na­zis­tisch ori­en­tier­ten „Akti­ons­ge­mein­schaft für Poli­tik“ (AfP) ver­tre­ten – neben dem Holo­caust-Leug­ner und Revi­sio­nis­ten Wal­ter Lüftl. Rauschers Lebens­pro­jekt, das sie bei der AfP-Aka­de­mie den ver­sam­mel­ten Neo­na­zis und Rechts­extre­men prä­sen­tier­te, war ihr Wider­stand gegen das Pro­jekt einer Euro­päi­schen Eini­gung bzw. für den Aus­tritt Öster­reichs aus der Euro­päi­schen Uni­on, den sie sofort nach dem Bei­tritt 1994 mit einer Anfech­tung beim Ver­fas­sungs­ge­richts­hof ver­geb­lich bekämpft hatte.

Ihre gro­ße Stun­de war 2015 gekom­men, als Ende Juni das Volks­be­geh­ren für den Aus­tritt aus der EU zur Abstim­mung kam, das von Inge Rauscher und der Anwäl­tin Eva Maria Bar­ki, die übli­cher­wei­se die unga­ri­schen Rechts­extre­men ver­tritt ange­führt wur­de. Inner­halb der extre­men Rech­ten wur­de Inge Rauscher her­um­ge­reicht. Jür­gen Elsäs­ser spricht bei ihrer Initia­ti­ve „Hei­mat und Umwelt“, sie selbst wird von Micha­el Vogt, einem Pos­til­lon der extre­men Rech­ten, durch ein Inter­view in der Sze­ne geadelt. Bei der Prä­sen­ta­ti­on der rechts­extre­men und puti­nis­ti­schen Zeit­schrift „info-direkt“ darf sie Wer­bung für ihre Zeit­schrift „Weg­war­te“ und ihre Initia­ti­ve „Hei­mat und Umwelt“ machen.

Ihrer Behaup­tung in heu­te („Wir sind kein Anhäng­sel der FPÖ”) muss daher fol­gen­der­ma­ßen ergänzt wer­den: Die Initia­ti­ve „Hei­mat und Umwelt“ bzw. Rauscher selbst sind Anhäng­sel oder Teil der rechts­extre­men Sze­ne in Öster­reich, haben daher mit Sicher­heit mit den Grü­nen bzw. der Grü­nen Par­tei nichts zu tun.