Nenzing (Vlbg): Der Amoklauf eines Neonazi

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Noch feh­len vie­le Details, aber eines ist klar: Der Mann, den die „Kro­ne“ mit einem Foto als den für den Amok­lauf von Nen­zing ver­ant­wort­li­chen Täter prä­sen­tiert, ist der Neo­na­zi Gre­gor S. (27). Gre­gor S. hat am Sonn­tag, 22. Mai um drei Uhr Früh die Kalasch­ni­kow aus sei­nem PKW geholt und wahl­los auf die noch anwe­sen­den Teil­neh­me­rIn­nen eines Rocker­fests des MC „The Lords“ in Nen­zing gefeu­ert, ehe er sich selbst hinrichtete.

Zwi­schen 30 und 40 Schüs­se hat Gre­gor S. aus sei­ner Kalasch­ni­kow abge­feu­ert, damit zwei Men­schen kalt­blü­tig erschos­sen und wei­te­re elf zum Teil sehr schwer ver­letzt. Unter den Teill­neh­me­rIn­nen des mehr­tä­gi­gen Rocker­fes­tes brach Panik aus, und die meis­ten flüch­te­ten in die angren­zen­den Wäl­der. Anschlie­ßend erschoss sich Gre­gor S. selbst mit sei­ner Waffe.


Was Gre­gor S. so gefällt

Das Motiv der Tat soll ein Bezie­hungs­streit gewe­sen sein. Gre­gor S., der zwei­fa­cher Vater ist, soll mit sei­ner Freun­din auf dem Park­platz des Fes­ti­val­ge­län­des einen hef­ti­gen Streit gehabt haben, ehe er zur Tat schritt und wahl­los auf Men­schen schoss – sei­ne Freun­din ist nicht unter den Toten und Verletzten.

Klar ist jeden­falls, dass Gre­gor S. ein lang­jäh­ri­ger Akti­vist der Vor­arl­ber­ger Neo­na­zi-Sze­ne ist. Die ers­te Erwäh­nung datiert aus dem Jahr 2005, wo er mit ande­ren gewalt­be­rei­ten Neo­na­zis aus dem Umfeld der Vor­arl­ber­ger Blood & Honour-Sze­ne an einem Angriff auf ein Punk­kon­zert am 25.12. 2005 in Blu­denz betei­ligt war. Die Neo­na­zis – unter ihnen auch Gre­gor S. — waren mit Base­ball­schlä­gern, Pfef­fer­sprays und Gas­pis­to­len bewaff­net und wur­den nach eini­gen Angrif­fen fest­ge­nom­men und wegen Kör­per­ver­let­zung angezeigt.


Blood & Honour-“Schießwettkampf” auf einem Schieß­stand in Feld­kirch, Quel­le: vol.at

Die „Kro­ne“ (Vor­arl­berg) weiß noch mehr über ihn: „2005 wur­de ein Waf­fen­ver­bot über ihn ver­hängt, dann folg­ten Ver­ur­tei­lung wegen Kör­per­ver­let­zun­gen und gefähr­li­cher Dro­hung. 2012 war er in psych­ia­tri­scher Behandlung.“


Was Gre­gor S. so gefällt

Die Vor­arl­ber­ger Neo­na­zi-Sze­ne, die sich in den letz­ten Mona­ten wie­der gesam­melt hat und mit einer gewalt­tä­ti­gen Akti­on in Spiel­feld im Novem­ber des Vor­jah­res auf­ge­fal­len ist, gilt als sehr gewalt­be­reit. Zuletzt war es 2009 bei einer Mas­sen­schlä­ge­rei zwi­schen Mit­glie­dern des MC „Out­si­der“ und Nazi-Skins aus der „Blood & Honour“-Szene zu einem Toten und meh­re­ren Schwer­ver­letz­ten gekommen.


Unga­ri­sche Neo­na­zis in Vor­arl­berg, Quel­le: vol.at

Gre­gor S. war über die Jah­re hin­weg immer Teil die­ser Sze­ne. Sein Face­book-Kon­to weist neben einer FPÖ-Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­ten unter „Freun­den“ fast alle ein­schlä­gi­gen Grö­ßen der Vor­arl­ber­ger Neo­na­zi-Sze­ne aus. Unter den „Gefällt mir“-Seiten fin­den sich schwe­re Anti­se­mi­ten und Holo­caust­leug­ner wie Ursu­la Haver­beck und Horst Mahler, die „Euro­päi­sche Akti­on“, aber auch die mitt­ler­wei­le unbe­treu­te Face­book-Sei­te von alpen-donau.info.

Pres­se­aus­sen­dun­gen:

Harald Wal­ser zur Amok­tat in Nen­zing: Rechts­extre­me Sze­ne immer gewaltbereiter
 Maut­hau­sen­ko­mi­tee: Neo­na­zi tötet drei Menschen